Mutter und Tochter von Heinrich Christian Boie

Am warmen Juniusabend
Wie duftig weht es, wie labend
Von Bohnenblüten und Heu!
Wo durch Kastaniendunkel
Erzittert rothes Gefunkel,
Hier lacht die Jugend und schäkert frei.
 
Vor allen aber ist Hedchen
Ein ausgelaßenes Mädchen
Und sizt auf jeglichem Knie.
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Still kömmt die Mutter gegangen:
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»Mein Kind, wie glühn Dir die Wangen!
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Dich warnt Erfahrung und Alter: flieh!
 
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Hast Du gesehn, wie die Taube
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Mit grünlich goldner Haube
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Dem Täuber bietet den Mund?
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Sie gurrt und picket und schnäbelt,
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Von Brautentzücken umnebelt
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Was folgt, mein Töchterchen, ist Dir kund.«
 
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»O Mutter lächelte Hedchen,
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Warum so mürrisch? Ein Mädchen
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Muß doch nicht wunderlich sein.
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Man will ja gerne gefallen,
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Und beßer scherzt man mit allen
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Als einem freundlichen Mann allein.«
 
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»Behüte, Mädchen, behüte!
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Willfährst Du allen mit Güte,
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So fängst Du nimmer ein Herz.
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Nimm Einen Mann für das Leben;
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Ein Schäferstündchen daneben
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Vergönnt mit anderen wol den Scherz.«
 
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»Bereit nur Mütterchen halte
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Den Brautkranz! Otto der alte
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Hat Geld und eignen Herd.
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Ich meint, ihr nähmet fürs Leben
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Den Ehmann euch und daneben
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Sei nie ein Stündchen dem Scherz geweiht.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Mutter und Tochter“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
179
Entstehungsjahr
1744 - 1806
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mutter und Tochter“ des Autors Heinrich Christian Boie. 1744 wurde Boie in Meldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1806. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik oder Romantik zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 179 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Christian Boie sind „Die Zeche“, „Tafellied“ und „Cythereens Fest“. Zum Autor des Gedichtes „Mutter und Tochter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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