Nikander von Gotthold Ephraim Lessing

Nikandern glückte jüngst ein trefflich Epigramm,
So fein, so scharf, als je von Kästnern eines kam.
Nun schwitzt er Tag und Nacht, ein zweites auszuhecken.
Vergebens; was er macht, verdirbt.
So sticht ein Bienchen uns und läßt den Stachel stecken,
Und martert sich, und stirbt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Nikander“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
45
Entstehungsjahr
nach 1745
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Nikander“ stammt von Gotthold Ephraim Lessing, einem bedeutenden Dichter der deutschen Aufklärung, und fällt daher in das 18. Jahrhundert.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines humorvoll-satirischen Texts, der das Schreiben und das Streben nach literarischem Erfolg thematisiert.

Inhaltlich geht es in Lessings Gedicht um die Figur des Nikander, der ein sehr gutes Epigramm geschrieben hat, das so fein und scharf war wie jenes vom bekannten Autor Kästner. Durch den Erfolg seines ersten Epigramms motiviert, setzt Nikander alles daran, ein zweites zu verfassen. Doch leider zerstört er bei jedem weiteren Versuch etwas, was nach Lessings Ansicht an die traurige Situation eines Bienenstichs erinnert: Ein Bienchen, das nach dem Stechen stirbt.

Das lyrische Ich, vermutlich Lessing selbst, scheint mit diesem Gedicht eine Aussage über das kreative Schaffen und den Erfolgsdruck zu treffen, dem Literaten sich oft selbst aussetzen. Die kraftvollen Bemühungen Nikanders, ein gleichwertiges zweites Epigramm zu schaffen, sehen wir als verzweifeltes Ringen um Anerkennung und Fortsetzung des Erfolgs. In der abschließenden Metapher der Biene liegt womöglich eine Warnung: Dieser intensive Drang, immer mehr und immer besser zu produzieren, kann im Extremfall zum künstlerischen 'Tod', also zum Verlust der eigenen Kreativität führen.

In punkto Form und Sprache hält Lessing sich an die klassische Struktur des sechsteiligen Distichons. Die klare und einfache Sprache, die präzisen Vergleiche und Metaphern, sowie der straffe Rhythmus sind typisch für Lessings Stil und tragen zur humorvollen und zugleich ernsten Wirkung des Gedichts bei. Auch weist das Gedicht ein durchgehendes Reimschema auf, was zur allgemeinen Verständlichkeit und Gefälligkeit des Textes beiträgt.

Zusammengefasst könnte man sagen, dass Lessings Gedicht „Nikander“ eine humorvolle, aber durchaus kritische Reflexion über das literarische Schaffen und den damit verbundenen Erfolgsdruck anbietet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Nikander“ ist Gotthold Ephraim Lessing. Geboren wurde Lessing im Jahr 1729 in Kamenz (Sachsen). Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1745 und 1781. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Der Schriftsteller Lessing ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 45 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Gotthold Ephraim Lessing ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf Frau Trix“, „Auf Muffeln“ und „Auf Nickel Fein“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nikander“ weitere 37 Gedichte vor.

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