Opitz, Martin - Ach Liebste, lass uns eilen (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Martin Opitz, Barock, Gedichtanalyse, Carpe Diem und Vanitas-Motiv, Referat, Hausaufgabe, Opitz, Martin - Ach Liebste, lass uns eilen (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtinterpretation „Ach Liebste, lass uns eilen!“ Martin Opitz (1624)

Ach Liebste lass uns eilen
von Martin Opitz

Ach Liebste, laß uns eilen,
Wir haben Zeit,
Es schadet uns verweilen
Uns beyderseit.
 
Der edlen Schönheit Gaben
Fliehen Fuß für Fuß,
Daß alles, was wir haben,
Verschwinden muß.
 
Der Wangen Ziehr verbleichet,
10 
Das Haar wird greiß,
11 
Der Augen Feuer weichet,
12 
Die Brunst wird Eiß.
 
13 
Das Mündlein von Corallen
14 
Wird ungestalt,
15 
Die Händ' als Schnee verfallen,
16 
Und du wirst alt.
 
17 
Drumb laß uns jetzt geniessen
18 
Der Jugend Frucht,
19 
Eh' als wir folgen müssen
20 
Der Jahre Flucht.
 
21 
Wo du dich selber liebest,
22 
So liebe mich,
23 
Gieb mir das, wann du giebest,
24 
Verlier auch ich.

(„Ach Liebste lass uns eilen“ von Martin Opitz ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.6 KB) zur Unterstützung an.)

Erste Notizen zur Gedichtinterpretation:

Carpe Diem und Vanitas-Motiv

Epoche: Barock
Entstehungsjahr: 1624
Metrum: Jambus
Reimart: Kreuzreim (abab)
Wortfeld: Liebe und Vergänglichkeit

Lyrisches Ich spricht weibliches Du an und fordert sie auf eine Jugendzeit auf, wobei sie die Liebe ausnutzen, da dies in Zukunft vergänglich sein wird

Personifikation (V.5-6)

Alliteration (V.6)

Antithese (V.11-12)

Parallelismus (V.18/20)

Gedichtinterpretation

Das Gedicht „Ach Liebste, lass und eilen“, welches im Jahr 1624 von Martin Opitz verfasst wurde und damit zur Kunstepoche des Barocks gehört, handelt von einem lyrischen Ich, der eine Person dazu auffordert die Jugendzeit für ihre Liebe auszunutzen, da diese in Zukunft begrenzt und nicht existieren wird. Thematisiert wird hier die Vergänglichkeit, so wie auch das Carpe Diem.

Der Text hat einen Aufbau von 6 Strophen, die mit jeweils 4 Versen gegliedert sind. Der Reimschema lässt sich beispielsweise in der erste Strophe erkennen: „Ach Liebste, lass uns eilen, wir haben Zeit, es schadet das Verweilen, uns beiderseit“. Es lässt sich ein Kreuzreim nachweisen, welcher auch mit dem Aufbau „abab“ veranschaulicht wird. Das Gedicht unterliegt einem Metrum vom Jambus.

Den thematischen Aufbau betrachtend, kann man sich auf eine Gliederung von 3 Sinnabschnitten einigen. Der erste Sinnabschnitt bildet sich aus den ersten beiden Strophen. Zu Beginn wird hier der Adressat des Gedichtes deutlich: „Ach Liebste“ (V.1). Durch die direkte Ansprache dieser weiblichen Person wird dessen Aufmerksamkeit geweckt. In Form eines Imperativs wird folgend die Forderung „lass uns eilen“ (V.1) gestellt. Mit der Begründung „Wir haben Zeit“ (V.2) lässt der Dichter den Leser die Zeit als rechten Zeitpunkt auffassen. In den nächsten Versen wird erklärt, zu welcher Folge es kommt, wenn man diese Zeit nicht nutzt. Das Carpe Diem-Motiv lässt sich an der Textstelle von Vers 4 nachweisen: „Uns beiderseit“. Wer zu lange zögert oder etwas verneint, wird keine Lebenszeit mehr haben die Liebe und die Gefühle zu genießen und zu erleben. In Vers 5-6 gibt es eine Personifikation: „Der edlen Schönheit Gaben, fliehen Fuß für Fuß“. Dies erklärt den Verfall der Schönheit und ebenfalls, wie alles vergänglich ist, also hier lässt sich der Vanitas-Motiv erkennen. „Fliehen Fuß für Fuß“ (V.6) ist darüber hinaus eine Alliteration, die den Prozess und den Ablauf des Verfalls verdeutlicht. Im ersten Sinnabschnitt wird die Gegenwartsbeschreibung des lyrischen Ichs und der weiblichen Adressatin umfasst.

