Der Blinde und der Lahme von Christian Fürchtegott Gellert
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Von ungefähr muß einen Blinden |
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Ein Lahmer auf der Straße finden, |
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Und jener hofft schon freudenvoll |
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Daß ihn der andre leiten soll. |
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Dir, spricht der Lahme, beizustehen? |
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Ich armer Mann kann selbst nicht gehen; |
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Doch scheint's, daß du zu einer Last |
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Noch sehr gesunde Schultern hast. |
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Entschließe dich, mich fortzutragen, |
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So will ich dir die Stege sagen: |
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So wird dein starker Fuß mein Bein, |
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Mein helles Auge deines sein. |
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Der Lahme hängt, mit seinen Krücken, |
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Sich auf des Blinden breiten Rücken. |
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Vereint wirkt also dieses Paar, |
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Was einzeln keinem möglich war. |
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Du hast das nicht, was andre haben, |
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Und andern mangeln deine Gaben; |
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Aus dieser Unvollkommenheit |
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Entspringet die Geselligkeit. |
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Wenn jenem nicht die Gabe fehlte, |
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Die die Natur für mich erwählte, |
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So würd' er nur für sich allein |
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Und nicht für mich bekümmert sein. |
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Beschwer die Götter nicht mit Klagen! |
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Der Vorteil, den sie dir versagen |
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Und jenem schenken, wird gemein: |
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Wir dürfen nur gesellig sein. |
Details zum Gedicht „Der Blinde und der Lahme“
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1715 - 1769
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Christian Fürchtegott Gellert ist der Autor des Gedichtes „Der Blinde und der Lahme“. 1715 wurde Gellert in Hainichen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1731 und 1769. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Aufklärung zu. Gellert ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 156 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Fürchtegott Gellert sind „Der reiche Geizhals“, „Der Leichtsinn“ und „Das Kind mit der Schere“. Zum Autor des Gedichtes „Der Blinde und der Lahme“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 164 Gedichte vor.
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Zum Autor Christian Fürchtegott Gellert sind auf abi-pur.de 164 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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