Die Geretteten von Karoline Pichler
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Heim aus der stärkenden Luft des winterlichen Spaziergangs |
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Durch die keimenden Saaten gekehrt und den lichteren Buchwald, |
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Saßen im Dämmerschein des stille verlöschenden Tages |
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Traulich des glücklichen Dorf's verehrter Gebieter, der Freiherr, |
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Und sein treffliches Weib Amalia. Blühende Kinder |
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Scherzten spielend um sie, und auf gepolstertem Schemel |
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Lag die geschmeidige Katz' und schnurrte behaglich im Schlafe. |
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Aber trübe Gedanken bewegten und mancherlei Sorgen |
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Jetzo der Gatten Gemüth. Des Krieges blutige Flamme, |
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Welche so nah ihr stilles Gebiet, das lange geschonte, |
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Furchtbar lodernd umgab, des Jahres schauriger Ausgang, |
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Und die Zeit an Ereignissen reich, und was ihr im Schooße |
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Ruhte, des Hauses Geschick und des Vaterlands und der Menschheit, |
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Waren ihr ernstes Gespräch, noch mehr der theuern Verwandten |
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Trauriges Loos, die seufzend jetzt des drückenden Feindes |
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Lasten trugen, mit zagender Angst erwartend ihr Schicksal. |
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Und es blutet' Amalia's Herz, wenn der Jugendgespielin |
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Sie in den Tagen der Noth gedachte, des schüchternen, sanften |
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Julchens, mit welcher sie einst als früh verlassene Waise |
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Sorglich erzogen ward von Juliens Mutter, die zärtlich |
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Ihrer verlorenen Schwester Bild in dem Kinde noch liebte. |
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Zwar als der siegende Feind, dem schönen Lande sich nahend, |
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Seines Heeres gewaltige Fluth schon über die Gränze |
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Wälzte, schrieb ihr Amalia gleich und bot der Geliebten |
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Und der verehrten Tant' ihr Haus zur sicheren Zuflucht; |
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Denn noch schützten sie der Donau heilige Fluthen |
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Damals, scheidend das stille Gestad' und des Gatten Besitzthum, |
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Schöne Gefilde voll Ruh', von des Krieg's unseligem Schauplatz. |
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Aber noch harrt' Amalia bang der tröstenden Antwort, |
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Ungewiß, ob ihr Brief in der allgemeinen Verwirrung |
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Sicher zur Freundin gelangt, ob die Freundin wieder geschrieben. |
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Als sie noch sprachen, da hielt ein Wagen rasselnd im Schloßhof. |
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Stimmen ertönten von unten herauf und freudiges Rufen, |
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Und sie eilten hinaus an die Fenster des Saal's und erkannten, |
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Von den Bedienten des Hauses umringt, von Fackeln umleuchtet, |
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Schnell den Wagen der Tant' und den Jagdzug. Voller Verwund'rung |
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Standen sie noch und bestürzt; da sah'n sie von der betagten |
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Kammerfrau und Johann, dem treuen Jäger, begleitet, |
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Welcher als Kinder so oft die Fräulein geschaukelt, im Walde |
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Beeten für sie gesucht und manchen Vogel gefangen, |
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Julchen, das holde Geschöpft, dem Reisewagen entsteigen. |
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Als sie die Freundin erblickte, da eilt' Amalia freudig, |
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Sie zu empfangen, hinab, und wie von Bruder und Schwester |
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Ward von dem trefflichen Paar sie mit warmer Liebe bewillkommt. |
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Fröhlich umhüpften die Kinder die Kommenden, küßten und herzten |
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Bald das gefällige Julchen und bald den rüstigen Alten, |
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Den von der Tante Schloß sie kannten und liebten. Der Freiherr |
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Und Amalia grüßten nun auch die gute Therese |
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Und den treuen Johann und hießen sie freundlich willkommen. |
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Aber nachdem der Baron für Pferd und Wagen und Leute |
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Sorglich Befehl ertheilt und Alles geordnet, da führten |
