Der Himmel von Heinrich Christian Boie

Sechs Fromme von verschiedner Innung
Doch gleich unsträflicher Gesinnung
Begegnen, wo nicht Zeit noch Raum
Mehr engt, sich - an des Himmels Saum.
 
Schnell blizt der Eingang aufgeschloßen,
Und von Verklärungsglanz umfloßen
Tritt mild ein Genius heran
Und fragt: Wer Du? - »Ein Muselman.«
 
Ins Paradies dort, wo die Frommen
10 
Zu mehr als Machmuds Lichte kommen!
11 
Und Du? - »Ein Jud.« - Im Tempelchor
12 
Singt Assaff dort erwählten vor.
 
13 
Und Du, der wundernd steht, als mahn' er
14 
Des Irrthums mich? - »Ein Lutheraner!«
15 
Geh aufzuklären Deinen Sinn
16 
Zum schon belehrten Pastor hin.
 
17 
Du denn? - »Ein Quäker.« - Abgeschieden
18 
Sind Deine Brüder dort im Frieden.
19 
Behalt den Hut auf wenns gefällt,
20 
Vergnügt mit Penn der beßern Welt.
 
21 
Und Du dort? - »Ueberführt allmählich
22 
Nicht mach' allein mein Glauben selig.
23 
Doch fremd gesteh ich scheinen mir
24 
Bei Christen Türk und Jud allhier.«
 
25 
Wie Schuppen von den Augen fallen
26 
Wird bald der Zweifel Dir und allen.
27 
Jezt theile Ganganellis Ruh!
28 
Von welcher Kirche bist denn Du?
 
29 
»Von keiner!« - Anzunehmen wäre
30 
Dächt ich doch irgend eine Lehre?
31 
»Daß Einer sei, der alles schafft,
32 
Der Gutes lohnet, böses straft,
 
33 
Und daß Unsterblichkeit der Seele,
34 
Die sterbliches verschmäht, nicht fehle.
35 
Geglaubt das hab ich und geübt.«
36 
Nimm Platz denn, wo es Dir beliebt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Der Himmel“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
209
Entstehungsjahr
1744 - 1806
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Der Himmel“ ist Heinrich Christian Boie. Boie wurde im Jahr 1744 in Meldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1806. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik oder Romantik zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 209 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Christian Boie sind „An den Bach“, „Das Vergnügen“ und „Zu später Lohn“. Zum Autor des Gedichtes „Der Himmel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 101 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Christian Boie (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Christian Boie sind auf abi-pur.de 101 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.