Der alte Dichter und der junge Kritikus von Christian Fürchtegott Gellert
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Ein Jüngling stritt mit einem Alten |
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Sehr lebhaft über ein Gedicht. |
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Der Alte hielt's für schön; der Jüngling aber nicht, |
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Und hatte recht, es nicht für schön zu halten. |
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Er wies dem Alten Schritt für Schritt |
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Hier bald das Matte, dort das Leere |
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Und dachte nicht, daß der, mit dem er stritt, |
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Der Autor des Gedichtes wäre. |
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»Wie«, sprach der Alte ganz erhitzt, |
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»Sie tadeln Ausdruck und Gedanken? |
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Mein Herr, Sie sind zu jung, mit einem Mann zu zanken, |
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Den Fleiß, Geschmack und Alter schützt. |
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Da man Sie noch im Arm getragen, |
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Hab' ich der Kunst schon nachgedacht. |
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Und kurz: was würden Sie wohl sagen, |
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Wenn ich die Verse selbst gemacht?« |
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»Ich«, sprach er, »würde, weil Sie fragen, |
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Ich würde ganz gelassen sagen, |
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Daß man, Geschmack und Dichtkunst zu entweihn, |
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Oft nichts mehr braucht, als alt und stolz zu sein.« |
Details zum Gedicht „Der alte Dichter und der junge Kritikus“
3
20
140
1715 - 1769
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der alte Dichter und der junge Kritikus“ des Autors Christian Fürchtegott Gellert. Der Autor Christian Fürchtegott Gellert wurde 1715 in Hainichen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1731 und 1769. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei dem Schriftsteller Gellert handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 140 Worte. Der Dichter Christian Fürchtegott Gellert ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Leichtsinn“, „Das Kind mit der Schere“ und „Der junge Krebs und die Seemuschel“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der alte Dichter und der junge Kritikus“ weitere 164 Gedichte vor.
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