Der Selbstmord von Christian Fürchtegott Gellert
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O Jüngling, lern aus der Geschichte, |
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Die dich vielleicht zu Thränen zwingt, |
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Was für bejammernswerthe Früchte |
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Die Liebe zu den Schönen bringt! |
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Ein Beyspiel wohlgezogner Jugend, |
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Des alten Vaters Trost und Stab, |
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Ein Jüngling, der durch frühe Tugend |
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Zur größten Hoffnung Anlaß gab; |
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Den zwang die Macht der schönen Triebe, |
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Climenen zärtlich nachzugehn; |
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Er seufzt, er bat um Gegenliebe; |
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Allein vergebens war sein Flehn. |
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Fußfällig klagt er ihr sein Leiden. |
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Umsonst! Climene heißt ihn fliehn. |
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Ja, schreyt er, ja, ich will dich meiden; |
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Ich will mich ewig dir entziehn. |
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Er reißt den Degen aus der Scheide, |
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Und – – o was kann verwegner seyn! |
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Kurz, er besieht die Spitz und Schneide, |
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Und steckt ihn langsam wieder ein. |
Details zum Gedicht „Der Selbstmord“
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115
1769
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Christian Fürchtegott Gellert, ein in der Epoche der Aufklärung agierender deutscher Dichter. Er lebte von 1715 bis 1769, daher stammt das Gedicht vermutlich aus dem 18. Jahrhundert.
Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht den Eindruck einer tragischen Liebesgeschichte, gekonnt mithilfe angemessener Bildsprache und lebhaften Emotionen dargestellt. Es beschreibt die unerwiderte Liebe eines Jünglings zu einer Schönen und die fatalen Konsequenzen, die dieser Zustand mit sich bringt.
Gellert erzählt in seinem Gedicht über einen Jüngling, der sich in eine Frau namens Climene verliebt hat. Trotz seiner tiefen Zuneigung und seines Flehens um Gegenliebe, wird seine Liebe von ihr nicht erwidert. Dies führt zu der Verzweiflung des Jünglings, die in einem Suizidversuch gipfelt - der jedoch nicht vollzogen wird. Gellert möchte durch die erzählte Geschichte eine Warnung aussprechen vor den fatalen Folgen einer unausgeglichenen Liebe und vor der Verzweiflung, die sie verursachen kann.
Die Form des Gedichts ist klar strukturiert mit fünf gleich aufgebauten Strophen von jeweils vier Versen. Die Sprachwahl ist gehoben und stilistisch dem Barock und der Aufklärung entsprechend, mit präzisem Wortschatz und detaillierter Beschreibung der Handlungen und Gefühle. Dabei trifft Gellert eine sorgfältige Auswahl von Worten, die die Dramatik und das tragische Ende der erzählten Geschichte unterstreichen, wie etwa 'zwingt', 'bejammernswerthe', 'vergebens', 'klagt', 'umsonst', und 'verwegner'. Gellert nutzt diese Technik zur Steigerung des dramatischen Effekts und zur Verstärkung der tragischen Atmosphäre.
Insgesamt ist das Gedicht „Der Selbstmord“ von Gellert ein ausdrucksstarkes Werk, das eine wichtige Botschaft auf eine kunstvolle und berührende Art und Weise vermittelt. Es warnt vor der Macht der Liebe und den fatalen Folgen, die eine unerwiderte Liebe in manchen Fällen mit sich bringen kann. Damit bietet das Gedicht einen tiefgründigen Einblick in die menschliche Seele und ihre dunkelsten Abgründe.
Weitere Informationen
Christian Fürchtegott Gellert ist der Autor des Gedichtes „Der Selbstmord“. Im Jahr 1715 wurde Gellert in Hainichen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1769. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Gellert ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 115 Worte. Christian Fürchtegott Gellert ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Kind mit der Schere“, „Der junge Krebs und die Seemuschel“ und „Das Glück und die Liebe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Selbstmord“ weitere 164 Gedichte vor.
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- Der reiche Geizhals
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- Der junge Krebs und die Seemuschel
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Zum Autor Christian Fürchtegott Gellert sind auf abi-pur.de 164 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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