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Sie im Triumphe den Gast, den lieben, hinauf in die Zimmer. |
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Herzlich umarmten sich hier die Freundinnne wieder, und während |
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Julchen aus Bärenmuff und Pelz und schirmendem Schleier |
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Sich mit Amaliens Hülf' entkleidet', ergoß sich in Fragen |
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Und in freundlichem Forschen das Herz der lange Getrennten. |
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Und das sanfte Julchen begann mit lieblicher Stimme: |
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?Wie es die Zeit uns erging, ihr Lieben, und was wir erduldet, |
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Wie viel Drangsal, Noth und Schrecken und Schmach und Gefahren, |
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Fordert nicht, daß ich's getreu euch schildere! Manches vergaß ich |
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Wirklich im raschen Gedräng' der stets sich wandelnden Scenen, |
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Manches begrub mit Bedacht ich in ew'ger Vergessenheit Dunkel; |
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Denn es empört sich mein Herz bei den schrecklichen Bildern, und schaudernd |
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Bebet die Seele zurück, den alten Schmerz zu erneuern. |
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Ach, ihr lebtet in Ruh'! Ihr Überglücklichen wißt nicht, |
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Ahnet das Elend nicht, das uns Gequälten der Krieg bringt! |
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Wie so Manche, vom Feinde gedrängt, die heimlichen Fluren |
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Flieh'n und das süße Gefild', wo zuerst ihr Auge das Licht sah! |
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Andere kaum aus der Gluth, die ihre Habe, die Hoffnung |
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Ihrer Kinder verzehrt, das nackte Leben sich retten!" |
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??Aber ? fiel in die Red' ihr Amalia ? sage mir, Liebe, |
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Warum flohest Du nicht, den Gräuelscenen entweichend, |
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Längst herunter zu uns in die stille Gegend, wo sehnlich |
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Dein und der gütigen Tante wir harreten? Traf Dich mein Brief nicht |
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D'rin zur Rettung und Flucht ich euch so dringend ermahnte?"" |
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?Wohl erhielt ich den Brief ? erwiderte Julchen ? doch, Liebe, |
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Weiß denn immer der Mensch, was in künftigen Tagen ihm frommet? |
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Oftmals faßt er den Schluß nach langer Prüfung, den besten, |
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Weislichsten, siehe! da wendet sich schnell der Ereignisse Rad um, |
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Und in Thorheit verkehrt ist sein klügstes Sinnen und Trachten. |
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Also erging es auch uns. Wie sich dem Lande die Feinde |
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Näherten, dachten wir nicht zu flieh'n; es standen die Unsern |
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Noch an den Felsengestaden des Inn, in den Bergen von Salzburg. |
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Auch war auf jeglichen Fall, was immer das Schicksal uns brächte |
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Und der menschenverderbende Krieg, die Mutter entschlossen, |
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Nicht zu verlassen ihr Schloß und die Unterthanen, und redlich |
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Gutes mit ihnen zu theilen und Böses, immer noch hoffend, |
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Daß in der Ihrigen Schooß und in eignem Besitze sie findend, |
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Sie mit Achtung der Feind und schonender Milde behandle, |
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Ehrend das schöne Vertrau'n und des Gastrechts heilige Sitte. |
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Aber uns lebt in der Brust noch stets ein Schimmer von Hoffnung, |
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Drohung nur sei die Gefahr, es werde der göttliche Friede |
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Retten das Land und das reiche Gefild vor Verheerung bewahren. |
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Ach nur zu bald entschwand die süße Täuschung, und furchtbar |
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Weckt' uns die Wirklichkeit auf mit ihren Schrecken! Die Feinde |
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Drangen siegend heran, und, mit dem Muth der Verzweiflung |
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Kämpfend, zog sich das Heer von allen Seiten zurücke. |
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Bald dann eilt' es in fliegender Hast, mit Rossen und Wagen, |
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Mit Gepäck und Geschütz und Verwundeten durch die erschrock'nen |
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Dörfer hinab. Wir sahen den Zug. Der Verwundeten Wimmern |
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Und der Weiber Geheul, die Verwirrung, das wilde Gedränge ? |
