Das Hexlein von Johann Peter Hebel

Und woni uffem Schnid-Stuehl sitz
für Basseltang, und Liechtspöhn schnitz,
se chunt e Hexli wohlgimueth,
und frogt no frei: „Haut’s Messer guet?“
 
Und seit mer frei no Guete Tag!
und woni lueg, und woni sag:
„’s chönnt besser go, und Große Dank!“
se wird mer’s Herz uf eimol chrank.
 
Und uf, und furt enanderno;
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und woni lueg, ischs nümme do,
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und woni rüef: „Du Hexli he!“
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so gits mer scho kei Antwort meh.
 
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Und sieder schmeckt mer’s Esse nit;
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stell umme, was de hesch und witt,
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und wenn en Anders schlofe cha,
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se höri alli Stunde schla.
 
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und was i schaff, das g’rothet nit,
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und alli Schritt und alli Tritt,
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se chunnt mim Sinn das Hexli für
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und was i schwetz, isch hinterfür.
 
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’s isch wohr, es het e Gsichtli gha,
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’s verluegti si en Engel dra,
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und ’s seit mit so ’me freie Mueth,
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so lieb und süeß: „Haut’s Messer guet?“
 
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Und leider hani’s ghört und gseh,
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und sellemols und nümme meh.
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Dört ischs an Hag und Hurst verbei,
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und witers über Stock und Stei.
 
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Wer spöchtet mer mi Hexli us,
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wer zeigt mer siner Muetter Hus?
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I lauf no, was i laufe cha,
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wer weiß, se triffi’s doch no a!
 
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I lauf no alli Dörfer us,
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i suech und frog vo Hus zu Hus,
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und würd mer nit mi Hexli chund,
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se würdi ebe nümme g’sund.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Das Hexlein“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
236
Entstehungsjahr
nach 1776
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Hexlein“ stammt von Johann Peter Hebel, einem deutschen Dichter und Autor, der von 1760 bis 1826 lebte. Erbel ist bekannt für seine Mundartdichtung in alemannischer Mundart, die auch in „Das Hexlein“ zu sehen ist.

Das Gedicht hinterlässt bei der ersten Lektüre einen Eindruck des Rätselhaften und Geheimnisvollen. Die Erzählung des lyrischen Ichs von einer Begegnung mit einer vermeintlichen Hexe lässt den Leser in eine andere, fast magisch anmutende Welt eintauchen.

Inhaltlich erzählt das Gedicht die Geschichte eines Mannes, der auf eine Hexe trifft, während er an seinem Handwerk arbeitet. Die Hexe erscheint ihm freundlich und gut gelaunt und fragt ihn nach der Qualität seiner Messer. Die Begegnung hat einen tiefen Eindruck auf den Mann hinterlassen, so dass er danach nicht mehr in der Lage ist, normal zu arbeiten oder zu schlafen. Er ist ständig von Gedanken an die Hexe und ihr süßes Lächeln besessen. Schlussendlich beschließt er, sie zu suchen, obwohl er befürchtet, dass er ohne sie nicht mehr gesund werden kann.

Der Inhalt des Gedichts weist darauf hin, dass das lyrische Ich durch die Begegnung mit der Hexe tief bewegt wurde. Möglicherweise handelt es sich bei der „Hexe“ um eine Metapher für eine unwiderstehlich anziehende Frau, die das Ich in ihren Bann gezogen hat. Dies könnte auch die fortwährende Besessenheit mit ihr und seine verzweifelte Suche nach ihr erklären.

Die Form des Gedichts ist traditionell, mit jeweils vier Versen pro Strophe und einer klaren rhythmischen Struktur. Der Autor nutzt die alemannische Mundart, um dem Gedicht einen volksnahen Charakter zu geben und den regionalen Bezug zu unterstreichen. Der Sprachgebrauch und die phrasenhaften Ausdrücke tragen zur Atmosphäre des Geheimnisvollen und Volksmärchenhaften bei. Der alemannische Dialekt erschwert allerdings für Nicht-Dialektsprecher das unmittelbare Verständnis, was aber wiederum die Rätselhaftigkeit des Gedichts unterstreichen könnte.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Hexlein“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Peter Hebel. Der Autor Johann Peter Hebel wurde 1760 in Basel geboren. Zwischen den Jahren 1776 und 1826 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Karlsruhe. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 236 Worte. Johann Peter Hebel ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Liedlein vom Kirschbaum“, „Der Bettler“ und „Der Karfunkel“. Zum Autor des Gedichtes „Das Hexlein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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