Sonna’noufgang von Michel Buck

Schlôft au friedle ällz im Fleacka,
Ruaht au ällz in Gott vertrout –
Kräht der Gockel uffam Steacka,
Weads uff oi’ môl wieder lout.
 
Und ear kräht von Hansis Mischte
Lout uff Jörglisboura ra,
Jörglis schreit em Vetter Chrischte,
Und so gôhts da Flecka na.
 
Und as reit der Tag an Himmel,
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Weiß voar Schreacka fluiht der Mau’,
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Und ma’ sieht vom Sonnaschimmel
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S Kranzhôr ob de Tanna schau’.
 
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D Gluckhenn macht se hinter d Boscha
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Und der Waga fährt ins Holz,
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Aelli Liachtla sind verloscha,
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Wo noh glizt haunt bärig stolz.
 
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D Läda fliaget nous an d Giebel,
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Ussam Stall rennt Kuah für Kuah,
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Weiber laufet mit de Kübel,
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Mensch und Väah em Brunna zua.
 
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Und as tutat jetz dur d Gassa
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Luschtig mit seim Hoan der Hiat,
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S springet d Scheacka, s springet d Blassa
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D Hohlgaß nous uff d Woid ins Riad.
 
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Hungrig schnattret d Gäu’s und d Enta,
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D Henna gackset voar em Hous,
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D Brockaschüssla, d Fuaterbrenta
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Frißt des Ziefer gierig ous.
 
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Spatza, Finka, Henna, Touba,
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Oini gar mit Feadrabüsch,
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Rauti Dacha, Nonnahouba,
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Aelles frißt am gleicha Tisch.
 
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Uffam Fischt narrieret d Stara –
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Kuz, as ischt ällz wieder ouf,
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Und am Firmament, am klara,
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Kommt jetz d Morgaräuti rouf.
 
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Und schau’ brennet d Stubafei’schter
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In der goldna Sonnagluat,
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Und der Tau mit toused Glei’schter
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An de Blümla funkla thuat.
 
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Seahnt er, wia dött uffam Bussa
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S Bleachdach uffam Kirchturm blitzt
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Und d Ruina weiter dussa
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Schiar wia gschmolzes Ei’sa glitzt?
 
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D Schnaibearg leuchtet in der Sonna,
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Scheinet wia s purentig Gold,
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D Doana, höb sia wär der Brunna,
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Wo us deanar Schmelzi rollt.
 
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Und dött siehscht a Weiti glüaha,
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Glüaha dött da Feadrasai,
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Wia en Klai im strengschta Blüaha,
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Wia a Feald von Fuierklai,
 
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Und im Schiff da Mahdar schwanka,
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Wo im Wasser Guigga schneidt,
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Mit der Seagas mit der blanka,
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Flammazunga’n um se keit.
 
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Und am Erdastubaboda
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Wearet grüani Teppich glait
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Und vom Reapsbluscht goldni Loda
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Au noh extra drübert gstreut.
 
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O wia schö’ ischt doch dui Earda!
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Müachat d Menscha’ it mit Fleiß
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Ihni seall de gräuschti Bschwearda,
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Heunt noh wär se s Paradeis!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29.2 KB)

Details zum Gedicht „Sonna’noufgang“

Autor
Michel Buck
Anzahl Strophen
16
Anzahl Verse
64
Anzahl Wörter
355
Entstehungsjahr
bis 1888
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonna’noufgang“ wurde von Michel Buck verfasst, einem deutschen Dichter, der im 19. Jahrhundert lebte. Es ist in einem Dialekt geschrieben, der oftmals Wörter beinhaltet, die nicht auf Anhieb für jeden verständlich sein könnten. Im Rahmen der Gesamtinterpretation sollte allerdings dennoch ein allgemeiner Eindruck von der Botschaft und Aussage des Gedichtes entstehen können.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine Beobachtung und Schilderung eines ländlichen Tagesablaufs, vermutlich in einer Region Süddeutschlands. Es beginnt mit dem Erwachen des Dorfes durch den Ruf des Hahns und endet mit der Betrachtung der idyllischen Landschaft, die sich in der goldenen Sonne entfaltet. Dabei scheint es ein hohes Maß an Detailgenauigkeit und atmosphärischer Dichte aufzuweisen.

Im Mittelpunkt des Gedichts steht die Darstellung des alltäglichen Lebens in einem ländlich geprägten Dorf. Der Prozess des Aufwachens und Erwachens wird sehr bildhaft und in einfachen, alltäglichen Szenen dargestellt, die von Tierlaute, der Tätigkeit der Dorfbewohner, und der aufgehenden Sonne gezeichnet sind. Es entsteht der Eindruck von Frische, von einem neuen Tag und von Leben, das seinen gewohnten Lauf nimmt.

Die sprachliche Form des Gedichts weist eine hohe rhythmische Qualität auf, was unter anderem den Fluss des Textes und seine musikalische Qualität fördert. In dem Gedicht sind viele Ausrufe und lautmalerische Formulierungen zu finden, die das dörfliche Leben und die Natur lebendig erscheinen lassen. Die Wahl des Dialekts trägt dazu bei, eine bestimmte Farbigkeit und Atmosphäre zu erzeugen, die gleichzeitig eine regionale Verortung des Inhalts ermöglicht.

Inhaltlich könnte das Gedicht als eine Art Lobgesang auf die Einfachheit und Schönheit des ländlichen Lebens interpretiert werden. Die klaren und detaillierten Bilder von den Aktivitäten der Dorfbewohner und den sich ändernden Zuständen in der Natur könnten als eine Wertschätzung dieser Lebensweise interpretiert werden, die in ihrer Einfachheit und in ihrem Rhythmus einen eigenen Wert und eine eigene Schönheit besitzt.

Zudem kann man im Gedicht eine Betonung des Wechsels der Tageszeiten und des immer wiederkehrenden Zyklus des Lebens erkennen. Es wird ein Gefühl von Kontinuität und Beständigkeit vermittelt, das vielleicht als ein Lobgesang auf das Leben selbst, auf seine Verlässlichkeit und seinen Reichtum, interpretiert werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Sonna’noufgang“ von Michel Buck ein sehr bildhaftes und atmosphärisches Gedicht ist, das durch seine Beschreibung des ländlichen Lebens und der Natur eine tiefe Wertschätzung dieser Lebensweise und eine Feier des Lebens an sich zu vermitteln scheint.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonna’noufgang“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Michel Buck. Im Jahr 1832 wurde Buck in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Im Jahr 1888 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 355 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 64 Versen mit insgesamt 16 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Michel Buck sind „Am sechsta Meza anna 83ge“, „An der Gmoi’dszuga“ und „Auf den Tod meines lieben Söhnleins Hermann“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonna’noufgang“ weitere 56 Gedichte vor.

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