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Nimmmer wird das entsetzliche Bild aus der Seele mir schwinden! |
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Kaum daß die Häuser des Dorf's und des Schlosses Gemächer die Menge |
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Fasseten, welche sich täglich erneute durch Kommen und Fortzieh'n. |
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Aber wir trugen es gern. Es waren ja Brüder und Freunde, |
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Unser tapferes Heer, das uns so lang und so mächtig |
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Schützete. Willig spendeten wir, was wir immer vermochten, |
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Warme Speisen und Wein und weiche Betten und Linnen, |
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So nach Kräften erleichternd das Loos unglücklicher Krieger. |
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Doch, wie jetzo der Feind dem Dorfe nahte, die Unsern |
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Sich mit der letzten Macht entgegenstemmten, und donnernd |
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Nun das Gefecht an der Gartenmauer und unter den Fenstern |
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Unserer Zimmer begann ? das, Liebe, laßt mich verschweigen! |
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Laßt mich des schrecklichen Tag's Erinnerung ewig vergessen, |
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Der die Besinnung mir, der fast das Leben mir raubte". |
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Hier schwieg Julchen erschöpft. Es flossen Amalia's Thränen, |
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Und der Freiherr drückte die Hand des leidenden Mädchens |
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Schweigend und mitleidsvoll. Und nun begann sie von Neuem: |
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?Siegreich zogen die Feind' in's Schloß. Wir empfingen voll tiefen |
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Unmuths, doch mit Artigkeit sie, wie Besiegten es ziemet, |
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Forschend nach ihrem Befehl, und den fremden Geboten uns fügend. |
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Und sie wählten sogleich die schönsten Zimmer im Schlosse, |
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Jene freundlichen, welche Du kennst, mit der prächtigen Aussicht |
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Über den spiegelnden See bis an die Felsen des Traunsteins, |
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Schalteten dort als Gebieter und Herrn, und was sie nur heischten, |
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Was sie voll Übermuth mit trunkenen Sinnen begehrten, |
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Mußten, wie theuer es war, wie selten, wir ihnen verschaffen. |
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Bald ertönte das stille Schloß, der ruhige Wohnsitz, |
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Nur von Gelagen und Schwelgerei`n und nächtlichen Schmäusen, |
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Welche das Auge noch sah des spät erwachenden Tages |
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Mancher Frevel auch wurde verübt. Bald reizte des Landvolks |
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Unbesonnene Kühnheit den Feind; dann loderten Hütten, |
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Scheuern und Speicher empor mit heller Flamme zum Himmel, |
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Oder man fand im Wald die Leichen erschlagener Feinde |
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Und wir zitterten bang vor der Ihrigen Rache. So brachte |
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Jeglicher Tag uns neue Gefahr und neues Entsetzen. |
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Sichtbar litt mein Gemüth und meine Gesundheit. Die Mutter |
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Sann nun ernstlich darauf, mich zu entfernen, und jetzo, |
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Da ein glücklicher Tag den ersten Schimmer des Friedens |
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Unserem seufzenden Lande gebracht, und das Waffengetümmel |
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Nun auf einige Wochen verstummte, sandte sie eilig |
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Mit Johann und Theresen, den treuen Seelen, die manches |
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Liebes und Leides erlebt und erduldet in unserem Hause, |
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Mich herunter zu Euch. O wie ist Alles hier anders! |
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Wie so ruhig und still! Euch Glückliche ängstigt der Feind nicht, |
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Störet kein Schrecken, kein Gräu'l im Genuß des häuslichen Friedens! |
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Alles ist unversehrt, und Alles verkündiget Ruhe!" |
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??O mein Julchen, die Ruh' hat uns ein Engel gegeben! |
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? Rief Amalia schnell mit freudestrahlenden Blicken ? |
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Denn das wird er uns ewig sein, ein Engel des Friedens, |
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Welcher das zitternde Land beschirmete und der Verwüstung |
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Schrecklich drohendem Strome gebot: Hierher und nicht weiter!"" |
