Am Gemündener Maar von Heinrich Kämpchen
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Nicht so öde wie die andern |
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Schwestern, liegst du im Gebirge; |
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Kränzt dir doch, was jenen fehlet, |
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Tannenwald mit Grün die Ufer. |
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Aber still und weltverloren |
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Träumst auch du die Schwermutsträume, |
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Scheinst Äonen nachzusinnen, |
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Wo hier Feuerstürme rasten. |
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Lava, glühend heiße Lava, |
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Hat dein Krater einst gespien |
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Donnernd aus dem Bauch der Erde, |
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Und die Eifeltäler dampften. |
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Längst erloschen sind die Gluten |
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Und verweht die Donnerstürme, – |
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Aber schwermutsvolle Trauer |
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Brütet noch an deinen Ufern. |
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Ja, mein Maar, so magst du träumen, |
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Weltverloren, schon wie lange – |
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Wie auch meine Seele träumet |
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Von dem dunkeln Daseinsrätsel. |
Details zum Gedicht „Am Gemündener Maar“
Heinrich Kämpchen
5
20
94
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Am Gemündener Maar“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst. Kämpchen lebte von 1847 bis 1912, was das Gedicht in der Epoche des Realismus einordnet, die von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts dauerte.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht nachdenklich und träumerisch. Es vermittelt eine Art melancholischer Stimmung und Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Natur scheint dabei als metaphorischer Spiegel der Gedanken und Gefühle des lyrischen Ichs zu dienen.
Im Inhalt des Gedichts geht das lyrische Ich auf die Besonderheit des Gemündener Maares ein, seine Ästhetik und seine Einzigartigkeit im Vergleich zu den „anderen Schwestern“. In den folgenden Strophen werden sowohl der ursprüngliche, gewaltvolle Ursprung des Maares in Form von vulkanischer Aktivität als auch die gegenwärtige Stille und Träumerei hervorgehoben. Es entfaltet sich ein Wechselspiel von dramatischer Vergangenheit und ruhiger Gegenwart, das von einer melancholischen Stimmung geprägt ist. In der letzten Strophe kommt auch das lyrische Ich zum Ausdruck, das seine eigenen Existenzrätsel mit denen des Maares parallelisiert.
Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist bildreich und metaphorisch, setzt dabei auf starke Kontraste und wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Hinzu kommt eine Art anthropomorphisierende Darstellung des Maares, das fast wie ein lebendes Wesen mit eigenen Gefühlen und Gedanken erscheint. Der textliche Bezug zum Realismus könnte dabei in der genauen Beobachtung und Beschreibung der Natur und der Einheit von äußerer und innerer Natur des lyrischen Ichs liegen.
Insgesamt konfrontiert das Gedicht den Leser mit der Vergänglichkeit, der unwandelbaren Kraft der Natur und der eigenen Frage nach dem Sinn und Zweck des Daseins. Es lädt zum Nachdenken und Reflektieren ein und bietet dabei einen intensiven Einblick in die Gedankenwelt des lyrischen Ichs.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Am Gemündener Maar“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Bochum. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Altendorf“, „Am Grabe der Mutter“ und „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Gemündener Maar“ weitere 165 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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