Auf den sich klug dünckenden Nympsius von Christiana Mariana von Ziegler
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Man sieht den Nimpsius betrübt herum spatzieren, |
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Er tritt pathetisch her und sieht doch schüchtern aus. |
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Mein! was gedenckt er wohl vor Arglist auszuführen? |
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Und doch kommt wohl zuletzt ein plumper Streich heraus. |
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Ach freylich muß man ihn und sein Gehirn beklagen; |
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Der letzt fatale Streich vergist sich sicher nicht. |
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Man darff das Pflaster nur hier auf der Strassen fragen, |
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Warum es ihm an Witz und an Verstand gebricht? |
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Denn als er letztens sich mit gravitätschen Schritten, |
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Recht tollkühn und erbooßt ließ auf der Gassen sehn, |
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So war, indem sein Fuß vielleicht ihm ausgeglitten, |
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Ein lächerlicher Fall von ungefehr geschehn, |
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Bey welchem ihm sein Kopff empfindlich aufgeschlagen, |
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Denn das Ingenium scheint jämmerlich lädirt, |
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So daß man Splitter nur davon hervor sieht ragen, |
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Wie man an der Figur und seiner Forme spührt. |
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Es ist ein kleiner Rest ihm leider! übrig blieben, |
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Und sein Verstand sieht sich nach Hülff und Aertzten um; |
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Und doch soll alle Welt ihn, wie er dencket, lieben. |
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Betrogner Nimpsius, ubi Judicium? |
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Ein affectirter Gang, ein freches Augen-Wincken |
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Und läppisch Lachen soll gantz was besonders seyn. |
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Coffee, Bier, Wein, Toback, in einer Stunde trincken, |
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Heist, wie er selbsten spricht, galant und ungemein. |
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Von Würden und Verdienst ist gar kein Gran zu finden, |
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Sein niederträchtig Thun, das sich sattsam erweist |
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Und seine Mine soll gleich Weiber-Hertzen binden. |
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O! Ja daß man sich nicht um solche Gecken reist. |
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Er küst vor Wunder offt sein eigen Bild und Schatten, |
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Eh sich der Mund bewegt, so hört er schon voraus, |
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Wie sich die Weißheit wird mit seinen Worten gatten, |
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Und dennoch kommt zuletzt ein toller Mischmasch raus. |
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Der, wie der Thore meynt, soll schönen Aepfeln gleichen |
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Die man noch überdiß in göldne Schalen legt. |
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Ja Schellen kan er uns statt göldner Schalen reichen, |
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Dergleichen Zierath er auf seiner Haube trägt. |
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Nein! solchen Haasen-Safft muß keine nicht benaschen, |
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Sie tritt sonst selbsten mit in dessen Fett hinein; |
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Und liesse sich von ihm auch eine Nympff erhaschen, |
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So müste sie gewiß recht dumm gewieget seyn. |
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Was klug ist, wird sich nicht so leicht in ihm vergaffen, |
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Er daucht am besten wohl vor einen Charletan. |
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Dergleichen in sich selbst verliebt und tollen Affen |
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Zieht man, mein Nimpsius, ein Narren Kleidgen an. |
Details zum Gedicht „Auf den sich klug dünckenden Nympsius“
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1695 - 1760
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf den sich klug dünckenden Nympsius“ der Autorin Christiana Mariana von Ziegler. Die Autorin Christiana Mariana von Ziegler wurde 1695 in Leipzig geboren. Zwischen den Jahren 1711 und 1760 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Ziegler ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 44 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 366 Worte. Christiana Mariana von Ziegler ist auch die Autorin für das Gedicht „Auf das Absterben seines Hündgens“, „Bey einem Hochzeit-Geschencke“ und „Als eine betagte Jungfer einen jungen Mann heyrathete“. Zur Autorin des Gedichtes „Auf den sich klug dünckenden Nympsius“ haben wir auf abi-pur.de weitere 121 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Christiana Mariana von Ziegler sind auf abi-pur.de 121 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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