Goethe, Johann Wolfgang von - Der Zauberlehrling (Gedichtinterpretation)

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Johann Wolfgang von Goethe, Interpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Goethe, Johann Wolfgang von - Der Zauberlehrling (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtsinterpretation „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang Goethe

Die Ballade „Der Zauberlehrling“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, dem bekanntesten deutsche Schreiber und Dichter. Geboren wurde er im Jahr 1749 und verstarb im Jahr 1832. Die Ballade aus dem Jahr 1827 handelt von einem Zauberlehrling, der die Abwesenheit seines Meisters nutzt, um die ihm übertragene Arbeit mit Hilfe eines Zaubers einen Besen ausführen zu lassen.

Jedoch verliert er die Kontrolle, da er den aufhebenden Zauberspruch vergessen hat und ruft schließlich seinen Meister. Goethe scheint mit dieser Ballade auf das Zusammenspiel, beziehungsweise die Abhängigkeit der drei Faktoren Wissen, Verantwortung und Magie anzuspielen. Scheinbar braucht man Wissen, um Verantwortung übernehmen zu können, jedoch schließt der Glaube an Magie ausreichendes Wissen für die Übernehme von Verantwortung aus. Der Titel der Ballade bezieht sich auf die Person des Lyrischen Ichs, also auf den Zauberlehrling als Sprecher, der dem Leser sein Erlebnis vom vergessenen Zauberspruch erzählt.

Das vorliegende Gedicht ist eine Ballade, die vierzehn Strophen umfasst, die sich in „normale Strophen“ und Refrain gliedern lassen, die sich wiederum, angefangen mit einer „normalen Strophe“, abwechseln. Eine „normale Strophe“ enthält jeweils acht Verse, die eine abnehmende Länge und das Reimschema ababcdcd, also Kreuzreime aufweisen. Die Refrainstrophen bestehen aus jeweils sechs Versen, die zunehmend länger werden und dem Reimschema abbcac folgen und damit umarmende, Paar- und Kreuzreime enthalten. Das Metrum ist ein Trochäus und die Kadenzen sind weiblich.

Der Trochäus stellt die Stimmung des Zauberlehrlings vertont da. Der Wechsel von betont und unbetont stellt die Euphorie (S.1 V.1ff.) und die Ernüchterung und Verzweiflung (vgl. S.6 V.5ff.) des Zauberlehrlings da und betont seinen Stimmungswechsel. Durch den Wechsel von Strophe und Refrain bekommt die Ballade eine besondere Struktur und der beschwörende Refrain (vgl. S.2 V.1ff.) lässt das Gedicht magisch wirken. Der Abbau der Strophenlänge und der Aufbau der Refrainlänge lässt ein Wellenmuster erkennen, welches ein Symbol für das bewegte, nicht ruhen wollende Wasser in der Ballade sein kann.

In der ersten Strophe baut der Zauberlehrling Freude und Euphorie auf, da er unbeaufsichtigt ist und nun einmal ohne Vorgaben zaubern kann (vgl. S.1). Er will endlich das tun, was er will und ganz allein vom Erfolg profitieren, was an dem Possessivpronomen „nach meinem Willen“ (S.1 V.4) deutlich wird. Die Alliteration „Walle, Walle“ (S.2 V.1) unterstützt seinen Beschwörungsspruch in der zweiten Strophe und der Imperativ „Nun erfülle meinen Willen“ (S.3 V.4) zeigt, wie überzeugt er von sich und seinen Fähigkeiten ist.

Die Wiederholung des Refrains aus Strophe zwei in Strophe vier verstärkt die Beschwörung und zeigt erneut die Euphorie des Zauberlehrlings (vgl. S.4). In Strophe fünf ist das Lyrische Ich nun stolz und völlig begeistert von den Ergebnissen seines Spruches, was der Ausruf „Seht“ (S.5 V.1) verdeutlicht. Dieser Imperativ richtet sich zugleich auch an ein nicht vorhandenes Publikum. Er möchte sich zeigen und auf einer Bühne präsentieren, was ebenfalls am genannten Beispiel deutlich wird.

