Geh fleißig um von Leopold Schefer

Geh' fleißig um mit deinen Kindern! Habe
Sie Tag und Nacht um dich und liebe sie,
Und laß dich lieben einzig schöne Jahre;
Denn nur den engen Traum der Kindheit sind
Sie dein nicht länger! Mit der Jugend schon
Durchschleicht sie Vieles bald – das du nicht bist,
Und lockt sie mancherlei – was du nicht hast,
Erfahren sie von einer alten Welt,
Die ihren Geist erfüllt; die Zukunft schwebt
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Nun ihnen vor. So geht die Gegenwart
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Verloren. Mit dem Wandertäschchen dann
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Voll Nötigkeiten zieht der Knabe fort.
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Du siehst ihm weinend nach, bis er verschwindet,
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Und nimmer wird er wieder dein! Er kehrt
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Zurück, er liebt, er wählt der Jungfrau'n eine,
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Er lebt! Sie leben, Andre leben auf
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Aus ihm – du hast nun einen Mann an ihm,
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Hast einen Menschen – aber mehr kein Kind!
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Die Tochter bringt vermählt dir ihre Kinder
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Aus Freude gern noch manchmal in dein Haus!
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Du hast die Mutter, aber mehr kein Kind!
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Geh' fleißig um mit deinen Kindern! Habe
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Sie Tag und Nacht um dich und liebe sie,
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Und laß dich lieben einzig schöne Jahre!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Geh fleißig um“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
183
Entstehungsjahr
1784 - 1862
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Leopold Schefer, der von 1784 bis 1862 gelebt hat. Diese zeitliche Zuschreibung legt eine Einordnung in die Epoche der Romantik nahe, in der Gefühle und subjektive Wahrnehmung eine wichtige Rolle spielten.

Die erste Wahrnehmung des Gedichts vermittelt einerseits eine Liebe zum Bild des unschuldigen und reinen Kindes und andererseits eine Melancholie über das unaufhaltsame Voranschreiten der Zeit und das Erwachsenwerden der Kinder.

Inhaltlich rät Schefer dazu, die begrenzte Zeit, die Kinder noch Kinder sind, genussvoll auszukosten („Geh' fleißig um mit deinen Kindern! Habe Sie Tag und Nacht um dich und liebe sie“). Er beschreibt dann, dass Kinder mit dem Erwachsenwerden ihren eigenen Weg finden und die Eltern, obwohl sie ihre Kinder weiterhin lieben, sie in gewissem Maße „verlieren“.

In Bezug auf die Form und Sprache handelt es sich um ein Gedicht in freien Versen ohne festes Reimschema oder Metrum, was für die Romantik typisch ist. Die Sprache ist eher einfach und unverschnörkelt, allerdings mit einer starken emotionalen Aufladung. Interessanterweise beginnt und endet das Gedicht mit denselben Versen, was einen zyklischen Charakter thematisiert und unterstreicht die gleichbleibende Liebe zu den Kindern.

Das lyrische Ich im Gedicht könnte als eine elterliche Stimme interpretiert werden, die aus ihrer Erfahrung heraus Rat gibt. Die Botschaft des Gedichts könnte sein, die kurze und einzigartige Zeit der Kindheit zu schätzen und das Unvermeidliche, nämlich das Erwachsenwerden und die damit einhergehende Distanz, mit Liebe und Verständnis zu akzeptieren. Die tiefe emotionale Resonanz und der nostalgische, melancholische Ton tragen zu der einnehmenden Wirkung des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Geh fleißig um“ des Autors Leopold Schefer. Im Jahr 1784 wurde Schefer in Muskau geboren. Im Zeitraum zwischen 1800 und 1862 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 183 Worte. Leopold Schefer ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Zauberschild“ und „Liebes-Aufgang“. Zum Autor des Gedichtes „Geh fleißig um“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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