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Warum mein Kiel bisher so lange Zeit geschwiegen,
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Macht, weil du selber ihm das Schweigen auferlegt.
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Die Muse scheint bey mir schon halb entselt zu liegen,
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Dein Scheide-Brief hat ihr ein Schrecken eingeprägt.
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Du woltest, schriebst du nächst, den Helicon verlassen,
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Des Schicksals Grausamkeit erzwänge solchen Schluß.
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Geliebte B- wilst du dich selber hassen?
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Verbanne Harm und Gram, verjage den Verdruß.
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Der Himmel wird nicht stets mit Blitz und Donner dräuen,
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Ich seh den Freuden-Stern bereits von ferne stehn,
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Und dieser wird dein Hertz gantz unverhofft erfreuen,
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Dein Fuß soll künfftig hin auf Ros- und Nelcken gehn.
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Was wird die Welt von dir wohl vor ein Urtheil fällen?
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Du weist, sie liebet dich und deine Dichter-Kunst;
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Laß dich bey deinen Schmertz zufrieden wieder stellen,
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Vertreibe durch Vernunfft der Schwermuth gifftge Dunst.
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Der Schlag ist alzu hart, klagst du, der mich betroffen
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Erst meiner Augen-Lust, jetzt mein geliebtes Kind,
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Bey letztern kan ich zwar noch auf Genesen hoffen,
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Wiewohl mir diß noch nicht die Wunden gantz verbind.
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Diß ziehet meine Hand vom Säyten-Spiel zurücke,
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Sonst hieß Calliope mein liebster Zeitvertreib,
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Jetzt aber geb ich ihr recht Eßig-saure Blicke,
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Warum? Ich bin ein kranck und Jammer-volles Weib.
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Dein Klagen ist gerecht, wer kan dich widerlegen?
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Doch sey auch wiederum zu heilen dich bemüht;
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Was wilst du deinen Schmertz noch länger nähren, hegen?
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Der als ein Mörder dich zuletzt gar nieder zieht.
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Wer kan des Schicksals Schluß durch Klag- und Thränen zwingen?
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Vielmehr verdoppelt dir der Kumer deine Pein,
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Auf! und erhohle dich ein männlich Lied zu singen,
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Diß wird die Panace vor deine Schwermuth seyn.
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Zwar scheints, als woltest du nicht mehr an Reime dencken,
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Denn meine Muse heist für dich vielleicht zu schlecht,
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Drum soltst du wohl damit was würdigers beschencken,
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Du hast, ich sag es selbst, in diesen Stücke recht.
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Kein schlechtes Epheu-Kraut soll sich zu Cedern wagen,
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Dieweil es selbigen gar zu verächtlich scheint;
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Allein mein Kiel erkühnt sich nicht dich auszufragen,
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Ob deine Feder es noch gut mit meiner meynt.
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Deswegen laß ich mich nicht in dem Singen schrecken,
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Wenn mir dein netter Kiel nur was in Prosa schreibt,
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So will ich doch die Hand darnach mit Freuden strecken,
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Ob deiner Wörter Pracht gleich ungereimet bleibt.
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Die Sylben werden doch in Ohr und Hertze dringen,
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Ich weiß die Süßigkeit erquicket meinen Sinn.
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Mein Schmaterwerck will dich gar nicht zum Dichten zwingen,
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Dieweil ich gegen dir noch gar zu kindisch bin.
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Apollo wird nicht leicht vor mich den Lorber winden,
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Er sieht mich gegen dich nur vor sein Stief-Kind
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Was könt er würdiges als die von B- finden?
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An der man Geist und Gluth nicht satt bewundern kan.
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Die Pallas, so dich sieht, läst Buch und Waffen fallen,
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Dein Sayten-Spiel hat sie gantz aus sich selbst gebracht,
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Und Phöbus ließ schon längst in alle Welt erschallen,
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Was deine kluge Hand vor nette Verse macht.
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Man wird von deinen Geist und ungemeinen Gaben,
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Betrachtet man genau Kunst und Gelehrsamkeit,
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Wohl schwerlich in der Welt mehr solche Damen haben,
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Die Fama trägt den Ruhm von dir schon weit breit.
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Die Menschen können dich nicht hoch genug verehren,
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Die Götter müssen dir beschämt ein Opfer streun;
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Der Haß und Neid sucht selbst dein Lob-Lied zu vermehren,
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Und auch die Tadelsucht muß dir den Beyfall weyhn,
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Die Musen wollen dir auf Tuberosen betten,
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Ihr Blumen schwangrer Häyn soll deine Ruhstatt seyn,
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Dich bloß von deinen Schluß und Eigensinn zu retten,
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Dein Scheide-Brief setzt sie nunmehr in Furcht und Pein.
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Laß, edle Freundin, mich bald aus der Antwort lesen,
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Du wirst die Bitte mir, ich hoff es, zugestehn,
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Daß ich von deinen Wohl wär ein Prophet gewesen,
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Mir ist, als hätt ich es schon zum voraus gesehn.
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Drum will ich meinen Brief in solcher Hofnung schliessen,
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Schließ, liebste Schwester, mich mit in dein Hertz hinein,
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So wird Zufriedenheit in meine Seele fliessen,
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So werd ich recht vergnügt, und ohne Sorgen seyn.
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