Lied eines deutschen Sängers von Ludwig Uhland

Ich sang in vor'gen Tagen
Der Lieder mancherlei
Von alten frommen Sagen,
Von Minne, Wein und Mai.
Nun ist es ausgesungen,
Es dünkt mir alles Tand;
Der Heerschild ist erklungen,
Der Ruf "Fürs Vaterland!"
 
Man sagt wohl von den Katten:
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Sie legten Erzring' an,
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Bis sie gelöst sich hatten
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Mit einem erschlagnen Mann.
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Ich schlag' den Geist in Bande
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Und werf' an den Mund ein Schloß,
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Bis ich dem Vaterlande
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Gedient als Schwertgenoß.
 
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Und bin ich nicht geboren
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Zu hohem Heldentum,
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Ist mir das Lied erkoren
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Zu Lust und schlichten Ruhm,
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Doch möcht' ich eins erringen
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In diesem heil'gen Krieg:
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Das edle Recht, zu singen
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Des deutschen Volkes Sieg.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Lied eines deutschen Sängers“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Ludwig Uhland, ein deutscher Dichter des 19. Jahrhunderts, ein Zeitgenosse der deutschen Romantik. Er war nicht nur ein Dichter, sondern auch ein Literaturwissenschaftler, Jurist und Politiker.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht patriotisch und national geprägt. Es scheint eine persönliche Auseinandersetzung des Dichters mit seiner Rolle als Künstler in Zeiten des politischen Aufruhrs und Konflikts zu sein.

Im ersten Vers reflektiert das lyrische Ich über seine früheren romantischen und sorgenfreien Jahre, in denen er Lieder über Liebe, Wein und Frühling sang, über „fromme Sagen“. Doch diese Zeiten sind vorbei, da der Ruf „Fürs Vaterland!“ ertönt. In der zweiten Strophe wird eine Metapher verwendet, die die Umwandlung des lyrischen Ichs verdeutlicht: Es wechselt von einem sorglosen Sänger zu einem Soldaten, der bereit ist, für sein Land zu kämpfen. In der letzten Strophe kommt das lyrische Ich zu dem Schluss, dass selbst wenn es nicht für den Heldentum geboren ist, es immer noch singen und einem edlen Ziel dienen kann - ein Siegslied des deutschen Volks zu singen.

Das Gedicht besteht aus drei Oktaven (Strophen mit jeweils acht Versen), was eine traditionelle Form ist, die in der literarischen Epoche der Romantik häufig verwendet wird. Jede Strophe endet mit einer schlagkräftigen Aussage, was dem Gedicht Rhythmik und Dramatik verleiht. Die Sprache ist eher einfach und unverschnörkelt, mit klaren, deutlichen Botschaften, was das patriotische und ernste Thema des Gedichts unterstreicht.

Insgesamt drückt das Gedicht die Bereitschaft und den Wunsch des lyrischen Ichs aus, sein Talent und seine Kunst in den Dienst seines Vaterlandes zu stellen. Es ist eine Erklärung des Patriotismus und der Verantwortung, die der Dichter gegenüber seinem Land empfindet. Die romantischen und sorglosen Zeiten sind vorbei, und es ist Zeit, einen ernsteren und verantwortungsbewussteren Weg einzuschlagen. Es ist ein Appell an die Pflicht und die Verantwortung jedes Bürgers in Zeiten von nationalen Herausforderungen und Konflikten.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Lied eines deutschen Sängers“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ludwig Uhland. Im Jahr 1787 wurde Uhland in Tübingen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1803 und 1862. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Uhland handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die romantischen Dichter sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das 109 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Die Ulme zu Hirsau“, „Das alte, gute Recht“ und „Am 18. Oktober 1816“ sind weitere Werke des Autors Ludwig Uhland. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lied eines deutschen Sängers“ weitere 57 Gedichte vor.

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