Veganismus - Sollten wir alle vegan leben?

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Veganer, Vegetarier, Fleisch, Ernährung, Massentierhaltung, Referat, Hausaufgabe, Veganismus - Sollten wir alle vegan leben?
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Referat

Sollten wir alle vegan leben?

Veganismus ist eine aus dem Vegetarismus hervorgegangene Ernährungs- und Lebensweise. Veganer verzichten auf alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs.

Jedes Jahr sterben in der deutschen Massentierhaltung ca. 763 Millionen Tiere, Rinder, Schweine, Hühner – dazu kommen Fische und Krebstiere. Dabei werden immer wieder unhaltbare Zustände sowohl in reinen Mast- als auch Milch und Legebetrieben angeprangert. Viele Tiere müssen sich der für den Markt profitabelsten Haltungsform unterordnen, sie leben auf engstem Raum, Hörner, Schwänze usw. werden teils ohne Betäubung gekürzt um dies zu ermöglichen. Am Ende steht die Schlachtung, häufig durch unterbezahlte und unwürdig behandelte Arbeiter. Wir erinnern uns alle noch an den Coronaausbruch bei Tönnies durch den die Lebensbedingungen der Menschen an die Öffentlichkeit kamen. Am Ende wird ungefähr 1/3 aller tierischen Produkte weggeworfen und somit verschwendet. Schon vor vielen Jahren stellten sich daher die Ersten die Frage: Ist es unter diesen Umständen noch etisch vertretbar, Fleisch zu essen? Was gibt mir das Recht, meinen Komfort und Genuss über das Leben eines Tieres zu stellen?

Der Philosoph Gilbert K. Chesterton sagt dazu: „Fleisch zu essen ist entweder nicht falsch oder sehr falsch.“ Aus seiner Sicht kann jemand, der Tiere als schmerzempfindliche und schützenswerte Wesen begreift, nur konsequent nach dieser Einstellung handeln. Allerdings lässt sich seine Aussage weiter fassen: Nicht nur Masttiere leben teilweise unter prekären Bedingungen und werden der menschlichen Esskultur untergeordnet, sondern auch Milchkühe, Legehennen und im weiteren Sinne sogar Honigbienen. Ist somit also jeder, der oder die sich mit tierischen Produkten ernährt ein empathieloser Tierquäler?

Dazu kann man direkt einen etwas extremen Vergleich heranziehen, dieser stammt vom Philosophen Peter Singer. Laut ihm gibt es auf moralischer bzw. ethischer Ebene keine relevanten Unterschiede zwischen Tieren und menschlichen „Nicht-Personen“ wie Schwerbehinderten, Wachkomapatienten oder Kleinkindern, denn diese habe ebenfalls keine Rationalität oder die Fähigkeit, eigene Persönlichkeiten und Bedürfnisse zu artikulieren. Die Abwesenheit dieser Eigenschaften ist allerdings auch der Grund, warum manche Menschen Tiere als minderwertig und nutzbar betrachten. Aus seiner Sicht liegt hier also ein Widerspruch vor, der sich am ehesten dadurch lösen ließe, Tieren respektvoll zu begegnen.

Ein weiterer Punkt ist insbesondere in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Dieser ist die offensichtliche Willkür bei der Unterscheidung zwischen Haus-, Nutz- und anderen Tieren. Zwei Beispiele: In Europa essen viele Menschen gerne Rindfleisch, in Indien sind Kühe dagegen heilig und niemand würde auf die Idee kommen, sie zu essen. Auf der anderen Seite werden Meerschweinchen hier von vielen als süße Haustiere gehalten, in anderen Kulturen gelten sie als Delikatesse. Man sieht also, dass das Schicksal der Tiere ausschließlich von der menschlichen Wankelmütigkeit geprägt wird. Das Fachwort dafür ist Speziesismus. Es hört sich so ähnlich an wie Rassismus und bezeichnet eine unbegründete Diskriminierung von Tierarten. Man kann also sagen, dass die logische Konsequenz, um diese zu vermeiden ist, alle Tiere weitestgehend in Ruhe zu lassen.

Auch die Philosophin Elisabeth Anderson vertritt diese Sichtweise. Sie sagt: „Die Würde des Tieres ist ein menschliches Konstrukt, sie besteht nicht unter Tieren, sondern in Bezug auf Interaktionen zwischen Mensch und Tier“. Das klärt auch die Frage, warum Tiere, die sich untereinander bekämpfen und fressen in Ordnung sind, Menschen die Tierprodukte konsumieren aber nicht – Menschen haben, zumindest in der westlichen Welt, die Möglichkeit auch vegan/vegetarisch zu leben ohne dadurch körperliche Probleme befürchten zu müssen. Die Menschen haben also dadurch, dass sie das Konzept von Würde erschaffen haben die Pflicht, dementsprechend zu handeln.

