Liebesgegenwart von Ludwig Tieck
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O ihr süßen Liebesschmerzen, |
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eilt ihr meinen Schritten nach? |
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Ach! in meinem trunknen Herzen |
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werden alle Bilder wach. |
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In den Zweigen singt die Wonne, |
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sie erklingt im Liebesschall, |
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ihre Bildung strahlt die Sonne |
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durch die Schatten überall. |
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Wohin soll ich mich erretten, |
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vor der süßesten Gewalt? |
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Ja, ich ziehe meine Ketten |
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mit mir durch den grünen Wald. |
Details zum Gedicht „Liebesgegenwart“
Ludwig Tieck
3
12
57
1773 - 1853
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Ludwig Tieck, ein prominenter Vertreter der Romantik, einer Literatur- und Kunstbewegung, die Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa stattfand. Daher ist dieses Gedicht zeitlich in diese Periode einzuordnen.
Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck von intensiven Emotionen und lebhafter, fast hyperrealistischer Naturdarstellung – beides typische Aspekte der romantischen Poesie.
Im Inhalt dreht sich das Gedicht um die intensive Gefühlswelt des lyrischen Ichs, hervorgerufen durch Liebe und Sehnsucht. In der ersten Strophe wird dargestellt, dass der Liebesschmerz dem lyrischen Ich folgt und tiefe Emotionen in ihm weckt. In der zweiten Strophe wird dargelegt, wie die Liebe alle Aspekte des Lebens des lyrischen Ichs durchdringt und sogar die Natur von diesem Gefühl durchdrungen scheint. Die letzte Strophe drückt aus, dass das Ich keine Flucht vor diesen intensiven Emotionen sucht, sondern sie sogar akzeptiert und willkommen heißt.
Formal besteht das Gedicht aus drei vierversigen Strophen. Es folgt kein sichtbares Reimschema, womit Tieck dem freieren Formideal der Romantiker folgt, die klassischen Regeln und Strukturen gegenüber kritisch eingestellt waren.
Die Sprache des Gedichts ist emotional und bildhaft, mit zahlreichen Metaphern und personifizierten Darstellungen, wie etwa dem personifizierten Liebesschmerz und der Wonne, die in den Zweigen singt.
Zusammenfassend drückt das Gedicht die erlebte Intensität der Liebe und ihre allumfassende Präsenz in der Welt des lyrischen Ichs aus. Es verkörpert die romantische Idee der Sehnsucht und des Findens von Tiefe und Bedeutung in persönlichen Emotionen und in der Beziehung zur Natur.
Weitere Informationen
Ludwig Tieck ist der Autor des Gedichtes „Liebesgegenwart“. Geboren wurde Tieck im Jahr 1773 in Berlin. Im Zeitraum zwischen 1789 und 1853 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Tieck ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte verschiedenste Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das 57 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Nacht“, „Mondbeglänzte Zaubernacht“ und „Schmerz“ sind weitere Werke des Autors Ludwig Tieck. Zum Autor des Gedichtes „Liebesgegenwart“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 18 Gedichte vor.
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Zum Autor Ludwig Tieck sind auf abi-pur.de 18 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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