Über Berg und Tal getragen von Clemens Brentano
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Über Berg und Tal getragen, |
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Nieder in den See getaucht, |
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Ist das Licht von meinen Tagen |
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Und in Klagen |
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Bebend meine Seele haucht. |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
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Sonne magst nur niedersinken, |
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Geh nur auf, du roter Mond |
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Und ihr Sterne mögt nur blinken, |
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Hab' mein Flehen nicht belohnt |
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Euer Winken |
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Sagt mir nicht, wo Lindi wohnt. |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
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Jetzt mag wohl die Lilie drehen, |
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Ihren Kelch zu diesem Stern |
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Und mit Licht und kühlem Wehen |
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Füllen, was ich küßte gern |
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Heißes Flehen! |
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Zieh zu ihr, zu ihr so fern! |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
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War ich doch die kleine Mücke, |
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Die auf ihren Nacken flog |
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Und ein Tröpfchen meinem Glücke, |
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Aus den blauen Adern flog |
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Daß zurücke |
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Sie nach mir sich zürnend bog. |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
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War ich doch das Regentröpfchen, |
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Das ihr auf die Wange fiel |
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Und sie schüttelte das Köpfchen |
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Und es rann zu süßerm Ziel. |
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Süß Geschöpfchen! |
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O das war zu viel, zu viel! |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
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Alles war ich, war das Sehnen, |
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Das sie grüßt im Abendrot, |
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War der Herdenglocke Tönen, |
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Das ihr Gruß der Heimat bot, |
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War die Tränen, |
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War die unbestimmte Not |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
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O du durst'ger Strahl der Augen, |
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Der zum Monde trinken geht, |
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Selig fühlte ich dein Saugen! |
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Licht und Luft, die mich umweht |
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War das Hauchen |
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Ihrer Lippen im Gebet. |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
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Eines weiß ich, eine Decke |
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Kühl und lind, auf der sie ruht, |
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Die von Ecke ich zu Ecke |
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Deckte mit der Küsse Glut. |
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Nicht erschrecke |
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Süßes Lieb, o schlafe gut. |
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Gute Ruh', gute Ruh', |
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O süße Turtel wie marterst du! |
Details zum Gedicht „Über Berg und Tal getragen“
Clemens Brentano
8
63
310
1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Clemens Brentano ist der Autor des Gedichtes „Über Berg und Tal getragen“. Brentano wurde im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1794 und 1842. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige zu benennende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.
Das 310 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 63 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied vom Rhein“, „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“ und „Was reif in diesen Zeilen steht“. Zum Autor des Gedichtes „Über Berg und Tal getragen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 297 Gedichte veröffentlicht.
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