An Hödur von Heinrich Kämpchen

Armselig Volk, man schlägt dir ins Gesicht,
Man höhnt und spottet dein, und dennoch rennst
Du wie verrückt zu jedem Possenspiel
Und hochst und hurrast lustig mit im Chor.
 
Wund ist dein Rücken von der Arbeitslast,
Dein Auge hohl – nicht mehr des Freien Blick.
Und dennoch, dennoch wirst du zum Hanswurst,
Ruft man zur Kurzweil dich, zum Mummenschanz.
 
Ich dulde deine Qual mit dir, o Volk!
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Noch mehr – ich fühle doppelt sie – darum
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Zerreißt mir zwiefach auch der Hohn das Herz,
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Seh’ ich dich tanzen in dem Schellenwams. –
 
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Und Trauern faßt mich, daß du noch so blöd’,
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So unvernünftig ab vom Ziele irrst,
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Und deinen Drängern selbst zum Spotte dienst.
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Wie lange noch? Wann fühlst du deine Schmach?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An Hödur“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Hödur“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, ein deutscher Schriftsteller und Dichter, der von 1847 bis 1912 lebte. Dies deutet auf eine Schaffung des Gedichts im ausgehenden 19. oder anfänglichen 20. Jahrhundert hin.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht verurteilend und kritisch. Es richtet sich an ein „Volksvermögen“ und vermittelt Gefühle von Mitgefühl, Enttäuschung und Empörung über seine Aktionen und den Zustand, in dem sich das Volk befindet.

Kämpchen spricht hier das Volk direkt an, beschreibt es als „armselig“ und prangert seinen Zustand an. Es wird beschrieben, dass das Volk gedemütigt und verhöhnt wird, sich aber dennoch aktiv am Schauspiel beteiligt, als hätten sie keine Wahl oder wollten es tatsächlich. Die Arbeitslast und ihre Verletzungen werden betont und es wird deutlich, dass sie nur für die Belustigung anderer benutzt werden. Das lyrische Ich fühlt für das Volk und teilt sein Leid, es scheint mit ihm verbunden zu sein - es ist Teil des Volkes. Mit der wachsenden Enttäuschung des lyrischen Ichs wird den Lesern jedoch klar, dass sie nicht mit ihrem Schicksal zufrieden sind und Veränderung herbeiführen wollen.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, was eine strenge Struktur vorschlägt. Sprachlich verwendet Kämpchen einfache, direkte und anschauliche Worte und Bilder, um das Leid des Volkes und die Empörung der lyrischen Stimme zu betonen. Er verwendet Metaphern wie „Schellenwams“ und „Hanswurst“, um die Demütigung und den Missbrauch des Volkes zu veranschaulichen.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass das Gedicht „An Hödur“ eine soziale Kritik und ein Weckruf ist. Es wird das Leid des Volkes dargestellt und seine Manipulation und Ausbeutung wütend angeprangert. Das lyrische Ich ist deutlich enttäuscht und verärgert, dass das Volk noch nicht aufgewacht ist und seinen Seelenzustand erkannt hat. Es stellt sich die Frage, wann das Volk seine eigene Schmach erkennen und damit beginnen wird, Veränderungen herbeizuführen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Hödur“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Der Autor Heinrich Kämpchen wurde 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Erschienen ist der Text in Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 118 Worte. Die Gedichte „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“, „Am Marienbrönnlein“ und „Am Rhein“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Kämpchen. Zum Autor des Gedichtes „An Hödur“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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