Antwort auf den Glückwunsch zur Würde eines Viertelsvogts von Johann Peter Hebel

's isch frili wohr, e Viertelsvogt,
wenn so ne Her im Sessel hockt,
und ißt si Fleisch und trinkt si Wi,
sel luegt e wenig anderst dri.
Sust hani wol zu Brot und Schunke
ne Moos, au anderthalbi trunke,
jez, wie's der Name mit em bringt,
der Viertelsvogt e Viertel zwingt.
Sust isch meng Eichli, ungvexirt,
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z' Nacht usem Gmeiwald furt spazirt,
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's het glengt no zu de chleine Poste,
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jez cha's bi Gost e Wäldli choste.
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Sust hani nit no Ehre gspannt,
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ha's au nit gha, 's isch wohlbikannt,
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jez heißt's: »Tue d'Augen uf, du Stock,
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siehsch nit, wer chunnt, der Viertelsvogt!«
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Sust hani, wiene Burgersma,
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mi Laubi und mi Lusti gha
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und bi mit Holz und andere Ware
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go Basel und ins Rebland gfahre.
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Jez isch's verbei, sel isch für d'Chnecht,
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die Lumperkerli, ebe recht.
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Der Viertelsvogt den Gaul besteigt
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und drauf hinein nach Basel reit.
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Ne brave Choli hani do,
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und isch mi zimli wolfel cho.
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I ha ne alte Esel gchauft,
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und vor der Hand zum Rößli tauft.
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Zerst hani sini Ohre gstuzt,
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druf hani en mit Chienrueß puzt,
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e falsche Zopf ans Füdle ghenkt,
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wo bis an Boden abe lengt,
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und riit jez druf in Stadt und Land,
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und woni näume gang und stand.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Antwort auf den Glückwunsch zur Würde eines Viertelsvogts“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
34
Anzahl Wörter
209
Entstehungsjahr
1760 - 1826
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Antwort auf den Glückwunsch zur Würde eines Viertelsvogts“ wurde von dem deutschen Dichter Johann Peter Hebel verfasst, der im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert lebte.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht in Alemannischer Mundart verfasst ist, was für viele Leser zum sofortigen Eindruck von Regionalität und Volksnähe führt. Hebel, der für seine Dialektdichtung bekannt ist, beschreibt in diesem Gedicht auf humorvolle Weise das neu erlangte Amt eines Viertelsvogts und die damit einhergehenden Veränderungen im Leben des lyrischen Ichs.

Inhaltlich geht es um die gesellschaftliche Aufstiegsfreude, aber auch um Zweifel und Selbstironie des lyrischen Ichs. Zu Anfang werden die augenscheinlichen Vorzüge hervorgehoben: besseres Essen und Trinken und mehr Ansehen in der Bevölkerung. Es werden jedoch gleichzeitig auch die Nachteile dargestellt: Der Viertelsvogt muss seine bisherige Arbeit aufgeben und an seine Untergebenen weitergeben. Seine Freizeitbeschäftigungen müssen zugunsten der Pflichten des Amtes zurückgestellt werden. Die letzte Strophe ist eine besonders humorvolle und selbstironische Darstellung davon, wie das lyrische Ich einen Esel zum Pferd umfunktioniert und somit symbolisch seine neue Position und das damit verbundene Prestige darstellt.

Hebels Gedicht ist in freien Versen verfasst und weist keinen klar erkennbaren Reimschema auf. Die Verwendung von Alemannischer Mundart verleiht dem Gedicht zusätzlich eine volksnahe und authentisch wirkende Atmosphäre. Die Sprache ist bildhaft und humorvoll, was durch Wortspiele und das Spiel mit den gesellschaftlichen Konventionen unterstrichen wird. Dabei wirkt das Gedicht volksnah und lebendig, da es den Alltag und die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit widerspiegelt. Gewöhnlichen Menschen und einfachen Gegenständen wie dem Esel verleiht Hebel mit seiner Sprache eine besondere Bedeutung und Würde.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Hebel in seinem Gedicht auf humorvolle und satirische Weise die alltäglichen Auswirkungen von gesellschaftlichem Aufstieg und der damit einhergehenden Verantwortung darstellt. Der Erzählstil und die volksnahe Sprache machen das Gedicht besonders ansprechend und zugänglich.

Weitere Informationen

Johann Peter Hebel ist der Autor des Gedichtes „Antwort auf den Glückwunsch zur Würde eines Viertelsvogts“. Der Autor Johann Peter Hebel wurde 1760 in Basel geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1776 und 1826. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 34 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 209 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Peter Hebel sind „Das Hexlein“, „Das Liedlein vom Kirschbaum“ und „Der Bettler“. Zum Autor des Gedichtes „Antwort auf den Glückwunsch zur Würde eines Viertelsvogts“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 60 Gedichte vor.

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