Eichendorff, Joseph von - Glück (Gedichtanalyse)

Schlagwörter:
Joseph von Eichendorff, Analyse, Interpretation, Romantik, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Glück (Gedichtanalyse)
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Referat

Gedichtanalyse – „Glück“ von Joseph von Eichendorff

Glück
von Joseph von Eichendorff

Wie jauchzt meine Seele
Und singet in sich!
Kaum, daß ich's verhehle
So glücklich bin ich.
 
Rings Menschen sich drehen
Und sprechen gescheut,
Ich kann nichts verstehen,
So fröhlich zerstreut.
 
Zu eng wird das Zimmer,
10 
Wie glänzet das Feld,
11 
Die Täler voll Schimmer,
12 
Weit herrlich die Welt!
 
13 
Gepreßt bricht die Freude
14 
Durch Riegel und Schloß,
15 
Fort über die Heide!
16 
Ach, hätt ich ein Roß!
 
17 
Und frag ich und sinn ich,
18 
Wie so mir geschehn?:
19 
Mein Liebchen herzinnig,
20 
Das soll ich heut sehn!

(„Glück“ von Joseph von Eichendorff ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.7 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „Glück“ wurde im Jahr 1841 von Joseph von Eichendorff verfasst. Es thematisiert die überschwängliche Freude des lyrischen Ichs, das nach einer vermeintlich langen Gefangenschaft voller Vorfreude darauf brennt, seine oder seinen Geliebte(n) wiederzusehen.

„Glück“ gliedert sich in fünf Strophen mit jeweils vier Versen, insgesamt also 20 Verse. Das Reimschema weist die Form eines unreinen Kreuzreims auf, da die Reimworte nur teilweise miteinander korrespondieren. Das Metrum ist durch den Wechsel von weiblichen Kadenzen, die auf eine unbetonte Silbe enden, und männlichen Kadenzen, die auf eine betonte Silbe enden, geprägt.

Schon der Titel des Gedichts deutet das zentrale Motiv an: das Gefühl des Glücks, welches das lyrische Ich im gesamten Gedicht begleitet. In der ersten Strophe wird dieses Gefühl unmittelbar zum Ausdruck gebracht. Die Verwendung des Wortes „jauchzt“ (V. 2) steht für überschwängliche Freude, während „singet“ (V. 2), als Personifikation, auf die Seele des lyrischen Ichs hinweist. Der dritte Vers „Kaum, dass ich´s verhehle“ (V. 3) unterstreicht, wie intensiv diese Freude ist und dass sie kaum verborgen werden kann.

In der zweiten Strophe zieht das lyrische Ich einen Vergleich zwischen seinem eigenen emotionalen Zustand und dem der Menschen in seiner Umgebung. „Rings Menschen sich drehen“ (V. 5) fungiert hier als Metapher, die durch „gescheut“ (V. 6) erweitert wird. Es wird angedeutet, dass die Menschen in einer Art Teufelskreis aus Sorgen gefangen sind. Das lyrische Ich hingegen kann deren Emotionen nicht nachvollziehen und begründet dies im achten Vers mit „So fröhlich zerstreut“.

In der dritten Strophe werden die Gefühle des lyrischen Ichs indirekt durch eine Metapher angedeutet: „Zu eng wird das Zimmer“ (V. 9) verweist auf das Ende der Gefangenschaft. Das „Zimmer“ steht hier symbolisch für die Gefängniszelle. Darauffolgende Naturbeschreibungen wie „glänzet das Feld“ (V. 10) und „Täler voll Schimmer“ (V. 11) werden in Verbindung mit Vorfreude gebracht, was durch den emphatischen Ausruf „Wie herrlich die Welt!“ (V. 12) unterstrichen wird. Dies lässt auf eine bevorstehende Freilassung schließen.

In der vierten Strophe beschreibt das lyrische Ich das Ausmaß seiner Freude. Hier wird erstmals erläutert, warum das lyrische Ich so glücklich ist. Die Verse 13 und 14 sind durch ein Enjambement verbunden und bilden eine Emphase. Die Personifikation „bricht“ (V. 13) wird im Zusammenhang mit „Riegel und Schloss“ (V. 14), das als Hendiadyoin für die Gefangenschaft steht, erklärt. Es wird deutlich, dass das lyrische Ich aus der Haft entlassen wird.

In der fünften und abschließenden Strophe wird die Vorfreude auf das Wiedersehen mit dem oder der Geliebten thematisiert. Das lyrische Ich hinterfragt rhetorisch sein Glück durch die Formulierung „frag ich und sinn ich“ (V. 17), was auf eine lange Zeit der Inhaftierung hindeutet. Der Ausdruck „Liebchen“ (V. 19) greift liebevoll die Gedanken an den Partner oder die Partnerin auf und wird durch den Archaismus „herzinnig“ (V. 19) romantisiert.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Hauptfokus des Gedichts auf der bevorstehenden Entlassung aus der Gefangenschaft liegt. Die Sehnsucht nach dem Liebespartner oder der Liebespartnerin erscheint eher als sekundäres Motiv, das später in den Fokus rückt.

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