Fremd in der Heimat von Martin Greif

In der Heimat war ich wieder,
Alles hab' ich mir besehn.
Als ein Fremder auf und nieder
Mußt' ich in den Straßen gehn.
 
Nur im Friedhof fern alleine
Hab' ich manchen Freund erkannt,
Und bei einem Leichensteine
Fühlt' ich eine leise Hand.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.5 KB)

Details zum Gedicht „Fremd in der Heimat“

Autor
Martin Greif
Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
42
Entstehungsjahr
1839 - 1911
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Fremd in der Heimat“ stammt aus der Feder von Martin Greif, einem deutschen Lyriker und Dramatiker, der von 1839 bis 1911 lebte. Somit lässt sich das Werk in die Epoche des Bürgerlichen Realismus einordnen, einer Literaturperiode, die sich durch ihren Wunsch nach Realitätstreue und durch eine häufig sehr persönliche, bewusstseinsorientierte Darstellung von Empfindungen und Gefühlen kennzeichnet.

Beim ersten Lesen ruft das Gedicht vermutlich ein Gefühl von Melancholie hervor und scheint von Verlust und Entfremdung zu handeln. Es spricht von der Rückkehr in die Heimat, in der sich das lyrische Ich jedoch fremd fühlt. Es fühlt sich nicht mehr als Teil dieser Welt an und hat nichts mehr, was es mit ihr verbindet – außer vielleicht den Friedhof, auf dem alte Freunde begraben liegen. Die Heimat, die einmal vertraut war, ist nun fremd und ungewohnt.

Der Inhalt des Gedichts wird im Wesentlichen durch die Emotionen und die innere Verfassung des lyrischen Ichs bestimmt. Es spricht von seiner Rückkehr in die Heimat, doch anstatt Freude empfindet es eine Distanz zu dem Ort, der einst sein Zuhause war. Besonders bewegend ist der Moment, in dem das lyrische Ich auf dem Friedhof einen alten Freund als Leichenstein erkennt und eine „leise Hand“, also eine subtile, nicht physische Präsenz, spürt. Hier scheint das lyrische Ich das Gefühl zu haben, wieder einen Bezugspunkt in seiner Heimat gefunden zu haben, der aber zugleich traurig und final ist.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus zwei Strophen zu jeweils vier Versen, was ein eher einfaches und schlichtes Format bietet und gut zur thematischen Schlichtheit und emotionalen Reinheit des Inhalts passt. Auch die Sprache ist unkompliziert und auf das Wesentliche reduziert, aber dennoch gefühlvoll und ausdrucksvoll. Die Metapher der „leisen Hand“ am Ende des Gedichts offenbart dabei eine subtile Poesie, die tiefer in die emotionale Ebene des lyrischen Ichs eindringt.

Das lyrische Ich scheint Verlust, Trauer und vielleicht eine Art Desillusionierung zum Ausdruck zu bringen – Emotionen, die vielleicht ein Spiegel der zunehmenden Industrialisierung und Entfremdung in der Zeit des Bürgerlichen Realismus sein könnten. Es liefert ein berührendes Bild von der Erfahrung der Rückkehr in eine sich veränderte Heimat, die nicht mehr vertraut, sondern fremd und entfremdet ist. Letztendlich zeigt es eindrucksvoll, dass Heimat mehr ist als nur ein Ort – sie ist ein Gefühl, das verloren gehen kann.

Weitere Informationen

Martin Greif ist der Autor des Gedichtes „Fremd in der Heimat“. 1839 wurde Greif in Speyer geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1855 und 1911. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 42 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Die Gedichte „Ihr Fenster“, „Im Walde“ und „Schattenleben“ sind weitere Werke des Autors Martin Greif. Zum Autor des Gedichtes „Fremd in der Heimat“ haben wir auf abi-pur.de weitere 40 Gedichte veröffentlicht.

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