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?Ja ? fiel ein der Baron ? und der sieben und zwanzigste Morgen |
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Dieses Mond's, der so schrecklich begann und nun so voll schöner |
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Hoffnung endet für uns und die ganze leidende Menschheit, |
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Soll mir ein Festtag sein. So oft die rollenden Stunden |
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Wieder zurück den Tag, den unvergeßlichen, bringen, |
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Wollen wir unserer Rettung uns freu'n, der erhaltenen Ruhe, |
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Des gesicherten Glück's, und das Angedenken des besten, |
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Menschlichsten Helden mit Dank begeh'n und inniger Rührung. |
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Herrlich strahlet der Tag bei Zürich und jener bei Würzburg |
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Hin bis zur fernsten Zeit des Enkels; aber im mildern, |
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Wärmeren Lichte glänzt die Morgenröthe des Friedens, |
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Die, ein freundlich Gestirn, Verkünderin besserer Zeiten, |
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An dem Himmel voll Nacht der Arm des Helden heraufführt, |
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Und ihm schlingt um das Lorbeerreis und die Krone von Eichlaub, |
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Die der Erhaltenen Leben ihm dankt, sich der friedliche Ölzweig". |
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??Sehet ihr wohl ? rief Julchen jetzt, indem ihr ein heit'res |
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Lächeln die Züge verklärt' und die feuchten Augen ihr glänzten ? |
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Seht ihr, daß ich mit Recht euch überglücklich gepriesen? |
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Er, der Stolz der Zeit, des Vaterlandes Erretter, |
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Er, so groß als Held wie als Mensch, wird in euerer Mitte |
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Wohnen, ihr werdet ihn seh'n ihr werdet mit freudigem Stolze |
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Fühlen, daß er euch angehört! O, in unseren Leiden, |
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Unter dem härtesten Druck' des Siegers war es uns Labsal, |
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Trost und Vergnügen, sein Lob, das unbestochenste, reinste, |
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Aus dem Munde des Feind's zu hören! Neulich beim Mahle, |
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Ach, wie ward mir das Herz so groß, wie schlug es so freudig, |
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Als sein Name, sein Ruhm von ihren Lippen ertönten, |
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Als sie uns sagten, nur ihm, nur seinen Tugenden dankten |
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Wir der ruhenden Waffen Glück und die Hoffnung des Friedens!"" |
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?Ja, die danken wir ihm; und wer für häusliche Freuden |
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? Rief der Freiherr aus ? für vaterländische Sitte, |
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Für den eigenen Herd Gefühl hat, wird sie ihm danken, |
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Wird mit Ehrfurcht stets und Liebe den theueren Namen |
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Nennen, und keine Zeit und keine Verhältnisse schwächen |
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Ihm in der treuen Brust das Bild der unendlichen Wohlthat". |
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??Recht, ihr Lieben! Er wäre nicht werth ein Deutscher zu heißen, |
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Nicht der Segnungen werth aus des Friedens spendendem Füllhorn, |
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Könnt' er ? erwidert Amalia d'rauf ? sie jemals vergessen. |
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Aber ihr redet so heftig, so viel, und mein leidendes Julchen |
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Ist von der Reis' erschöpft und dem lange getragenen Kummer. |
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Komm denn, Liebe, zum Kaffeetisch, und nimm mit dem kleinen |
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Vesperbrode fürlieb, wie es die Eile bereitet, |
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Zwar nur ein ländliches Mahl, kein theurer Requisitionsschmaus, |
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Aber gewürtzt durch stillen Genuß, durch Freundschaft und Liebe |
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Und die Erinn'rung an ihn, dem wir dies Alles verdanken!"" |
Details zum Gedicht „Die Geretteten“
Karoline Pichler
13
197
1823
1769 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Karoline Pichler ist die Autorin des Gedichtes „Die Geretteten“. Pichler wurde im Jahr 1769 in Wien geboren. In der Zeit von 1785 bis 1843 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 1823 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 197 Versen mit insgesamt 13 Strophen. Die Dichterin Karoline Pichler ist auch die Autorin für Gedichte wie „Kaiser Maximilians Zweikampf“, „Was weinst du, Pilger dieser Erden?“ und „Philippine Welserin“. Zur Autorin des Gedichtes „Die Geretteten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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