Lessing, Gotthold Ephraim - Emilia Galotti (Interpretation Akt 2, Szene 4)
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Referat
Emilia Galotti – Szenenanalyse 2. Aufzug, 4. Auftritt
Das bürgerliche Trauerspiel von „Emilia Galotti“ wurde von Gotthold Ephraim Lessing im Jahre 1772 geschrieben und aufgeführt.
Im zweiten Aufzug, vierter Auftritt beichtet Claudia ihrem Mann Odoardo, dass sich Emilia ungewollt mit dem Prinzen getroffen hat, weil er sie in der Kirche aufgesucht hat, wodurch ein Streit zwischen den Eltern aufkommt. Emilia befindet sich in dieser Zeit noch in der Messe. Das Drama spiegelt die Auffassung von Keuschheit und Ehre zur Zeit der Epoche der Aufklärung wider und verdeutlicht die unterschiedlichen Vorstellungen von Tugend der Ständegesellschaft, sprich Adel und Bürgerturm. Es spielt im 2. Akt, weil die Szene eine steigende Handlung mit einem erregenden, Spannung aufbauenden Moment hat.
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Die komplette Szene läuft lediglich zwischen Odoardo und Claudia Galotti und mit einem einzigen Satz von Pirro ab. Die Eltern von Emilia reden über ihre Zukunftspläne für Emilias und deren zukünftigen Ehemanns und Claudia beichtet ihren Mann, dass Emilia schon mehrmals auf den Prinzen getroffen ist. Je mehr Odoardo nachgefragt hat, desto wütender wird er. Die Szene endet damit, dass Odoardo seinen Wutausbruch zurückhalten musste und geht.
Claudia und Odoardo sind die Eltern von Emilia Galotti und Pirro ist der Diener der Familie.
Die Szene beginnt damit, dass sich Odoardo damit äußert das Emilia ihm zu lange aus ausbleibe (Vgl. Z. 13). Er wird aber, bevor er den Satz zu Ende Sprechen kann, von Claudia unterbrochen und mit den Worten „Noch einen Augenblick, Odoardo!“ (Z. 14) zum Bleiben gebeten. Sie meint, dass es Emilia schmerzen würde, wenn sie seinen Anblick verfehlen würde (Vgl. Z. 14). Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten leben die Eltern in getrennten Häuser. Der Vater besitzt eins auf dem Land und die Mutter in der Stadt. Emilia sieht ihren Vater nur selten und möchte, dass sie ihn noch sehen sollte. Odoardo verdeutlicht aber seinen Zeitdruck, indem er sagt, dass er ein Gespräch mit dem Grafen sucht (Vgl. Z. 16). Er kann es kaum erwarten, den Grafen Appiani seinen Sohn zu nennen (Vgl. Z. 18) und ist sehr entzückt von ihm, wie großartig er sei (Vgl. Z. 18). Vor allem freut er sich, dass Emilia mit ihm aufs Land ziehen möchte (Vgl. Z. 19 f.). Claudia ist nicht so erfreut über das, was Emilia vorhat. Sie hat Angst, dadurch ihre einzige Tochter zu verlieren und zurück auf Land ziehen zu müssen (Vgl. Z. 22). Ihr Mann bewundert das Ganze, weil er der Ansicht ist, dass Emilia auf dem Land glücklicher sei (Vgl. Z. 26 ff.) Claudia spricht aber davon, dass Emilia nur hier in der Stadt den Grafen fand und kennengelernt hat (Vgl. Z. 2 ff.). Odoardo gibt zu, dass es gut mit der Stadtbeziehung gelaufen ist (Vgl. Z. 7). Aber daraufhin folgt er mit Aussagen, dass er den Grafen versteht, warum er auf Land ziehen möchte, da er dort sein eigener Herr sein kann und nicht dem Prinzen untergeordnet ist, wie hier in der Stadt (Vgl. Z. 12 ff.) Odoardo ruft seinen Diener (Vgl. Z. 16), um sein Pferd zu holen (Vgl. Z. 18). Durch den kurzen Befehl von Odoardo