Abendröte von Peter Hille

Sieh da droben die Rosen! Ein glüher Jubel!
Die Wangen der Nacht
In Scharlach und Purpurpracht.
 
Nun ist da droben Hochzeit:
Die Königskinder des Himmelreiches.
 
Strenge Augen erster Schönheit,
Frieden frierend,
Wie vor kämpfend heißen Rosen
Wundern an den schweren Schmuck goldspielender Brokate,
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Des Samtes tiefenweiches Blut,
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Gebettet in des Schnees nachtgeflammte,
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Flockenzarte Wärme: den hehren Hermelin.
 
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Die Kränze nehmen sie von herben Scheiteln ab
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Und heben Bechertau an ihres Lebens
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Rötlich reine Kelche,
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Und verwunden
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Die Verklärung
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Saftigherber Früchte.
 
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Des strengen Lagers scheue Falten warten ...
 
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Wie entsetzlich ist Schönheit! ...
 
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Wie eine Siegesfahne hält
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Der Himmel
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Des Lebens leuchtendrote Brunst mit aller seiner Adlermacht.
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Der Sieger sinkt.
25 
Die Nacht fällt in den Wein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Abendröte“

Autor
Peter Hille
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1854 - 1904
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem deutschen Dichter Peter Hille, der von 1854 bis 1904 gelebt hat und somit dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zugeordnet werden kann. Zeitlich liegt die Entstehungszeit des Gedichts also in einer Epoche, die von zahlreichen gesellschaftlichen Umbrüchen und kulturellen Strömungen, darunter insbesondere der Naturalismus und der Symbolismus, geprägt war.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von intensiver Farbigkeit und Emotion gezeichnet. Die detaillierte und lebhafte Beschreibung des abendlichen Himmels und der darin eingebetteten Szenen erzeugt eine Atmosphäre, die gleichermaßen von feierlicher Erhabenheit wie auch melancholischer Endlichkeit gekennzeichnet ist.

Inhaltlich lässt sich das Gedicht als eine romantische und metaphorische Beschreibung eines Abendrotes interpretieren, wobei das Abendrot symbolisch für das Ende eines Tages, aber auch für Vergänglichkeit, Reife und Lebenserfüllung steht. Die im Gedicht erwähnte „Hochzeit“ könnte ebenso für das Zusammentreffen von Tag und Nacht stehen, während die „Königskinder des Himmelreiches“ wohl die Sterne darstellen.

Das lyrische Ich, das als Beobachter und Interpret der Szenerie auftritt, scheint von der Schönheit und Intensität des Naturereignisses überwältigt zu sein. Es wird versucht, diese Emotionen mit Hilfe einer aufwendigen und detaillierten Bildsprache zu vermitteln. Dabei werden Assoziationen zu Themen wie Liebe, Leben und Tod geschaffen.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht auffallend durch seine freie Versform und die Fülle an bildhaften, teils sehr komplizierten Metaphern gekennzeichnet. Ebenso ist zu bemerken, dass das Gedicht keiner Reimstruktur folgt, was den Eindruck einer spontanen, emotiven Schilderung unterstützt. Konkrete Metren oder Rhythmen sind nicht durchgängig zu erkennen, was dem Gedicht eine gewisse Ungezwungenheit und Natürlichkeit verleiht.

Die Ausdruckweise ist reich an Symbolen und Farbmetaphern. Insbesondere die wiederkehrende Nutzung von Farbsymbolik wie „Scharlach“ und „Purpur“ erzeugt ein intensives und leidenschaftliches Stimmungsbild. Darüber hinaus finden sich auch mehrfach Verweise auf Materialien und Gewänder, die möglicherweise auf Wohlstand und Pracht hinweisen könnten.

Insgesamt bewegt sich das Gedicht stark im Metaphorischen und Symbolischen und zeigt eine deutliche Affinität zur romantischen Naturlyrik. Es bietet raum für eine Vielzahl an Interpretationen und Botschaften, wobei das Zentrale sicherlich das Erleben und Empfinden von Schönheit und Vergänglichkeit ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Abendröte“ ist Peter Hille. Im Jahr 1854 wurde Hille in Erwitzen bei Nieheim, Westfalen geboren. Im Zeitraum zwischen 1870 und 1904 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 113 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Der Dichter Peter Hille ist auch der Autor für Gedichte wie „Waldesstimme“, „Brautseele“ und „Maienwind“. Zum Autor des Gedichtes „Abendröte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 69 Gedichte veröffentlicht.

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