An eine schöne Erscheinung am Dreikönigtag von Clemens Brentano

Nicht allen war der Himmel gleich geneigt,
Und jeglichem ist andre Pflicht gegeben
Wie mancher betet an, indes die Lippe schweigt,
Der andere darf nur die Blicke heben,
Der König Gold der Weise Mirrhen reicht
Und Weihrauchwolken läßt der Melchior schweben,
Der Kinder Lallen und der Liebe Stammeln,
Des Sängers Lied muß sich zum Dienste sammlen.
 
Es hat der Herr sich eine Welt erbaut,
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Er hat sie mit der Schönheit ausgeschmücket,
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Er hat sie dem Gesetze anvertraut,
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Sein Siegel auf des Menschen Stirn gedrücket,
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O selig wer in solche Augen schaut,
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Die solche Seligkeit der Welt entzücket,
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Ihm ist der Herr, ihm ist das Reich erschienen
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Er weiß, er weiß, wo's lieblich ist zu dienen.
 
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Wie gütig ist der Herr, der überall,
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Da wo ich bin, da will er mir erscheinen,
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Und wo ich singe grüßet ihn der Widerhall
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Und wo ich denke kann ich ihn nur meinen,
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Ihn lob' ich lachend mit der Freude Schall
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Ihn ehrt der Trauer stillbescheidnes Weinen,
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Und was mich rührte, darf ich stolz auch singen,
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Denn nur zu ihm erheben sich die Schwingen.
 
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Mir ward ein Aug', was herrlich ist, zu sehen
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Ein Herz ward mir, was würdig ist zu hegen,
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Die Sonne will mir auf und untergehen,
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Der Anmut geh' ich treu und fromm entgegen,
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Vor dir du schöner Mensch mag gern ich stehn,
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Dir, mir zu lieb nicht, nein nur Gottes Wegen.
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Sei irdisch Himmel mir, und himmlisch Erde
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Daß Freundesdienst ein Gottesdienst mir werde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „An eine schöne Erscheinung am Dreikönigtag“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
243
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „An eine schöne Erscheinung am Dreikönigtag“ ist Clemens Brentano. Geboren wurde Brentano im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz). In der Zeit von 1794 bis 1842 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Musik und der Literatur hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige zu benennende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 243 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Clemens Brentano sind „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“, „Was reif in diesen Zeilen steht“ und „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An eine schöne Erscheinung am Dreikönigtag“ weitere 297 Gedichte vor.

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