Sonett C. von William Shakespeare

Wo bist du, Muse, und vergißt so lang,
Zu rühmen, was dir deine Macht verleiht?
Giebst du dein Feuer hin an schlechten Sang,
An Niedres deine Verse, bald bereut?
Kehr’ um, vergeßne Mus’, und büße jetzt
In edlen Versen die verlorne Zeit!
Dem Ohre sing’, das deine Lieder schätzt,
Und deiner Feder Stoff und Form verleiht.
Sieh’, böse Muse, meinen Liebsten an,
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Obschon die Zeit ihn zu befurchen weiß;
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Verspotte sie, wenn solches sie gethan,
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Und ihren Raub gieb der Verachtung Preis.
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Gieb Ruhm ihm, stärker als der Zeit Gewalt,
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So wahrst du ihn vor ihrer Sichel bald.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett C.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist ein Sonett von William Shakespeare, einem Dramatiker und Dichter, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und am Anfang des 17. Jahrhunderts in England lebte und arbeitete. Insgesamt schrieb Shakespeare 154 Sonette, die vermutlich über einen Zeitraum von etwa fünfzig Jahren entstanden. Sie wurden erstmals 1609 veröffentlicht, und dieses Gedicht ist das hundertste davon.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie ein Dialog oder eine Bitte an die Muse, die als Inspirationsquelle der Künstler in der griechischen Mythologie verstanden wird. Der Sprecher fragt, wo die Muse war und warum sie ihn vernachlässigt hat, indem sie ihre Energie und ihr Talent verschwendet hat, indem sie minderwertige Kunst unterstützt. Er fordert sie auf, sich zu erholen und sich wieder der edlen Poesie zu widmen, dem Produkt ihrer ursprünglichen Macht. Der Sprecher fordert sie auch auf, seinen Liebsten anzusehen und zu verspotten, wie die Zeit ihn gealtert hat, und ihm stattdessen Ruhm zu verleihen, um ihn vor dem unvermeidlichen Zahn der Zeit zu schützen.

Die Form des Gedichts folgt dem traditionellen Muster des englischen oder Shakespearischen Sonetts, das aus vierzehn Zeilen besteht: drei Quartette und ein abschließendes Paar. Die Reimstruktur ist: ABAB CDCD EFEF GG. Das Versmaß ist überwiegend jambisch, das heißt, das Gedicht besteht größtenteils aus Jamben.

Die Sprache, die Shakespeare verwendet, ist sehr bildhaft und eindringlich, er weist der Muse eine aktive Rolle in der Schaffung von Poesie zu. Er spielt auch mit dem Konzept der Zeit als zerstörerische Kraft und stellt es dem unsterblichen Ruhm gegenüber, den die Poesie bieten kann. Darüber hinaus verwendet er die konventionellen Themen der Liebe und der Schönheit und setzt diese in Bezug zu den Kräften der Inspiration, der Poesie und der Zeit.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett C.“. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Einer Liebenden Klage“, „Sonett CI.“ und „Sonett CII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett C.“ weitere 160 Gedichte vor.

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