Prometheus von Peter Hille

Entgegengeschmiedet
Auf schroffem Fels
Den Pfeilen der Sonne,
Dem Hagelgeprassel,
Trotz' ich, Olympier, dir.
Der wiederwachsenden Leber
Zuckende Fibern
Hackt mir des Geiers Biß
Aus klaffender Wunde.
 
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Ein Wimmern, glaubtest,
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Olympier, du,
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Würden die Rauschenden Winde
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Ins hochaufhorchende
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Ohr dir tragen?
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Nicht reut mich der Mensch,
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Der Leben und Feuer mir dankt,
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Nicht fleh' ich Entfeßlung von dir.
 
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Jahrhunderte will ich
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Felsentrotzig durchdauern,
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Jahrtausende,
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Wenn dir die Lust nicht schwindet,
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Wenn der Trotzende nicht
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Zu glücklich dir scheint.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Prometheus“

Autor
Peter Hille
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
23
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1854 - 1904
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Peter Hille, ein deutscher Schriftsteller der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sein Werk ist geprägt von mystischem Enthusiasmus und einem ausgeprägten Individualismus.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht stark, leidenschaftlich und rebellisch. Es handelt sich um die Figur des Prometheus aus der griechischen Mythologie, der gegen die Olympischen Götter opponiert.

Inhaltlich rebelliert das lyrische Ich, das sich mit Prometheus identifiziert, gegen die Olympier. Es erklärt trotzig, dass es auf einem schroffen Felsen ausgesetzt ist und durch Sonnenpfeile und Hagel gequält wird. In der mythologischen Geschichte wird Prometheus von einem Geier gequält, der seine kontinuierlich nachwachsende Leber frisst. Unter diesem Leiden wiemert das lyrische Ich nicht, sondern rebelliert weiter, denn es bereut nicht, den Menschen das Feuer (und damit Wissen und Kultur) geschenkt zu haben. Dies tut es, ohne dabei auf Befreiung durch die Olympier zu hoffen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen. Die längeren Verse, die die Leiden des lyrischen Ichs beschreiben, stehen im Kontrast zu de kürzeren, die seine Trotzhaltung beschreiben. Die Sprache des Gedichts ist experimentell und kraftvoll.

Es lässt einerseits Hilles Vorliebe für das Mystische und Metaphysische erkennen und zeigt andererseits seine individuelle Widerstandsfähigkeit. Er verwendet Bildsprache, um die Qualen des Protagonisten darzustellen, und die starke emotionale Ausdrucksweise macht den Konflikt zwischen dem lyrischen Ich und den Olympischen Göttern deutlich. Es ist eine Darstellung von Rebellion, Standhaftigkeit und einer gewissen masochistischen Zufriedenheit, die im Leiden gefunden wird. Letztendlich ist das Gedicht ein Ausdruck von Hilles Individualismus und seiner leidenschaftlichen Opposition gegen alle Formen der Autorität oder Bedrückung.

Weitere Informationen

Peter Hille ist der Autor des Gedichtes „Prometheus“. Im Jahr 1854 wurde Hille in Erwitzen bei Nieheim, Westfalen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1870 bis 1904 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 23 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Weitere Werke des Dichters Peter Hille sind „Abendröte“, „Abbild“ und „An Gott“. Zum Autor des Gedichtes „Prometheus“ haben wir auf abi-pur.de weitere 69 Gedichte veröffentlicht.

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