Nacht=Klage / über den überverhofften betroffenen Abscheid ihrer lieben Freunde von Sibylla Schwarz

1	DAs große Liecht der Welt entzeücht sich nun der Erden /
2	und eylet fort ins Meer / mit seinen müden Pferden;
3	man hängt die Fenster zu / weil Morpheus komt heran /
4	eß sehnt sich nach dem Schlaff / was Odem blasen kan;
5	Man sieht der Sternen Heer mit ihrem Golde prangen;
6	Auch Luna zeiget uns das Silber ihrer Wangen
7	die Schaffe gehn zu Stall / der Schäffer geht zur Ruh;
8	eß regt sich niemand mehr / die Blumen tuhn sich zu;
9	Die Welt ist schon zu Bett / umringt mit vielen Träumen /
10	Ich aber nur allein / ich geh hier bey den Bäumen /
11	da weit und breit herum / der Tau / das Kind der Nacht /
12	sampt meiner Zehren=qvell die Gräser feüchter macht.
13	Hier lass ich mein Gedicht / mein Traurgedicht erklingen /
14	und hebe niedrig an / auff Deutsch also zu singen.
15	MArs / O Mars / bistu der Mann /
16	denn das ganze diser Erden /
17	Jezt muß pflicht= und dienstbar werden/
18	der uns Seuffzen lehren kan?
19	Ich gedacht / Ich wolt alhier /
20	bey den liebsten Freunden bleiben /
21	und mit ihn'n die Zeit vertreiben /
22	wer gedachte da an dihr?
23	In dem triffstu unsre Stadt /
24	daß der werten Freunde hauffen
25	mehrstes teils davon gelauffen /
26	O der zweymahl grimmen Taht!
27	Ich weiß nicht / wie mir geschehn /
28	Ey / wo sind doch meine Lieben?
29	Wo ist der und der geblieben?
30	Läst sich hier denn niemand sehn?
31	Auff den Gassen ist Geschrey:
32	Cloris sizt schon auff dem Wagen /
33	Galathee lest mir sagen /
34	daß sie schon von hinnen sey.
35	Hie läufft der / und hohlt den Paß /
36	Jener geht das Schiff zu frachten /
37	Seumsahl wil man ganz verachten /
38	hie hilfft keiner Augen naß.
39	Ich bin nicht mehr / die ich bin /
40	wündsch Euch andern Glük zum Reisen /
41	wolt euch selbst den Weg zwar weisen /
42	doch man lest mich nicht dahin.
43	O diß hat der Krieg gemacht!
44	Phebus steiget auff und nieder /
45	Galathe kombt schwerlich wieder /
46	gibt sie einmahl guhte Nacht.
47	Gerne schryb ich weiter fort /
48	doch die Faust wil mir erkalten /
49	und kan kaum die Feder halten /
50	guhte Nacht du liebster Ort.

Details zum Gedicht „Nacht=Klage / über den überverhofften betroffenen Abscheid ihrer lieben Freunde“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nacht=Klage / über den überverhofften betroffenen Abscheid ihrer lieben Freunde“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Sibylla Schwarz. Die Autorin Sibylla Schwarz wurde 1621 in Greifswald geboren. Im Zeitraum zwischen 1637 und 1638 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 50 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 329 Worte. Die Dichterin Sibylla Schwarz ist auch die Autorin für Gedichte wie „Lieber sterben als lieben Im Namen eines guhten Freundes“, „Triumph Lied über die Aufferstehung CHRISTI“ und „Ein Freund ist das bäste / das man liebet“. Zur Autorin des Gedichtes „Nacht=Klage / über den überverhofften betroffenen Abscheid ihrer lieben Freunde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 40 Gedichte veröffentlicht.

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