Uber die Nachtigal von Catharina Regina von Greiffenberg

1.
Hört der holden Nachtigall
süssen Schall /
durch den Busch erschallen:
sie will / durch ein Kling-Gedicht /
ihre Pflicht
ihrem Schöpffer zahlen.
 
2.
In dem weiß-geschmälzten Zelt
10 
aller Welt /
11 
seinen Ruhm sie singet:
12 
dahin zielt ihr Müh' und Fleiß /
13 
daß sein Preiß
14 
hell von ihr erklinget.
 
15 
3.
16 
Dir / dir / dir / O höchster Hort /
17 
ohne Wort
18 
pfleg' ich Dank zu geben:
19 
ohne End ist mein Begehr /
20 
deine Ehr'
21 
äusserst zu erheben.
 
22 
4.
23 
Jede Feder fordert Lob /
24 
ist ein Prob
25 
deiner milden Güte.
26 
Gib / so offt ich sie aufschwing /
27 
daß erkling
28 
Dank aus dem Gemüte.
 
29 
5.
30 
Jedes Würmlein / das ich iss /
31 
ist gewiß
32 
deiner Schickung Gabe.
33 
Nimm / Erhalter / vor die Speiß /
34 
diesen Preiß /
35 
und mich ferner labe!
 
36 
6.
37 
Dir sey Lob vor diesen Ast /
38 
wo ich rast:
39 
doch nit / dich zu loben.
40 
Nein! dein Ruhm wird für und für /
41 
dort und hier /
42 
hoch von mir erhoben.
 
43 
7.
44 
Du hast / schöne Singerin /
45 
meinen Sinn
46 
auch in was ermundert.
47 
Nur von Gottes Gnad sing ich /
48 
weil ich mich
49 
ganz in sie verwundert.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.7 KB)

Details zum Gedicht „Uber die Nachtigal“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
49
Anzahl Wörter
160
Entstehungsjahr
1633 - 1694
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Catharina Regina von Greiffenberg ist die Autorin des Gedichtes „Uber die Nachtigal“. 1633 wurde Greiffenberg geboren. Im Zeitraum zwischen 1649 und 1694 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Barock zuordnen. Greiffenberg ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit etwa 1800 die literarische Produktion in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet und folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen („barocco“) und bedeutet so viel wie seltsam geformte, schiefrunde Perle. Der Dreißigjährige Krieg, der im Jahr 1618 begann und 30 Jahre später (also 1648) endete, hat die Epoche des Barocks in hohem Maße geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Bevölkerung litt unter den Kämpfen, Hungersnöten, aber vornehmlich unter der Pest, an der viele Menschen starben. Die Bevölkerung in Deutschland ging um etwa ein Drittel zurück. Die Epoche des Barocks in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen vordergründig das Diesseits und das Jenseits oder das Sein und der Schein im Mittelpunkt der Literatur. Von Gegensätzen gezeichnet war auch das Leben der Menschen. So lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen und verschwenderischen Lebensstil. In Deutschland führte der Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache in der Literatur - einschließlich der wissenschaftlichen und philosophischen Literatur - durch die deutsche Sprache. Da in der Zeit des Barocks die äußere Ästhetik und der Wohlklang eines literarischen Werkes eine bedeutende Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden sehr gerne Metaphern, Symbole und Hyperbolik (Übertreibung) genutzt.

Das Gedicht besteht aus 49 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 160 Worte. Die Gedichte „Herzliche Lobens-Begierde“, „Ich wolt / ich könte so Beginnen“ und „In Mittelpunct der Ruh / die ewig sich beweget“ sind weitere Werke der Autorin Catharina Regina von Greiffenberg. Zur Autorin des Gedichtes „Uber die Nachtigal“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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