DDR - Hippies in der DDR

Schlagwörter:
Hippies, Jugendbewegung in der DDR, Ziele, Musik und Bands, Referat, Hausaufgabe, DDR - Hippies in der DDR
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Referat

Hippies in der DDR

von Marc Rübsam

Definition:

  • Tamper-, Blueser- oder Kundenbewegung, ist eine Bewegung in der DDR, von den 70er Jahren bis zur Wende, die den Idealen und Zielen der Hippies in den USA ähnelt.

Die Hippiebewegung der 1960er Jahre in den USA, mit ihren Idealen von Frieden, Freiheit und Liebe, hatte auch auf die DDR eine subtile, aber prägende Wirkung. In einem Land, das stark durch Kontrolle und Gleichschaltung geprägt war, entwickelte sich in den 1970er Jahren eine Subkultur, die sich bewusst von der Masse abhob: die sogenannten Blueser, auch als Tamper oder Kunden bekannt. Diese Bewegung war nicht nur ein ästhetisches Statement, sondern vor allem ein Akt des Widerstands gegen das autoritäre Regime der DDR.

Ziele:

  • Widerstand gegen das Regime
  • in Freiheit und Frieden miteinander Leben
  • Hervorheben aus der Masse
  • freie Liebe

Die Blueser waren von den gleichen Idealen inspiriert wie ihre amerikanischen Vorbilder. Freiheit, Frieden und ein Leben jenseits staatlicher Kontrolle standen im Zentrum ihrer Weltanschauung. Dabei ging es ihnen nicht nur um persönliche Autonomie, sondern auch um einen bewussten Kontrast zum spießigen Auftreten der Parteiangehörigen. Durch ihre Lebensweise rebellierten sie gegen die Zwänge des Systems und suchten nach einem authentischen, ungezwungenen Lebensstil. Freie Liebe, der Wunsch nach einer alternativen Gemeinschaft und die Abgrenzung von gesellschaftlichen Normen waren Kernaspekte ihrer Bewegung.

Aussehen:

  • diente als Kontrast zu dem spießigem Auftreten den Parteiangehörigen
  • allgemein wild
  • lange Haare und Bärte
  • olivgrüne Parker
  • kaputte Bluejeans
  • „Jesuslatschen“

Das äußere Erscheinungsbild der Blueser war ein klarer Affront gegen die Konformität der DDR-Gesellschaft. Mit langen Haaren, Bärten, olivgrünen Parkern, kaputten Bluejeans und den sogenannten Jesuslatschen (Sandalen) grenzten sie sich bewusst von der uniformen Kleidung und dem gepflegten Stil der DDR-Funktionäre ab. Ihre Kleidung war nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern eine stille politische Aussage: Sie wollte die Kontrolle des Staates über das Individuum untergraben und die Sehnsucht nach Individualität und Freiheit symbolisieren.

Feste und Feiern:

  • In Dorfkeipen und Tanzsälen (z.B. „Amor-Saal“ in Mülsen, „Gasthaus zum Löwen“ in Ebersbrunn, etc.), die jedoch meist hoffnungslos überfüllt waren
  • meist im Süden der DDR
  • immenser Alkoholkonsum
  • trampten von einem Ort zum anderen
  • später auch Teilnahme an offiziellen Zeremonien (z.B. Bluesfestival in Wandersleben, Fasching in Wasungen, etc.)
  • Ende der 70er Jahre sogenannte Bules-Gottesdienste
  • große Feste wurden von der Stasi überwacht

Die Blueser pflegten eine ausgeprägte Feierkultur. In Dorfkneipen, Tanzsälen und bei improvisierten Treffen feierten sie ihre Gemeinschaft. Orte wie der „Amor-Saal“ in Mülsen oder das „Gasthaus zum Löwen“ in Ebersbrunn wurden zu Treffpunkten, an denen der immense Alkoholkonsum und das Zusammensein den grauen Alltag vergessen ließen. Besonders in den südlichen Teilen der DDR fanden diese Zusammenkünfte statt. Die Teilnehmer trampten oft von einem Ort zum anderen, um an den Treffen teilzunehmen.

Ab Ende der 1970er Jahre fanden auch sogenannte Blues-Gottesdienste statt, die den spirituellen und gemeinschaftlichen Aspekt der Bewegung unterstrichen. Diese großen Feste wurden jedoch zunehmend von der Stasi überwacht, die die Bewegung als Gefahr für die Stabilität des Systems ansah.

Musik und Bands:

  • Blues und Rock wurden gehört
  • Musik „verkörperte“ die Ideale der Blueser
  • Musik war auf Deutsch oder wurde „gecovert“
  • beliebte ausländische Bands waren Jimi Handrix, Bob Dylan, Beatles und The Door
  • beliebte DDR-Bands waren Monokel, Renft, Engerling, Freygang, Birkholz-Formation, Panta Rhei, Keimzeit, Electra Stenmeißen und Hansi Biebl
  • die Tramper folgten den Bands

Musik war das Herzstück der Blueser-Bewegung. Sie gaben sich dem Blues und Rock hin, deren kraftvolle Melodien und rebellische Texte die Ideale der Bewegung verkörperten. Internationale Künstler wie Jimi Hendrix, Bob Dylan, die Beatles oder The Doors dienten als Inspiration. Gleichzeitig fanden DDR-Bands wie Renft, Monokel, Keimzeit oder Freygang in den Bluesern ein treues Publikum. Diese Bands übersetzten die westlichen Ideale in den DDR-Kontext und wurden so zum Sprachrohr der Bewegung.

Die Blueser folgten ihren Lieblingsbands wie moderne Nomaden von Konzert zu Konzert. Dabei spielten auch spontane Jam-Sessions und die Übersetzung internationaler Hits in die deutsche Sprache eine Rolle. Musik war nicht nur Unterhaltung, sondern ein Mittel, um Gemeinschaft zu stiften und sich vom DDR-Regime abzugrenzen.

Überwachung und Widerstand

Die DDR-Regierung betrachtete die Blueser mit Argwohn. Ihre Abweichung von der Norm wurde als potenzieller politischer Widerstand gesehen, und die Stasi überwachte die Bewegung intensiv. Besonders bei großen Treffen und Konzerten wurde die Kontrolle verschärft, doch das hielt die Blueser nicht davon ab, ihre Lebensweise zu zelebrieren. Die Bewegung wurde so zu einem Symbol des stillen Protests gegen die staatliche Übermacht.

Eine Bewegung zwischen Freiheit und Kontrolle

Die Blueser in der DDR waren mehr als nur eine Jugendbewegung – sie waren Ausdruck einer Sehnsucht nach Freiheit in einem stark reglementierten Staat. Ihr Lebensstil, ihre Musik und ihre Feste boten einen Raum der Individualität und Gemeinschaft, der in der Gleichförmigkeit des DDR-Alltags einzigartig war. Auch wenn die Bewegung nicht die Dimensionen der Hippies in den USA erreichte, war sie ein bedeutendes kulturelles und politisches Phänomen, das zeigte, dass selbst in einem totalitären System der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung nie völlig unterdrückt werden kann.

Quellen:

  • http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,398716,00.html
  • http://www2.hu-berlin.de/fpm/popscrip/themen/pst08/Rauhut.htm
  • http://www.jugendopposition.de/index.php?id=3693
  • Dokumentation: Wittstock statt Woodstock
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