Bacchus und Amor von Heinrich Wilhelm von Gerstenberg
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An jungen misgerathnen Stöcken, |
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Und noch von keiner Traube schwer, |
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Geht Bacchus wirthschaftlich daher, |
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Sucht itzt ein Auge zu verstecken, |
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Itzt eins den Stralen aufzudecken, |
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Arbeitet, knickt, zerreißt und bricht, |
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Und keicht, und schont der Hände nicht. |
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Amor, der ein Mädchen, das selbst seinen Pfeilen zu schnell war, durch Rosengebüsche jagte, sah, indem er dem Mädchen nachlief, den arbeitsamen Bacchus beym Weinstocke schwitzen. Nie hatte Amor den Bacchus so emsig gesehen. Armer Gott, sprach er leise, ich muß dir Muße verschaffen, und gleich flog der Pfeil in des Weingotts Herz, der dem schüchternen Mädchen bestimmt war. |
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Der kleine Gott, der sonst nur trank, |
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Sonst nur vom Rausch zu Boden sank, |
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Sinkt itzt vor Amors Pfeil zu Boden, |
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Und geistig Blut trieft in den Boden; |
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Und Bacchus weint, da er die Wunde fühlt, |
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Daß Amor ihm so mitgespielt. |
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Auf! unbezwingbarer Weingott, rief Amor spöttisch, Bändiger der lybischen Löwen und Tieger, auf! und huldige itzt dem stärkern Amor. Die Wunde ist tief: laß eine Schöne sie heilen. - Amor lachte und floh. - Aber das Blut des Bacchus drang in die Wurzeln der Weinstöcke, und die Trauben schwollen seit dieser Zeit von edlem Burgundermost auf, der das Herz zu den zärtsten Trieben erhebt. |
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Von diesem Most, den ich noch keinem zugebracht, |
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Daß er ihn nicht gleich fühlbarer gemacht, |
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Von diesem Moste will ich trinken. |
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O Phillis! siehst du ihn nicht winken? |
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O liebe Phillis, laß uns trinken! |
Details zum Gedicht „Bacchus und Amor“
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235
1737 - 1823
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Bacchus und Amor“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Wilhelm von Gerstenberg. Gerstenberg wurde im Jahr 1737 in Tondern (Tønder), Schleswig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1753 bis 1823 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik oder Biedermeier zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 235 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Die Gedichte „Ein Gespiele der Tändeleyen aus dem Gefolge der Venus an drey Schwestern“ und „Paphos“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Wilhelm von Gerstenberg. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Bacchus und Amor“ weitere 10 Gedichte vor.
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- Paphos
Zum Autor Heinrich Wilhelm von Gerstenberg sind auf abi-pur.de 10 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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