Stiller Gang von Richard Dehmel

Der Abend graut; Herbstfeuer brennen.
Ueber den Stoppeln geht der Rauch entzwei.
Kaum ist mein Weg noch zu erkennen.
Bald kommt die Nacht; ich muß mich trennen.
Ein Käfer surrt an meinem Ohr vorbei.
Vorbei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.4 KB)

Details zum Gedicht „Stiller Gang“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
35
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Stiller Gang“ wurde von Richard Dehmel verfasst. Richard Dehmel lebte von 1863 bis 1920, somit lässt sich das Gedicht zeitlich in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert einordnen, eine Epoche, die gesellschaftlich und kulturell von Umbrüchen geprägt war.

Betrachtet man das Gedicht zum ersten Mal, sticht sogleich die Melancholie ins Auge, die durch die lyrische Stimmung und die verwendeten Motive zum Ausdruck kommt.

Einfach ausgedrückt berichtet das lyrische Ich vom Sterben des Tages, welches hier durch den Herbstabend und das verbrennende Herbstfeuer symbolisiert wird. Dieses Szenario weckt eine Stimmung der Melancholie und Endgültigkeit. Der Rauch, der sich trennt, der kaum erkennbare Weg und die Ankunft der Nacht stehen symbolisch für das voranschreitende Leben und letztendlich für den Tod.

Das lyrische Ich betont die Unausweichlichkeit der Trennung, die möglicherweise die Trennung vom Leben symbolisiert. Der vorbeifliegende Käfer könnte als letzte lebhafte Wahrnehmung, vielleicht sogar als Erinnerung an die vergängliche Schönheit des Lebens gedeutet werden.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in einem simplen, klaren, fast schon prosaischen Stil verfasst ist. Doch obwohl die Sprache einfach ist, sind Bilder und Symbole subtil und eindrucksvoll gewählt, was eine tiefe emotionale Wirkung erzeugt.

Die Wiederholung des Wortes „vorbei“ im letzten Vers verstärkt das Gefühl von Endgültigkeit und Abschied. Der einfache Aufbau der einzelnen Verse und die direkte Sprache unterstreichen das still-nachdenkliche Wesen des Gedichts.

Insgesamt könnte man also sagen, dass Richard Dehmel in „Stiller Gang“ auf sehr einfühlsame Weise eine reflektierende und gleichzeitig melancholische Stimmung erzeugt, die zum Nachdenken über die Vergänglichkeit des Lebens anregt. Er stellt die unausweichliche Tatsache der Zeit und letztendlich des Todes sehr persönlich und anschaulich dar.

Weitere Informationen

Richard Dehmel ist der Autor des Gedichtes „Stiller Gang“. 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. In der Zeit von 1879 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei dem Schriftsteller Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 35 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Bann“, „Bastard“ und „Bitte“. Zum Autor des Gedichtes „Stiller Gang“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)

Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.