Edgar an Psyche von Johann Christoph Friedrich Haug

Welch ein Leben, kleine Psyche,
Wenn ich Nachtigallen gliche?
O ich lokte dich
Flötend zu willkommnen Thränen,
Klagte dir in Silbertönen,
Und du liebtest mich!
 
Welch ein Leben, fromme Psyche,
Wenn ich Turteltäubchen gliche?
Ich umhüpfte dich,
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Spielte dir im Schoos mit Freuden,
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Girrte schmachtend Zärtlichkeiten,
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Und du liebtest mich.
 
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Welch ein Leben, schöne Psyche,
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Wenn ich Frühlingsrosen gliche?
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Ich umgöse dich,
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Rings mit Wohlgerüchen, blühte
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Froh in deines Busens Mitte:
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Und du liebtest mich.
 
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Welch ein Leben, sanfte Psyche,
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Wenn ich leisen Zephirn gliche?
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Ich umwehte dich,
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Tränke deines Athems Schwüle,
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Hauchte dir ins Antliz Kühle:
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Und du liebtest mich.
 
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Welch ein Leben, holde Psyche,
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Wenn dein Edgar allen gliche?
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Ich umschwebe dich,
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Opfre Blumen alle Tage,
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Girre, singe, flöte, klage:
30 
Und du fliehest mich?
 
31 
Psyche bleib! – Warum denn Rosen
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Nachtigallen Täubchen kosen?
33 
Mehr o mehr kann ich!
34 
Lieben kann ich, fühlen, küssen,
35 
Heiß umarmen, Nächte süssen! –
36 
Psyche liebe mich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Edgar an Psyche“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Edgar an Psyche“ und wurde von Johann Christoph Friedrich Haug verfasst. Haug lebte von 1761 bis 1829, was das Gedicht zeitlich in die Epoche der Spätaufklärung und des Beginns der Romantik einordnet.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines Liebesgedichtes. Der lyrische Sprecher, Edgar, richtet seine Worte an eine Frau namens Psyche. Die Sehnsucht des lyrischen Ich ist deutlich zu spüren.

Inhaltlich geht es darum, dass Edgar seine Liebe für Psyche zum Ausdruck bringt. Er vergleicht sich dabei mit verschiedenen Elementen der Natur wie Nachtigallen, Turteltauben, rosigen Frühlingsblüten und sanften Zephyrwinden. Er stellt sich vor, wie es wäre, wenn er diesen Dingen gleich wäre und welch schönes Leben er dann mit Psyche führen könnte. Am Ende offenbart er, dass Psyche sich jedoch von ihm abwendet, und er fleht sie an, ihn zu lieben.

Die gesamte Form des Gedichts ist recht konstant. Jede Strophe besteht aus sechs Versen. Die ersten drei Zeilen jeder Strophe beginnen mit einem Vergleich, gefolgt von einer Konsequenz, die jeweils in dem Satz endet: „Und du liebtest mich!„

Die Sprache des Gedichts ist sehr bildhaft und voll von Metaphern. Es verwendet zahlreiche Naturmetaphern, um die Gefühle des lyrischen Ichs zu beschreiben und seine Sehnsucht zu unterstreichen.

Schließlich ist es bemerkenswert, dass der Name Psyche aus der griechischen Mythologie stammt und die Personifizierung der Seele darstellt. Dies könnte darauf hinweisen, dass es sich bei dem lyrischen Ich um Edgar Allan Poe handeln könnte, da Psyche oft in seinen Werken auftaucht. Hier ist dies jedoch rein spekulativ.

Insgesamt ist das Gedicht eine leidenschaftliche Liebeserklärung von Edgar an Psyche, mit der verzweifelten Bitte, seine Liebe zu erwidern. Die vielen Naturbilder und Vergleiche, die zur Beschreibung der Gefühle verwendet werden, sind typisch für die Romantik und tragen zur emotionalen Intensität des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Johann Christoph Friedrich Haug ist der Autor des Gedichtes „Edgar an Psyche“. Haug wurde im Jahr 1761 in Niederstotzingen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1782. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 151 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Johann Christoph Friedrich Haug ist auch der Autor für Gedichte wie „Kato“, „Laura“ und „Lied eines abwesenden Bräutigams“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Edgar an Psyche“ weitere 10 Gedichte vor.

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