Auf die unglück seelige Tugend von Catharina Regina von Greiffenberg

1.
Tugend / duck dich / bis das Wetter
deiner Plag vorüber gehr /
dir des Gottes aller Götter
unerhörte Hülff bey steht.
laß das Braussen
nur versaussen.
Ungelück hat auch sein Ziel /
währt nit länger als Gott will.
 
10 
2.
11 
Gott will seine letzlich schutzen:
12 
Ihrer Feind tollkühne Macht
13 
kan Er bald mit Spotten trutzen;
14 
ihre Ränck' Er nur verlacht.
15 
Ihr ersinnen
16 
und beginnen /
17 
muß Ihm dienen zu dem Ziel /
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welches Er erheben will.
 
19 
3.
20 
Tugend mustu kläglich schwimmen
21 
in der Thränen Wasserflut:
22 
Lasse nur das Dächtlein glimmen
23 
deines Christen-Helden-Muht.
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Laß' im Weinen
25 
auch erscheinen /
26 
daß das endlich sey dein Ziel /
27 
was der Höchste haben will.
 
28 
4.
29 
Ube dich nur in dem Schweigen /
30 
in Pythagors Nutzen-Kunst.
31 
Durch die Wort sein Recht bezeigen /
32 
ist höchstschädlich / auch umsonst /
33 
durch Vertragen /
34 
hilfft der Magen
35 
zu des Leibs Gesundheit Ziel.
36 
Gott schickt letzlich / was man will.
 
37 
5.
38 
Wort entzünden / Wort erhitzen /
39 
sind des Zornes Zunderfleck:
40 
Auf sie folgen Unglücks-Blitzen /
41 
nehmen doch kein Trübsal wegk.
42 
Weißheit-Stille /
43 
bringt die Fülle
44 
süsser Freud' / erwartt das Ziel /
45 
da der Himmel helffen will.
 
46 
6.
47 
Laß dich schmähen / laß dich schelten.
48 
Ehr nit achten / ist ein Ehr.
49 
Tugend-Kron / kan alls vergelten /
50 
litte man auch noch viel mehr.
51 
Laß nur doben!
52 
der / so droben /
53 
leitet selbst dich zu dem Ziel.
54 
Trotz / wehrt / was Er haben will!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.2 KB)

Details zum Gedicht „Auf die unglück seelige Tugend“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
54
Anzahl Wörter
206
Entstehungsjahr
1633 - 1694
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Die Autorin des Gedichtes „Auf die unglück seelige Tugend“ ist Catharina Regina von Greiffenberg. Die Autorin Catharina Regina von Greiffenberg wurde 1633 geboren. Zwischen den Jahren 1649 und 1694 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Bei der Schriftstellerin Greiffenberg handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die Begrifflichkeit „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Das Zeitalter des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für enormes Leid bei den Menschen in Europa. So schrumpfte die Bevölkerung in Deutschland von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Insbesondere Pest und Krieg im Barock zeigen auch ein wichtiges Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Tod und Elend, auf der anderen Glanz, Prunk und Macht. So lebte die einfache Bevölkerung in bitterer Armut, während Adelige einen luxuriösen Lebensstil bevorzugten. In der Lyrik des Barocks trat das Deutsche an die Stelle des Lateinischen, welches die Sprache der bedeutendsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Gleichwohl war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Bedeutende Vertreter für die Zeit des Barocks waren unter vielen anderen: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian Weise, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und Andreas Gryphius.

Das 206 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 54 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg ist auch die Autorin für Gedichte wie „Herzliche Lobens-Begierde“, „Ich wolt / ich könte so Beginnen“ und „In Mittelpunct der Ruh / die ewig sich beweget“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Auf die unglück seelige Tugend“ weitere 338 Gedichte vor.

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