Der Gürtel des Orion von Paul Haller

1	Der Gürtel des Orion glänzt
2	Wie dazumal; du denkst wohl kaum daran:
3	Wir standen eng, in Lieb’ geschmiegt,
4	Und blicken nach der Sternenbahn.
5	Geheime Lust, ein tief verschwiegen Glück!
6	Und beide wußten um sein frühes Grab,
7	Und beide fragten, ob zum letzten Kuß
8	Der Stern uns seinen lieben Schimmer gab.
9	Ich war’s, der schmerzhaft, ob sich selbst enttäuscht,
10	Das Band zerriß. Verzeihend littest du;
11	Und unter andern Sternen, tränenfeucht,
12	Suchst du nun deiner Sehnsucht Ruh.
13	Mir aber packt in dieser Nacht
14	Die Reu das Herz mit scharfen Krallen an.
15	Der Gürtel des Orion glänzt
16	Wie dazumal; du denkst wohl kaum daran.

Details zum Gedicht „Der Gürtel des Orion“

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Der Gürtel des Orion“ wurde von Paul Haller geschrieben, der von 1882 bis 1920 lebte. Damit fällt das Werk in die Epoche des frühen 20. Jahrhunderts, eine Zeit, die u.a. durch den ersten Weltkrieg und große gesellschaftliche Umbrüche geprägt war.

Der erste Eindruck des Gedichts lässt auf eine melancholische Grundstimmung schließen. Es geht um Liebe, Verlust und Reue. Vermutlich wird eine persönliche Geschichte des lyrischen Ichs wiedergegeben. Der Sternenhimmel, symbolisiert durch den Gürtel des Orion, scheint dabei eine bedeutende Rolle einzunehmen.

Das lyrische Ich erinnert sich an eine vergangene Liebe, die beide unter dem Gürtel des Orion erlebten. Die zweite Strophe beschreibt diese Beziehung als geheimes Glück, weist aber zugleich hin, dass beide Protagonisten um die Endlichkeit ihres Glücks wussten. In der dritten Strophe offenbart das lyrische Ich, dass es selbst die Beziehung beendet hat und seine Geliebte nun unter anderen Sternen nach Ruhe und Frieden sucht. Die letzte Strophe zeigt das Gefühl der Reue des lyrischen Ichs.

Formal gliedert sich das Gedicht in vier Strophen mit jeweils vier Versen. Auffällig ist, dass die erste und die letzte Strophe mit den gleichen Versen beginnen und enden. Dies verleiht dem Gedicht eine Art Rahmen und betont das übergeordnete Thema der Sternenbahn, bzw. des Gürtels des Orion, als Symbol der Erinnerung und des Verlusts.

Die Sprache des Gedichts ist emotional und bildhaft mit zahlreichen Metaphern (z.B. „scharfe Krallen“ für das Gefühl der Reue) und Symbolen (der Gürtel des Orion als Symbol für Sehnsucht, Erinnerung und Vergänglichkeit). Die lyrische Ich-Perspektive verstärkt den persönlichen und emotionalen Charakter des Gedichts.

Zusammenfassend handelt Paul Hallers Gedicht „Der Gürtel des Orion“ von einer intensiven, aber vergänglichen Liebesbeziehung und den damit verbundenen Gefühlen von Verlust und Reue. Die Sterne, symbolisiert durch den Gürtel des Orion, dienen dabei als Konstante und Erinnerungsmarker in einer sich verändernden Welt und spiegeln das Schicksal der Vergänglichkeit wider.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Gürtel des Orion“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Haller. Geboren wurde Haller im Jahr 1882 in Rein bei Brugg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1898 bis 1920 entstanden. Aarau ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Bei Haller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Weitere Werke des Dichters Paul Haller sind „An die Mutter“, „An die blasse Sonne I“ und „An die blasse Sonne II“. Zum Autor des Gedichtes „Der Gürtel des Orion“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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