Wie wenn am Feiertage, das Feld zu sehn von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Wie wenn am Feiertage, das Feld zu sehn, |
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Der Landmann geht, des Morgens, wenn |
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Aus heißer Nacht die kühlenden Blitze fielen |
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Die ganze Zeit und fern noch tönet der Donner. |
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In sein Gestade wieder tritt der Strom, |
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Und frisch der Boden grünt, |
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Und von des Himmels erfreuendem Regen |
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Der Weinstock trauft, und glänzend |
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In stiller Sonne stehn die Bäume des Haines: |
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So stehn sie unter günstiger Witterung, |
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Sie, die kein Meister allein, die wunderbar |
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Allgegenwärtig erzieht in leichtem Umfangen |
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Die mächtige, die göttlichschöne Natur. |
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Drum wenn zu schlafen sie scheint zu Zeiten des Jahrs |
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Am Himmel oder unter den Pflanzen oder den Völkern, |
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So trauert der Dichter Angesicht auch, |
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Sie scheinen allein zu sein, doch ahnen sie immer. |
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Denn ahnend ruhet sie selbst auch. |
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Jetzt aber tagts! Ich harrt und sah es kommen, |
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Und was ich sah, das Heilige, sei mein Wort. |
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Denn sie, sie selbst, die älter denn die Zeiten |
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Und über die Götter des Abends und Orients ist, |
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Die Natur ist jetzt mit Waffenklang erwacht, |
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Und noch vom Äther bis zum Abgrund nieder |
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Nach festem Gesetze, wie einst, aus heiligem Chaos gezeugt, |
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Fühlt neu die Begeisterung sich, |
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Die Allerschaffende wieder. |
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Und wie im Aug ein Feuer dem Manne glänzt, |
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Wenn Hohes er entwarf, so ist |
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Von neuem Zeichen, den Taten der Welt jetzt |
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Ein Feuer angezündet in der Seele der Dichter. |
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Und was zuvor geschah, doch kaum gefühlt, |
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Ist offenbar erst jetzt, |
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Und die uns lächelnd den Acker gebaut |
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In Knechtsgestalt, sie sind bekannt dir, |
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Die Allebendigen, die Kräfte der Götter. |
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Erfrägst du sie? im Liede wehet ihr Geist, |
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Wenn es der Sonn des Tags und warmer Erd |
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Entwächst, und Wettern, die in der Luft, und andern, |
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Die vorbereiteter in Tiefen der Zeit |
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Und deutungsvoller und vernehmlicher uns |
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Hinwandeln zwischen Himmel und Erd und unter den Völkern. |
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Des gemeinsamen Geistes Gedanken sind |
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Still endend in der Seele des Dichters. |
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Daß schnellbetroffen sie, Unendlichem |
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Bekannt seit langer Zeit, von Erinnerung |
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Erhebt, und ihr, von heiligem Strahl entzündet, |
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Die Frucht in Liebe geboren, der Götter und Menschen Werk, |
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Der Gesang, damit er beiden zeuge, glückt. |
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So fiel, wie Dichter sagen, da sie sichtbar |
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Den Gott zu sehen begehrte, sein Blitz auf Semeles Haus |
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Und die göttlichgetroffene gebar, |
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Die Frucht des Gewitters, den heiligen Bacchus. |
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Und daher trinken himmlisches Feuer jetzt |
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Die Erdensöhne ohne Gefahr. |
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Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern, |
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Ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen, |
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Des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand |
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Zu fassen und dem Volk, ins Lied |
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Gehüllt, die himmlische Gabe zu reichen. |
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Denn sind nur reinen Herzens, |
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Wie Kinder wir, sind schuldlos unsere Hände. |
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Des Vaters Strahl, der reine, versenget nicht, |
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Und tieferschüttert die Leiden des Stärkeren, |
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Die hochherstürzenden in unaufhaltsamen Stürmen, |
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Mitleidend, bleibt das ewige Herz doch fest. |
Details zum Gedicht „Wie wenn am Feiertage, das Feld zu sehn“
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456
1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wie wenn am Feiertage, das Feld zu sehn“ des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin. Im Jahr 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Zwischen den Jahren 1786 und 1843 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 456 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 66 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „An die jungen Dichter“, „An unsre Dichter“ und „Das Schicksal“. Zum Autor des Gedichtes „Wie wenn am Feiertage, das Feld zu sehn“ haben wir auf abi-pur.de weitere 181 Gedichte veröffentlicht.
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