Liebesgedicht von Peter Altenberg

1	Ich sah dich den Amseln zärtlich Futter streuen
2	Ich sah dich deinen alten Vater sanft betreuen
3	Ich sah dich in einem Buche heilige Stellen anstreichen,
4	Ich sah dich in Gesellschaft unadeliger Menschen erbleichen.
5	Ich sah dich deine idealen Füße ungeniert nackt zeigen,
6	Ich sah dich wie eine Fürstin dich edel-stolz verneigen.
7	Ich sah dich mit deinem geliebten Papagei wie mit einem Freunde sprechen,
8	Ich sah dich mit einem Manne wegen eines geringen Taktfehlers für ewig brechen
9	Ich sah dich an Himbeerduft dich berauschen,
10	Ich sah dich der Stille eines Sommerabends lauschen.
11	Ich sah dich an dem Alltag wachsen, lernen,
12	Ich sah dich traurig stehn vor trüben Gaslaternen.
13	Ich sah dich den Leben spinnen wie die Spinne ihr mysteriöses Gewebe
14	Ich schlich mich abseits, um dich nicht zu stören.
15	Ich werde dich aber lieben, solang ich lebe!

Details zum Gedicht „Liebesgedicht“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Liebesgedicht“ stammt von Peter Altenberg, einem österreichischen Schriftsteller, der von 1859 bis 1919 lebte. Es lässt sich zeitlich in die Epoche des Fin de Siècle einordnen, die durch kulturellen Umbruch und künstlerische Innovationen gekennzeichnet ist.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine liebevolle Beobachtung und Beschreibung einer geliebten Person, die durch einfache und alltägliche Handlungen eine ungeheuere Faszination und Zuneigung beim lyrischen Ich auslöst.

Im Inhalt des Gedichts beschreibt das lyrische Ich verschiedene Situationen und Handlungen, die es an der geliebten Person beobachtet hat. Diese Beobachtungen sind vielfältig und decken eine breite Palette an Handlungen und Emotionen ab. Sie reichen von Zärtlichkeit (Amsel Futter zuführen, alten Vater betreuen), über religiös-spirituelle Aktivitäten (heilige Stellen in einem Buch markieren), bis hin zu gesellschaftlichen Interaktionen (in Gesellschaft unadeliger Menschen erbleichen, sich wie eine Fürstin verneigen). Das lyrische Ich drückt so seine Liebe und Bewunderung aus und stellt die geliebte Person in den Mittelpunkt seines Lebens.

Die Form des Gedichts spiegelt die beständige Beobachtung und den stetigen Fluss der Gefühle wider. Die wiederholende Satzstruktur „Ich sah dich...“ betont die persönliche Perspektive des lyrischen Ichs und es verdichtet die Vielzahl von Eindrücken und Empfindungen auf einfache und prägnante Weise. Die Sprache des Gedichts ist klar und einfach, sie vermeidet Metaphern oder sprachliche Bilder und fokussiert sich auf die direkte Beschreibung der beobachteten Handlungen. Hierdurch wirkt das Gedicht sehr direkt und unmittelbar.

Zusammenfassend bietet das Gedicht „Liebesgedicht“ von Peter Altenberg eine persönliche und liebevolle Beschreibung einer geliebten Person. Über den Inhalt hinaus betont das Gedicht die individuelle Wahrnehmung des lyrischen Ichs und spiegelt in Form und Sprache dessen beständige Beobachtung und Wertschätzung wider. Es ist somit ein Ausdruck von tiefer Liebe und Bewunderung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Liebesgedicht“ des Autors Peter Altenberg. Geboren wurde Altenberg im Jahr 1859 in Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1875 und 1919. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 136 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Der Dichter Peter Altenberg ist auch der Autor für Gedichte wie „Was kann er für sie tun?!?“, „Ljuba“ und „Das Bangen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Liebesgedicht“ keine weiteren Gedichte vor.

Weitere Gedichte des Autors Peter Altenberg (Infos zum Autor)

• Was kann er für sie tun?!?
• Ljuba
• Das Bangen