Dennoch ernährten sich in Deutschland im Jahr 2016 nur etwa 9 % der Bevölkerung vegan oder vegetarisch – was ist also mit den restlichen 91 %? Erstens gibt es auch unter den „Tieressern“ viele verschiedene Strömungen, von der Person, für die jede Mahlzeit eine Fleischquelle enthält, bis zu denjenigen, die sich auch als „Flexitarier“ bezeichnen und fast nie Fleisch bzw. tierische Produkte konsumieren. Auch kann man fragen, warum diese Menschen so leben. Die meisten essen Tierprodukte einfach, weil sie ihnen schmecken, weil sie es so gelernt haben und sich ansonsten nicht groß mit ihrer Ernährung beschäftigen. Dennoch gibt es auch solche, die ihre auf Fleisch basierte Ernährung gut und richtig finden, und dafür Argumente vorbringen.

Am ausschlaggebendsten für sie ist häufig: Tiere existieren am Rand uns bekannter Systeme, sodass es schwer ist, ihren Willen und Empfinden als Mensch abzuleiten. Außerdem ist die Wahrnehmung eines Tieres erwiesenermaßen anders als die eines Menschen, sodass man ersteres anders behandelt. Es ist also nicht vergleichbar, ob man beispielsweise einen Menschen oder einen Karpfen tötet. Auch Philosophen stimmen dieser Ansicht zu, zum Beispiel Bernd Ladwig.

Des Weiteren sind sie der Auffassung, dass eine Ernährung komplett ohne Tierleid auch bei einem Umstieg auf vegane oder vegetarische Lebensmittel nicht möglich ist. Etwa dadurch, dass beim Anbau von Nutzpflanzen häufig Pestizide zum Einsatz kommen, die für ein großes Insektensterben sorgen, Naturflächen zerstört, und auch bei Ernte und Transport der Pflanzen Tiere verletzt und getötet werden. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Mandelmilch, die in den letzten Jahren vor allem unter Veganern an großer Beliebtheit gewonnen hat. Für den Anbau der Mandeln müssen die Blüten jedes Jahr durch zahlreiche Bienen bestäubt werden. Imker berichten immer mehr vom Sterben ganzer Bienenvölker durch Überarbeitung, Pestizide auf den Plantagen und Schädlinge.

Außerdem enthalten tierische Produkte eine Vielzahl von leicht verwertbaren Nährstoffen in hoher Konzentration. So kann es insbesondere für Geringverdiener leichter sein, sich mithilfe dieser ausgewogen zu ernähren, denn auch, wenn eine vegane Ernährung nicht zwangsweise mit Mangelerscheinungen verbunden sein muss, ist doch ein höherer zeitlicher und gegebenenfalls finanzieller Aufwand notwendig.

Trotzdem ist den Menschen, die sich teilweise als „Ethical Carnivores“ (eng. Ethische Fleischesser) bezeichnen wichtig, zu differenzieren. Sie sprechen den Tieren ihre Würde nicht komplett ab, sondern versuchen diese, genauso wie Veganer und Vegetarier, zu erhalten. Dafür ist ihnen eine naturnahe Haltung, also kleine Höfe mit viel Auslauf und gutem Futter ebenso wichtig, wie eine schnelle Schlachtung mit kurzen Transportwegen und ein vollständiges Verarbeiten des Tieres nach seinem Tod. Es wird sich also nicht nur das leckere Hüftsteak ausgesucht, sondern auch Haut, Fettgewebe und Innereien werden verarbeitet, sodass das Tier nicht umsonst gestorben ist. Sie sind auch dafür, sich die Tiere hinter dem Essen bewusst zu machen („Das hier hat mal gelebt und ist für mich gestorben, und so sollte ich es auch behandeln“) und keine tierischen Produkte wegzuwerfen.

Man sieht also, dass es in erster Linie nicht entscheidend zu sein scheint, ob man tierische Produkte verzehren möchte, sondern eher, wie dies geschieht. Für einen ethisch korrekten Umgang mit Tieren ist es auf jeden Fall wichtig, sie als fühlende Lebewesen zu begreifen und auch so zu behandeln. Auch, wenn ich mir selbst vorstellen kann vegan oder vegetarisch zu leben, verstehe ich, dass dieser Lebensstil nicht für jeden umsetzbar oder angebracht ist. Deshalb stimme ich vermutlich am ehesten der Position der „Ethical Carnivores“ zu, dass man zwar tierische Produkte konsumieren kann, aber dabei auf einen wertschätzenden Umgang statt maßlosen Konsum achten sollte. Somit sollte insbesondere Fleisch nicht jeden Tag auf dem Speiseplan stehen, sondern eher eine Form von Luxusprodukt sein. Außerdem sollten sich auch Veganer und Vegetarier meiner Meinung nach darüber bewusst sein, dass sie weiterhin einen Einfluss auf die Tierwelt haben.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

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