Das Gewitter von Heinrich Christian Boie

»Chloe, siehst du nicht voll Grausen
Dort die Donnerwolken ziehn?
Hörst du nicht die Winde brausen?
Laß, Geliebte, laß uns fliehn.
Wo das breite Dach der Buchen
Eine Zuflucht uns verspricht,
Eile sie mit mir zu suchen!«
Chloe schwieg und eilte nicht.
 
Eine Hirtin, die die Liebe,
10 
Sich und ihren Schäfer kennt,
11 
Gerne treu der Tugend bliebe
12 
Und doch heimlich für ihn brennt,
13 
Siehet überall Gefahren,
14 
Trauet nie des Schäfers Wort.
15 
Wenn hier Blitze schrecklich waren,
16 
War es ihr Alexis dort.
 
17 
Aber schwarz und schwärzer immer
18 
Zieht das Wetter sich herauf.
19 
Alles ist ein falber Schimmer,
20 
Lange Donner folgen drauf.
21 
Zweifelnd noch in dem Entschluße
22 
Geht sie, bleibt sie wieder stehn:
23 
Furcht heißt sie mit einem Fuße,
24 
Liebe mit dem andern gehn.
 
25 
Jetzo schon auf halbem Wege
26 
Hält sie plötzlich wieder ein.
27 
Regen, Sturm und Donnerschläge
28 
Treiben sie zuletzt hinein.
29 
Lachend sieht sie Amor eilen
30 
Und sein Blick begleitet sie.
31 
Man entgeht des Blitzes Pfeilen,
32 
Aber Amors Pfeilen nie.
 
33 
Endlich bei des Mondes Scheine
34 
Kehrte mit verstörtem Blick,
35 
Chloe langsam aus dem Haine
36 
An Alexis Arm zurück.
37 
Nachtigallen sangen Lieder,
38 
Duftend lag die Flur umher,
39 
Ruhig war der Himmel wieder,
40 
Nur ihr Herz war es nicht mehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Das Gewitter“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
197
Entstehungsjahr
1744 - 1806
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Das Gewitter“ ist Heinrich Christian Boie. 1744 wurde Boie in Meldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1806. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik oder Romantik zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 197 Worte. Der Dichter Heinrich Christian Boie ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Vergnügen“, „Zu später Lohn“ und „Der Säufer an den Vollmond“. Zum Autor des Gedichtes „Das Gewitter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 101 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Christian Boie (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Christian Boie sind auf abi-pur.de 101 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.