Im zweiten Sinnabschnitt wird die Zukunftsbeschreibung ihres Lebens verdeutlicht. Man erkennt hier in Vergleich zum ersten Abschnitt des Gedichts, dass die Verfassung viel bildlicher ist. Der Verfall der Schönheit wird hier noch mal konkreter verdeutlicht: „Der Wangen Zier verbleichet, Das Haar wird Greis, Der Äuglein Feuer weichet, Die Brunst wird Eis, Mündlein von Korallen wird ungestalt, Die Händ als Schnee verfallen, Und du wirst alt“ (V. 9-16). Das Altwerden und das Annähern an den Tod der Adressatin wird hiermit symbolisiert. Das lyrische Ich thematisiert hierbei nur noch das weibliche Du und nur ihre Zukunft beschreibt, sich dabei aber selbst nicht einbezieht, wie es im ersten Sinnabschnitt auffällig war. Damit wird dem Leser klar, dass er sich selber nicht in ihrer Zukunft sieht, wodurch hier wieder die Vergänglichkeit im Vordergrund kommt. In diesem Abschnitt gibt es außerdem antithetische Wortpaare, z.B. Feuer und Eis (Vgl. V. 11-12). Das Feuer bringt die Jugendzeit zum Ausdruck und das Eis steht für das Alter bzw. den Tod. Der ganze Abschnitt wird im Präsens geschrieben. Das weist darauf hin, dass der Verfall ein anhaltender Prozess ist, welcher schon im jungen Alter einsetzt, deshalb sollte man seine Zeit so früh wie möglich nutzen und genießen.

Der letzte Sinnabschnitt beginnt mit der fünften Strophe, wobei diese als eine Schlussfolgerung gilt. Das Wort „Drum“ (V. 18) weist darauf hin. Die Forderung auf eine genießbare Jugend, da die Lebensjahre so schnell vergehen und die Vergänglichkeit nicht angehalten werden kann, wird wiederum vom lyrischen Ich im Mittelpunkt gesetzt. Mit dem Verb „müssen“ (V.19) verdeutlicht er dies und weckt darauf Aufmerksamkeit, dass man die Zeit so schnell wie möglich ausnutzen soll. Die Verse „Der Jugend Frucht“ (V. 18) und „Der Jahre Flucht“ (V. 20) bilden einen Parallelismus. Die Flüchtigkeit eines jeden Momentes, also auch der Jugend, wird verdeutlicht und jegliche Einflussnahme des Menschen ausgeschlossen. In Strophe 6 spricht das lyrische Ich die weibliche Person wieder direkt an und bezieht sich auch selbst in die Problematik ein. Im Vers 21 fordert er das weibliche Du auf sich selbst zu lieben: „Wo du dich selber liebest“. So schafft er es, dass sie ihn auch liebt (Vgl. V. 22). So wäre es eine gegenseitige Liebe.

Man könnte das gesamte Gedicht auf eine Aussage reduzieren: Die Jugendzeit muss genutzt werden, da er, die Liebe und die Schönheit mit höher werdendem Alter vergehen. Dieses Gedicht zeigt die typischen Merkmale der Barock-Lyrik, da es mehr auf Effekt und weniger auf Inhalt ausgerichtet war. Das Vanitas- und Carpe Diem-Motiv wird dabei sehr deutlich dargestellt. Die Thematik des Verfalls im Alter hat Gegenwartsbezug und wird es auch in Zukunft immer noch haben.

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