Hesse, Hermann - Gestutzte Eiche (Gedichtinterpretation)
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Referat
Gedichtinterpretation von „Gestutzte Eiche“ von Hermann Hesse
Gestutzte Eiche
von Hermann Hesse
1 |
Wie haben sie dich, Baum, verschnitten |
2 |
Wie stehst du fremd und sonderbar! |
3 |
Wie hast du hundertmal gelitten, |
4 |
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war! |
5 |
Ich bin wie du, mit dem verschnittnen, |
6 |
Gequälten Leben brach ich nicht |
7 |
Und tauche täglich aus durchlittnen |
8 |
Roheiten neu die Stirn ins Licht. |
9 |
Was in mir weich und zart gewesen, |
10 |
Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt, |
11 |
Doch unzerstörbar ist mein Wesen, |
12 |
Ich bin zufrieden, bin versöhnt, |
13 |
Geduldig neue Blätter treib ich |
14 |
Aus Ästen hundertmal zerspellt, |
15 |
Und allem Weh zu Trotze bleib ich |
16 |
Verliebt in die verrückte Welt. |
(„Gestutzte Eiche“ von Hermann Hesse ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24 KB) zur Unterstützung an.)
In dem Gedicht „Gestutzte Eiche“ aus dem Buch „Vom Baum des Lebens“ von Hermann Hesse vergleicht der Autor sein Leben mit dem eines gestutzten Baumes. Das Gedicht besteht aus zwei unterschiedlich gebauten Strophen. Die erste Strophe enthält vier Verse, die durch einen reinen Kreuzreim verbunden werden. Die zweite Strophe besteht aus zwölf Versen, den Reim kann man als Kreuzreim bezeichnen: erste Zeile endet mit dem Wort „verschnitten“, die zweite mit „ich nicht“, die dritte - „durchlitten“, vierte - „ans Licht“.
Doch es handelt sich auch um einen Zeilensprung, auch Enjambement genannt. In der ersten Strophe des Gedichtes hat der Autor Mitleid mit einem Baum, der verschnitten und schließlich gestutzt wird.
In der zweiten Strophe vergleicht Hermann Hesse sich selbst mit dem Baum, sein Leben wurde genauso verschnitten und gequält, doch er bricht sich nicht und geht trotzdem jeden Tag ans Licht. Was in ihm „weich“ und „zart“ war, wird geknickt und verhöhnt, doch sein Wesen bleibt unzerstörbar und er ist zufrieden und ruhig. Das Leben geht weiter und der Autor bleibt trotzallem verliebt in „diese tolle Welt“.
Die Überschrift „Gestutzte Eiche“ ist die Voraussetzung für das Verständnis des Gedichtes, wahrscheinlich diente ein gestutzter Baum, je von dem Dichter bei einem Spaziergang im Wald gesehen, als Faszination für dieses Gedicht. Die Überschrift gibt bereits die traurige Stimmung des Gedichtes wieder, das Wort „gestutzt“ assoziiert Gedanken darüber, dass etwas gestört, verletzt und gebrochen wird. Eiche ist ein Symbol für Kraft und Dauerhaftigkeit.
In der ersten Strophe fragt der Autor, warum dem Baum das angetan wird, dabei wiederholt er dreimal das Fragewort „Wie?“, wodurch sein Erstaunen und sein Mitleid hervorgehoben werden. Der Baum wird hier personifiziert: er steht fremd und sonderbar, abgetrennt von seinen gesunden Genossen. Er hat hundertmal gelitten, doch seine Trotz und Wille lässt er nicht brechen. Der Autor versucht damit das Bild einer Eiche zu vermitteln, die zwar gestutzt ist, sieht aber genauso mächtig, stolz und ruhig aus.
Die zweite Strophe beginnt mit dem Satz: „Ich bin wie du;“ und somit beginnt der Vergleich zwischen dem Baum und dem Dichter. Hermann Hess muss vieles erleben, bewältigen und viel leiden. Doch er lässt seinen Willen nicht brechen und bleibt sich selbst treu.
Mit der dritten und der vierten Versen will der Dichter ausdrücken, dass er trotz allen Brüchen und Verletzungen, die ihm das Schicksal bereitete, nicht tobt, sich nicht zurückzieht und in eine tiefe Depression nicht versinkt. Trotz den Wunden zeigt er sein Gesicht der Welt und lebt einfach weiter. Die Person verhärtet sich, wird ernster und strenger, da alles, was weich und zart ist, geknickt und verhöhnt wird, doch der Dichter lässt seinen Charakter nicht brechen, bleibt unzerstörbar und ist nun mit seinem jetzigen Leben zufrieden und mit der Vergangenheit versöhnt. Das vorletzte Versenpaar gibt wieder, das der Dichter für ein neues Leben offen ist, dass er sich weiterentwickelt, ohne sich nach den alten Zeiten zu sehnen. „Neue Blätter“ gelten hier als ein Symbol für ein neues Leben und für die Wiedergeburt.
Die zwei letzen Strophen sagen aus, dass man trotz allen Hindernissen lebensfreudig und optimistisch bleiben kann, man liebt sein Leben und seine Umwelt immer noch. Vom Titel bis zu den letzten Zeilen hat das Gedicht eine traurige Stimmung, es berichtet zunächst von dem schweren Schicksal eines Baumes, dann über das Leben des Dichters, doch ganz am Ende wird der Leser aufgemuntert und auf eine positive Welle eingestellt.
Ich persönlich mag dieses Gedicht sehr. Ich finde, es ist dem Dichter sehr gut gelungen die Bitterkeit seiner Erfahrungen zu übermitteln und gleichzeitig das Gedicht so melodisch zu gestalten. Besonders gefällt mir die Endaussage: „...Und allem weh zu Trotze bleib ich verliebt in diese tolle Welt“ Dieser Satz könnte jeden anderen, der in eine schwierige Lebenssituation geraten ist und nicht mehr weiter weiß, aufmuntern und ihm neue Kraft zum Kämpfen geben, denn Hermann Hesse selbst ist ein Beispiel dafür, dass, später, wenn alles vorbei ist, geht das Leben weiter und man kann die Welt trotzdem lieben. Die Kernaussage dieses Gedichtes würde ich folgendermaßen formulieren: Lasst euch nicht brechen, bleibt optimistisch und euch selbst treu!
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