In Strophe sechs versucht der Lehrling, zunächst noch selbstsicher (vgl. S.6 V.1) und euphorisch dem imaginären Publikum das Ende des Zaubers zu präsentieren, bis er in Vers fünf dieser Strophe bemerkt, dass er den rückwirkenden Zauberspruch gar nicht kennt. Seine Ernüchterung und beginnende Angst an dieser Stelle wird durch die Interjektionen „Ach“ (S.6 V.5) und „Wehe“ (S.6 V.6) klar ersichtlich. Auch der Wunsch nach dem alten, vorherigen Zustand des Besens ist hier erkennbar. Die Reue, Verzweiflung und Hilflosigkeit wächst in Strophe sieben immer mehr, erkennbar an der Interjektion „Ach“ (S.7 V.1ff.) und der Hyperbel „hundert Flüsse“ (S.7 V.7).

Seine völlige Verzweiflung lässt sich nun in Strophe acht durch einige Ausrufe (vgl. S.8 V.4) feststellen, die in Strophe neun in Wut und Frust auf den Besen umschlagen, was wiederum die vulgären Ausdrücke wie „Ausgeburt der Hölle“ (S.9 V.1) und die erneut zahlreichen Imperative (vgl. S.9 V.8) belegen.

In Strophe zehn unternimmt der Zauberlehrling jetzt einen wütenden Rettungsversuch, indem er versuchen will, den Besen in zwei Hälften zu teilen. Mit der Anapher „Will“ (S.10 V.3f.) zeigt das Lyrische Ich seine Wut nochmals.

Seine nun aufkommende Hoffnung in Strophe elf wird durch die erneute Interjektion „Seht“ (S.11 V.1) und die damit verbundene erneute Zuwendung zum imaginären Publikum unterstützt. Die Freude und Erleichterung über den gespaltenen Besen teilt er nun wieder mit dem „Publikum“ durch eine wiederholte Interjektion (vgl. S.11 V.6). Die wird jedoch durch wieder aufkommende Ernüchterung und Hilflosigkeit (vgl. S.12 V.1ff.) getrübt, da der Besen nun in zwei Teilen weiter sein Unwesen treibt, der Rettungsversuch des Zauberlehrlings somit also fehlgeschlagen ist. Nun wächst seine Verzweiflung und Hilflosigkeit wieder an, was an der Hyperbel „entsetzliches Gewässer“ (S.13 V.3) deutlich wird.

Der Besen hört nicht auf und der Zauberlehrling gelangt am Ende seiner Verzweiflung in Strophe dreizehn zu dem Entschluss, seinen Meister zu rufen, um die Kontrolle über den Besen zu erlangen. Dieser erscheint als autoritäre Person in Strophe vierzehn und macht den Zauberspruch des Lehrlings mit einem Gegenspruch rückgängig. Die Autorität des Meisters wird durch die selbstbewusst ausgesprochenen Imperative deutlich (vgl. S.14 V.1ff.).

Zusammenfassend kann man sagen, dass die formalen Aspekte den Inhalt visuell unterstützen. Goethe macht deutlich, dass der Zauberlehrling die ihm übertragenen Verantwortung ausnutzt, um sich in eine magische Welt zu flüchten, in der er gar nicht über genügend Wissen verfügt, um diese magische Welt und die Macht kontrollieren zu können. Diese Intention Goethes bestätigt nun auch die anfangs gestellte erste Interpretationshypothese.

Man benötigt also ein gewisses Maß Wissen, um Verantwortung übernehmen zu können. Diese Voraussetzungen erfüllte der Zauberlehrling nicht. Verflüchtigt man sich wie das Lyrische Ich in die Magie, beziehungsweise eine irreale Welt, so kann man nicht verantwortungsvoll handeln, da einem das Wissen und damit auch der Bezug zur Realität fehlen.

Mir persönlich gefällt Goethes „Zauberlehrling“ äußerst gut. Besonders die Verknüpfung zwischen Wissen, Magie und Verantwortung anhand eines praktischen Beispiels empfinde ich als sehr gut gelungen. Zudem kann man die Ballade auch jederzeit auf eine aktuelle oder vielleicht auch persönlich erlebte Situation übertragen. Schließlich wird jeder schon einmal in einer Situation gewesen sein, in der er sich übermütig übernahm und darüber hinaus vergaß, dass er eine Verantwortung für sich und vielleicht auch für andere trägt, die er vernachlässigte, weil ihm die Vernunft und somit auch ein Stück Wissen fehlten.

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