Kerner, Justinus - Wanderung (Gedichtinterpretation)

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Justinus Kerner, Analyse, Interpretation, Referat, Hausaufgabe, Kerner, Justinus - Wanderung (Gedichtinterpretation)
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Referat

Justinus Kerner: „Wanderung“ (Gedichtanalyse)

Wanderung
von Justinus Kerner

Wohlauf und froh gewandert
Ins unbekannte Land,
Zerrissen, ach! zerrissen
Ist manches teure Band.
 
Ihr heimatlichen Kreuze,
Wo ich oft betend lag,
Ihr Bäume, ach! ihr Hügel,
O blickt mir segnend nach.
 
Noch schläft die weite Erde,
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Kein Vogel weckt den Hain,
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Doch bin ich nicht verlassen,
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Doch bin ich nicht allein:
 
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Denn, ach! auf meinem Herzen
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Trag' ich ihr teures Pfand,
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Ich fühl's, und Erd' und Himmel
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Sind innig mir verwandt.

(„Wanderung“ von Justinus Kerner ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „Wanderung“ von Justinus Kerner aus dem Jahre 1834 und ist der Epoche der Romantik zuzuordnen. Das Gedicht handelt vom lyrischen Ich, das in ein unbekanntes Land wandert und dabei Gedanken an vergangene Zeiten aufflammen.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus vier Strophen á vier Versen, mit einem unregelmäßigen Reimschema. Es handelt sich um einen unregelmäßigen Kreuzreim, wobei sich nur der erste und dritte Vers jeder Strophe reimen. Das Metrum ist ein dreihebiger Jambus und die Kadenz ist im Wechsel männlich und weiblich, dadurch wirkt das Gedicht strukturiert und gleichzeitig dynamisch.

Das lyrische Ich wandert durch ein unbestimmtes Land, wobei es an die zurückgelassenen Bindungen und alte Erinnerungen denkt. Obwohl der Tag noch nicht angebrochen ist und das lyrische Ich völlig allein unterwegs ist, fühlt es sich nicht einsam, da es von der Natur umgeben und mit der Erde und dem Himmel verbunden ist.

Das lyrische Ich richtet sich durch einen inneren Monolog an die Natur und die Landschaft, die es umgibt und es wird ein Einblick in die Gedanken des lyrischen Ichs geschaffen.

Bereits der Titel enthält ein typisches Merkmal der Epoche der Romantik, welches in der ersten Strophe weiter ausgeführt wird. Das Motiv der „Wanderung“ thematisiert oft die Suche nach Selbstverwirklichung, die Sehnsucht oder den Aufbruch ins Unbekannte. Das lyrische Ich ist in einer positiven Stimmung und bricht vor dem Morgengrauen in ein „unbekanntes Land“ (V. 2) auf. Jedoch beschwert es sich im weiteren Verlauf der ersten Strophe über ein metaphorisch „teures Band“ (V. 4), welches zerrissen ist und die Bindungen des lyrischen Ichs mit seiner alten Heimat verdeutlichen soll. Diese Band steht für das wertgeschätzte Leben des lyrischen Ichs, welches es hinter sich lässt, um einen Neunanfang zu starten.

In der folgenden Strophe zeigt sich weiterhin ein positives Bild der zurückgelassenen Heimat, so werden „Kreuze“ (V. 5), „Bäume“(V. 7) und „Hügel“(V. 7) durch eine Personifikation vermenschlicht und blicken dem lyrischen Ich „segnend“(V. 8) nach. Die „heimatlichen Kreuze“ (V. 6) können ebenfalls für den alten Glauben des lyrischen Ichs stehen, zu diesem er regelmäßig betete. Durch das mehrmals verwendete Pronomen „ihr“ (V. 5,7), wird deutlich, dass es sich bei diesem Gedicht um keinen Monolog handelt, sondern vielmehr ein Einblick in die Gedanken des lyrischen Ichs ist, welches sich an die umgebende Natur richtet.

Durch erneute Personifikationen in Vers 9 und 10, wird verdeutlicht, dass der Tag noch nicht angebrochen und alles nun ruhig ist, so heißt es das die Erde schläft (vgl. V. 9) und die Vögel kein Hain wecken (vgl. V. 10). Die Anapher in Vers 11 und 12 „Doch bin ich nicht“ unterstreicht, dass sich das lyrische Ich weder einsam noch allein fühlt. Durch die einmalige Verwendung einer Anapher im gesamten Gedicht, sticht diese Verdeutlichung stärker hervor und führt zu einer Strukturierung und Rhythmisierung der Strophe. Durch die Metapher „teures Pfand“ (V. 14) wird auf die alten Erinnerungen des lyrischen Ichs angedeutet, welche er noch immer in seinem Herzen trägt.

In der letzten Strophe wird nun deutlich, weshalb sich das lyrische Ich nicht einsam fühlt. Es verspürt nämlich eine Verbindung mit dem Irdischem und dem Göttlichen, verdeutlicht durch Vers 15 (Erd’ und Himmel).

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