Der ungeratne Sohn von Christian Fürchtegott Gellert

Ein Vater war, wie viele Väter,
Mit einem wilden Sohn geplagt.
Nichts Törichtes, nichts Kühnes ward gewagt,
Johann, sein Sohn, war allemal der Täter.
Der Vater, der kein Mittel sah,
Bei Ehren in der Stadt zu bleiben,
Schickt ihn, um ihm den Kitzel zu vertreiben,
zwei Jahre nach Amerika;
So sauer auch die liebe Mutter sah.
 
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Allein was half's? Johann kam wieder,
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Und wer war ärger als Johann?
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Der Vater und des Vaters Brüder
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Beschlossen endlich Mann für Mann,
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Daß, weil er nicht gehorchen wollte,
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Johann der Trommel folgen sollte.
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Der ausgelassne Sohn ward also ein Soldat,
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Und dies war auch der beste Rat;
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Denn was nun auch die Leute sagen,
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Die diesem Stand nicht günstig sind:
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So ward doch mancher Mutter Kind
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Von einem Herrn oft klug geschlagen,
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Der trotz der Scherpe, die er trug,
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Nicht weiser war als der, den er vernünftig schlug.
 
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Doch diese Zucht ward auch vergebens unternommen.
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Johann blieb wild und ungestüm.
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Der Hauptmann ließ den Vater kommen:
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»Nehmt Euern Sohn zurück, ich ziehe nichts aus ihm.«
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Der Vater muß ihn wieder nehmen.
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Nun wird er wohl den Wildfang niemals zähmen.
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Doch nein, ein Mittel half geschwind,
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Und eh' vier Wochen noch vergingen,
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War sein Johann fromm wie ein Kind.
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Wie? ließ er ihn ins Zuchthaus bringen?
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Ich dachte gar. Warum nicht lieber auf den Bau?
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Er wußt' ihn besser zu bezwingen,
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Er gab ihm eine böse Frau.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Der ungeratne Sohn“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
233
Entstehungsjahr
1715 - 1769
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der ungeratne Sohn“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Fürchtegott Gellert. Geboren wurde Gellert im Jahr 1715 in Hainichen. In der Zeit von 1731 bis 1769 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Aufklärung zuordnen. Der Schriftsteller Gellert ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 233 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Die Gedichte „Der Jüngling und der Greis“, „Krispin und Krispine“ und „Das Testament“ sind weitere Werke des Autors Christian Fürchtegott Gellert. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der ungeratne Sohn“ weitere 164 Gedichte vor.

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