Muscheln, Muscheln von Wolfgang Borchert
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Muscheln, Muscheln, blank und bunt, |
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findet man als Kind. |
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Muscheln, Muscheln, schlank und rund, |
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darin rauscht der Wind. |
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Darin singt das große Meer in |
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Museen sieht man sie glimmern, |
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auch in alten Hafenkneipen |
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und in Kinderzimmern. |
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Muscheln, Muscheln, rund und schlank, |
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horch, was singt der Wind: |
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Muscheln, Muscheln, bunt und blank, |
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fand man einst als Kind! |
Aus der Sammlung Laterne, Nacht und Sterne
Details zum Gedicht „Muscheln, Muscheln“
Wolfgang Borchert
3
12
56
1921 - 1947
Nachkriegsliteratur
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Muscheln, Muscheln“ stammt vom Autor Wolfgang Borchert, einem wichtigen Vertreter der Trümmerliteratur in der Nachkriegszeit in Deutschland. Er lebte von 1921 bis 1947, was das Gedicht zeitlich in die Mitte des 20. Jahrhunderts einordnet.
Beim Lesen des Gedichts bekommt man sofort eine Art nostalgisches Gefühl. Die durchgehende Kontraststellung von Vergangenem und Gegenwärtigem lässt eine Melancholie aufkommen.
Inhaltlich thematisiert das Gedicht das Auffinden und Erleben von Muscheln, die als Kinder entdeckt werden und deren Geräusche Anregung für Fantasie und Träumereien sind. Das lyrische Ich erinnert sich daran, wie es diese Muscheln als Kind fand und sie als etwas Besonderes wahrgenommen hat. Diese Erinnernungen sind mit einer bestimmten Sehnsucht, vielleicht auch Traurigkeit verbunden, denn die Muscheln findet man „einst“ als Kind. Nun werden sie nur noch in Museen und Hafenkneipen, also in der Erwachsenenwelt, gesehen. Die Magie des Kindheitsentdeckens scheint verloren gegangen zu sein.
Formal gesehen ist das Gedicht in drei Strophen mit jeweils vier Versen unterteilt. In den ersten und letzten Versen jeder Strophe wiederholt der Autor das Bild der Muschel und ihre Attribute, wodurch er die Verbindung zwischen den Strophen herstellt. Zudem verwendet Borchert einen Binnenreim in der zweiten Strophe „Meer in“ und „sie glimmern“, was das Lesen des Gedichts angenehm flüssig gestaltet.
Die Sprache des Gedichts ist klar und verständlich, dennoch lässt sie viel Raum für Assoziationen und Metaebenen. Durch die Schilderung von spezifischen Orten (Museen, Hafenkneipen, Kinderzimmer) und die wiederholte Beschreibung der Muscheln entsteht eine intensive, fast greifbare Atmosphäre.
Zusammengefasst ist das Gedicht „Muscheln, Muscheln“ eine Reflexion über Kindheit, Verlust der kindlichen Wahrnehmung und die Unschuld der Entdeckungen. Die bildreiche Sprache und die Wiederholung verstärken diesen Eindruck und ermöglichen es dem Leser, in diese Welt einzutauchen. Wolfgang Borchert erschafft ein kleines, abgeschlossenes Universum, das trotz seiner Begrenztheit eine unendlich weite Welt der Erinnerungen und Emotionen eröffnet.
Weitere Informationen
Wolfgang Borchert ist der Autor des Gedichtes „Muscheln, Muscheln“. Geboren wurde Borchert im Jahr 1921 in Hamburg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1937 bis 1947 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Nachkriegsliteratur zugeordnet werden. Bei Borchert handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 56 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Wolfgang Borchert ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Kuss“, „Der Mond lügt“ und „Die dunklen Jahre“. Zum Autor des Gedichtes „Muscheln, Muscheln“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 12 Gedichte vor.
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Zum Autor Wolfgang Borchert sind auf abi-pur.de 12 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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