Feuerfarb von Sophie Friederike Mereau

Ich weiß eine Farbe, der bin ich so hold,
Die achte ich höher als Silber und Gold,
Die trag' ich so gerne um Stirn' und Gewand,
Und habe sie Farbe der Wahrheit genannt.
 
Wohl reizet die Rose mit sanfter Gewalt;
Doch bald ist verblichen die süße Gestalt:
Drum ward sie zur Blume der Liebe geweiht;
Bald schwindet ihr Zauber vom Hauche der Zeit.
 
Die Bläue des Himmels strahlt herrlich und mild;
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Drum gab man der Treue dies freundliche Bild.
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Doch trübet manch Wölkchen den Aether, so rein:
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So schleichen beim Treuen oft Sorgen sich ein.
 
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Die Farbe des Schnees, so strahlend und licht,
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Heißt Farbe der Unschuld; doch dauert sie nicht.
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Bald ist es verdunkelt, das blendende Kleid;
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So trüben auch Unschuld Verläumdung und Neid.
 
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Und Frühlings, von schmeichelnden Lüftchen entbrannt,
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Trägt Wäldchen und Wiese der Hoffnung Gewand.
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Bald welken die Blätter und sinken hinab:
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So sinkt oft der Hoffnung liebste in's Grab.
 
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Nur Wahrheit bleibt ewig, und wandelt sich nicht;
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Sie flammt wie der Sonne alleuchtendes Licht;
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Ihr hab' ich mich ewig zu eigen geweiht
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Wohl dem, der ihr blitzendes Auge nicht scheut!
 
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Warum ich, so fragt ihr, der Farbe, so hold,
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Den heiligen Namen der Wahrheit gezollt?
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Weil flammender Schimmer von ihr sich ergießt,
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Und ruhige Dauer sie schützend umschließt.
 
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Ihr schadet der nässende Regenguß nicht,
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Noch bleicht sie der Sonne verzehrendes Licht;
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Drum trag' ich so gern sie um Stirn und Gewand,
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Und habe sie Farbe der Wahrheit genannt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Feuerfarb“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
242
Entstehungsjahr
1770 - 1806
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Feuerfarb“ der Autorin Sophie Friederike Mereau. 1770 wurde Mereau in Altenburg geboren. In der Zeit von 1786 bis 1806 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik oder Romantik zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 242 Worte. Weitere Werke der Dichterin Sophie Friederike Mereau sind „Vergangenheit“, „Der Knabe“ und „Der Beständige“. Zur Autorin des Gedichtes „Feuerfarb“ haben wir auf abi-pur.de weitere 31 Gedichte veröffentlicht.

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