wird für einen kleinen Moment das Gespräch zwischen den Eltern unterbrochen. Danach macht er Claudia deutlich, dass der Prinz ihn hasst (Vgl. Z. 23). Dann kommt Claudia mit der Sprache raus und fragt Odoardo, ob sie ihm schon erzählt hätte, dass sich der Prinz mit Emilia getroffen hat (Vgl. Z. 26). Odoardo fragt entsetzt, wo sie sich getroffen haben (Vgl. Z. 28). Claudia erzählt ihm in Ruhe alles und sagt ihm, dass sich der Prinz Emilia gegenüber gnädig zeigte (Vgl. Z. 30 f.). Odoardo stellt immer mehr Fragen, wodurch er immer wütender wird. Claudia erzählt von deren langen Gesprächen (Vgl. Z. 33) und dass der Prinz von Emilias Munterkeit und ihren Witzen so bezaubert ist (Vgl. Z. 2 f.). Claudia schwärmt von deren Begegnungen, dass Emilia so gut bei ihm ankommt, aber Odoardo reagiert fassungslos und fragt sie, wie sie es in einem Tone der Entzückung (Vgl. Z. 8) erzählen kann und bezeichnet sie daraufhin als eine eitle, törichte Mutter (Z. 8f.)! Seine Frau hinterfragt dies und mit seiner Begrünung geht die Szene zu Ende. Odoardo sieht den Prinzen als einen Wollüstling (Z. 13), der nur versucht seine, Tochter „herumzukriegen“. Bevor er etwas Unangenehmes sagen würde, geht er, um sich wieder zu beruhigen (Vgl. Z. 16 ff.).
Durch die ganzen rhetorischen Fragen von Odoardo erkennt man seine Ungläubigkeit und dass er hofft, dass seine Tochter Emilia sich nicht mit dem Prinzen getroffen hat, weil er ihn als eine Bedrohung ansieht. Die Szene enthält dadurch viele Fragesätze und hat auch viele Gedankenpausen. Teilweise enthält der Dialog auch Wiederholungen von Satzgliedern, um eine Aussage zu verstärken, zum Beispiel Zeile 29: „Er bezeigte sich gegen sie so gnädig - -“ und ein weiteres Beispiel, Zeile fünf: „Hat von ihrer Schönheit mit so vielen Lobeserhebungen gesprochen - -“. In der ganzen Szene gibt es insgesamt zwei Regieanweisungen, Zeile 20: „Pirro geht ab“ und Zeile 18: „Indem sie ihn bei der Hand ergreift“. Die zweite Regieanweisung kann für Odoardos Verzweiflung stehen, da er von der Information von Claudia sehr überrumpelt ist und auch nicht positiv drauf zu sprechen ist.
Odoardo weiß jetzt von der Begegnung mit dem Prinzen. Die Szene dient dazu aufzuzeigen, dass man bestimmte Menschen über Sachen aufklären sollte und mit ihnen darüber reden sollten. Das Thema Keuschheit und Ehre passt gut zu Emilia, da sie auf der Seite 95 Zeile eins als eine Rose dargestellt wird, die keusch und tugendhaft ist. Lieber stirbt Emilia, als dass ihre Ehre befleckt wird und sie von der Gesellschaft als nicht tugendhaft und nicht keusch angesehen wird. Dieser Ansicht sind auch ihre Eltern, auch wenn Claudia weniger radikal als ihr Mann. Man sieht auch hier in der Szene, wie Odoardo Emilia vor dem Prinzen beschützen möchte, weil er ihm nicht traut und denkt, dass er etwas mit ihr vorhat. Die Zuschauer sind vielleicht am Anfang überrascht, warum der Vater so reagiert aber im Nachhinein kann man ihn gut verstehen, warum er so aufgebracht in der Situation reagiert hat. Das Trauerspiel problematisiert die Ansichten des Bürgertums von Keuschheit und Tugend zur Zeit der Epoche der Aufklärung anhand der Geschehnisse um die bürgerliche Protagonistin Emilia Galotti und der adeligen Prinzen.
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