Auf eben dasselbe von Catharina Regina von Greiffenberg
1 |
1. |
2 |
Mein Unglück weiß es wol / |
3 |
daß ich es würd verklagen: |
4 |
drum läst es mich nichts sagen / |
5 |
daß mans nicht wissen soll. |
6 |
Es wehrt auf alle Weise |
7 |
die hohe Feder-Reise: |
8 |
jedoch gelingts ihm nicht; |
9 |
Beständigkeit durchbricht / |
|
|
10 |
2. |
11 |
Will in der Unglücks-Klag |
12 |
mich nicht gar lang auf halten / |
13 |
den Himmel lassen walten: |
14 |
er weiß den Endschaffts-Tag. |
15 |
Es muß / es muß vergehen / |
16 |
solts noch so lang anstehen. |
17 |
Es ist der Endlichkeit / |
18 |
wie alles / unterbreit. |
|
|
19 |
3. |
20 |
Ob ich schon seufz' und wein' |
21 |
in dessen in den Banden / |
22 |
so wird es doch zu schanden |
23 |
noch über meiner Pein: |
24 |
in dem es muß empfinden |
25 |
der Tugend überwinden! |
26 |
und sehen seine Macht |
27 |
von selber ganz veracht. |
|
|
28 |
4. |
29 |
Kanst / böses Unglück / nichts |
30 |
als Kunst und Tugend plagen? |
31 |
must endlich doch verzagen |
32 |
an leschung ihres Liechts! |
33 |
Sie sitzen dir zu ferne / |
34 |
im Schos der guten Sterne; |
35 |
verlachen deinen Fleiß / |
36 |
im sichern Himmel Kreiß. |
|
|
37 |
5. |
38 |
Ach Tugend halt dich wol! |
39 |
nach langem Streit und Streben / |
40 |
wird dich der Höchst' erheben / |
41 |
daß dichs nit reuen soll. |
42 |
Zwar darff' es kein anfrischen: |
43 |
du würdest eh verflischen |
44 |
in deiner Himmel-Brunst / |
45 |
als achten ihren Dunst. |
|
|
46 |
6. |
47 |
Es wird noch eine Zeit |
48 |
aus der Versehung kommen / |
49 |
der Eitelkeit entnommen / |
50 |
in der mit voller Freud |
51 |
die Tugend selbst wird richten / |
52 |
was sie hier wolt vernichten. |
53 |
Mit Füssen wird sie gehn |
54 |
auf ihrem Widerstehn. |
|
|
55 |
7. |
56 |
Verharre nur mein Herz / |
57 |
bey ihren edlen Fahnen. |
58 |
laß dich mit ihr verbannen |
59 |
zu aller Noht und Schmerz / |
60 |
Der Lorbeer wird sich schwingen / |
61 |
dir Glanz und Krantz zubringen |
62 |
üm dein bedörntes Haubt / |
63 |
dem Unglück ganz entraubt. |
Details zum Gedicht „Auf eben dasselbe“
7
63
248
1633 - 1694
Barock
Gedicht-Analyse
Catharina Regina von Greiffenberg ist die Autorin des Gedichtes „Auf eben dasselbe“. Geboren wurde Greiffenberg im Jahr 1633 . In der Zeit von 1649 bis 1694 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei der Schriftstellerin Greiffenberg handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche.
Als Barockliteratur wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit 1800 die literarische Produktion in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen („barocco“) und bedeutet so viel wie schiefrunde, seltsam geformte Perle. Der Dreißigjährige Krieg, der in die Zeit von 1618 bis 1648 fiel, gilt als das maßgebende Bezugselement des Barocks. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ ein wirtschaftlich, politisch und kulturell verfallenes Deutsches Reich. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden ganze Landstriche entvölkert. So wurden Tod, Gewalt und Zerstörung zum Teil des Alltags der Menschen. Hungersnöte und Seuchen, wie die Pest, verschlimmerten die bedrohliche Situation der Bevölkerung weiter. Allein der Ausbruch der Pest dezimierte die Bevölkerung um ein Drittel. Die Lyrik des Barocks ist im Wesentlichen von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) beeinflusst, die die Einstellung der Bevölkerung zum Leben beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Bevölkerung von Gewalt und Zerstörung beeinflusst. Alle diese Motive setzen sich auf verschiedene Art mit der verbreiteten Angst vor dem Lebensende und dessen Auswirkungen auseinander. Der Barock war die erste Epoche, die in Deutschland bewirkte, dass Literatur von nun an nicht mehr in lateinischer Sprache, sondern erstmals auch auf Deutsch herausgegeben wurde. Eine besondere zur Zeit des Barock priorisierte Form der Lyrik stellte das sogenannte Sonett dar. Zu den bedeutendsten Autoren des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Paul Fleming und Caspar Ziegler.
Das vorliegende Gedicht umfasst 248 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 63 Versen. Die Gedichte „Verlangen / nach der herrlichen Ewigkeit“, „Auf eben dieselbe“ und „Auf die liebliche Sommer- und Ernde-Zeit“ sind weitere Werke der Autorin Catharina Regina von Greiffenberg. Zur Autorin des Gedichtes „Auf eben dasselbe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Weitere Gedichte des Autors Catharina Regina von Greiffenberg (Infos zum Autor)
- Auf den Kornschnitt
- Verlangen / nach der herrlichen Ewigkeit
- Auf eben dieselbe
- Auf die liebliche Sommer- und Ernde-Zeit
- Auf den Geistlichen-Wortes-Donner: im grösten Donnerwetter / im Garten
- GOtt-lobende Frülings-Lust
- Herzliche Lobens-Begierde
- Ich wolt / ich könte so Beginnen
- In Mittelpunct der Ruh / die ewig sich beweget
- In Gott / end ich mein Thun / daß es unendlich wird
Zum Autor Catharina Regina von Greiffenberg sind auf abi-pur.de 338 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt