Agatha, an der Bahre des Pathen von Johann Peter Hebel

Chumm Agethli, und förcht der nit,
i merk scho, was de sage witt.
Chumm, b’schau di Götti no ne mol,
und brieg nit so, es isch em wohl.
 
Er lit so still und fründli do,
me meint, er los, und hör mi no,
er lächlet frei, o Jesis Gott,
as wenn er näumis sage wott.
 
Er het e schweri Chranket gha.
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Er seit: „Es griift mi nümmen a!
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der Tod het iez mi Wunsch erfüllt
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und het mi hitzig Fieber gstillt.“
 
13 
Er hat au menge Chummer gha.
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Er seit: „Es ficht mi nümmen a,
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und wienes goht, und was es git,
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im Chilchhof niede höris nit.“
 
17 
Er het e böse Nochber gha.
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Er seit: „I denk em nümme dra,
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und was em fehlt, das tröst en Gott
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und gebem au e sanfte Tod.“
 
21 
Er het au sini Fehler gha.
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’s macht nüt! Mer denke nümme dra.
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Er seit: „I bi iez frei dervo,
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’s isch nie us bösem Herze cho.“
 
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Er schloft, und luegt di nümmen a,
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und het so gern si Gotte gha.
 
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Er seit: „Wills Gott, mer werde scho
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im Himmel wieder z’semme cho!“
 
29 
Gang, Agethli, und denk mer dra!
30 
De hesch e brave Götti g’ha.
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Gang, Agethli, und halt di wohl!
32 
Di Stündli schlacht der au ne mol.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Agatha, an der Bahre des Pathen“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
214
Entstehungsjahr
nach 1776
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Agatha, an der Bahre des Pathen“ wurde von dem deutschen Schriftsteller Johann Peter Hebel geschrieben, der von 1760 bis 1826 lebte. Das bedeutet, dass das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik (1795 - 1848) einzuordnen ist.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer emotionalen, zugleich aber auch realistischen Annäherung an das Thema Tod und Umkehr: Diese Thematik wird auf eine Art und Weise präsentiert, die nicht ausschließlich traurig, sondern teils auch tröstlich und lebensbejahend erscheint.

Im Inhalt des Gedichts richtet sich das lyrische Ich zunächst an eine Person namens Agatha („Agethli“) und beschwichtigt sie, keine Angst zu haben. Sie soll sich den Verstorbenen, scheinbar ihren Paten, noch einmal ansehen. Es folgen verschiedene Strophen, in denen der Verstorbene als jemand dargestellt wird, der im Tod Frieden gefunden hat. Er leidet nicht mehr unter Krankheit, Kummer und menschlichen Fehlern. Sein Gesicht scheint sogar zu lächeln, er ist befreit von den Sorgen des Lebens. Das lyrische Ich spendet Trost, indem es davon spricht, wie sogar ein unangenehmer Nachbar dem Verstorbenen nichts mehr anhaben kann und wie seine Fehler vergessen sein sollten.

Formal besteht das Gedicht aus neun Strophen, die Mehrheit davon mit vier Versen, die letzten beiden nur mit je zwei Versen. Das deutet auf eine bewusste Reduktion hin, vielleicht um den Abschied zu versinnbildlichen.

Die Sprache des Gedichts ist durch eine alemannische Mundart geprägt, was dem Text einen besonderen, regionalen Charakter verleiht. Die immer wiederkehrenden Anreden an Agatha erzeugen dabei eine persönliche und intime Atmosphäre. Im letzten Vers geht das lyrische Ich schließlich auf die eigene Sterblichkeit ein und weist Agatha auf ihre eigene Endlichkeit hin, was das Gedicht mit einem eindringlichen Appell an das Bewusstsein um das menschliche Dasein abschließt.

Insgesamt ist das Gedicht also eine Auseinandersetzung mit dem Tod, der jedoch nicht nur als gefürchtetes Ende, sondern auch als Erlösung von Leiden und Sorgen dargestellt wird. Es spendet Trost und regt zugleich zur Reflexion über das eigene Leben an.

Weitere Informationen

Johann Peter Hebel ist der Autor des Gedichtes „Agatha, an der Bahre des Pathen“. Hebel wurde im Jahr 1760 in Basel geboren. In der Zeit von 1776 bis 1826 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Karlsruhe. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 214 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Johann Peter Hebel ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Liedlein vom Kirschbaum“, „Der Bettler“ und „Der Karfunkel“. Zum Autor des Gedichtes „Agatha, an der Bahre des Pathen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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