Uber den Spruch Christi: Friede sey mit euch! von Catharina Regina von Greiffenberg

1.
Gottes Fried' ist euch gegeben:
nehmet ihn mit Freuden an.
wisset / daß allein er kan
geben ein vergnügtes Leben.
mit dem edlen Seelen-Fried /
er uns alles theilet mit.
 
2.
Frölich in gemeinen Plagen /
10 
muhtig in der grösten Noht /
11 
ja getrost auch in dem tod /
12 
glücklich in den bösen Tagen!
13 
wen der Himmels-Fried' ergetzt /
14 
der ist stäts in Freud versetzt.
 
15 
3.
16 
Ungewitter / Hagel / Regen /
17 
Winde / Blitz' und Donnerstrahl /
18 
Wellen / und Erdbeben-Knall /
19 
können diesen nicht bewegen /
20 
der in Gottes Frieden lebt /
21 
über alles ist erhebt.
 
22 
4.
23 
Er kan kecklich alls verlachen /
24 
was die eitle Welt beginnt:
25 
er viel anderst ist gesinnt.
26 
Er läst nur den Himmel machen.
27 
geh' es übel oder wol:
28 
sein Herz ist doch Trostes-voll.
 
29 
5.
30 
In dem Krieg ist er mit Frieden;
31 
in der Armut / gleichwol reich;
32 
Tod und Leben gilt ihm gleich:
33 
wann er nur ist ungeschieden
34 
von des höchsten Fried' und Freud /
35 
die ihn tröstet allezeit.
 
36 
6.
37 
Ach die Edle Ruh der Seelen /
38 
allen Mangel reich ersetzt:
39 
ja in Leid vielmehr ergetzt:
40 
seelig / wer sie pflegt zu wählen!
41 
alles in der Welt vergeht:
42 
nur der Seelen Ruh besteht.
 
43 
7.
44 
Wahres Ende der verlangen /
45 
einigs Ziel und höchstes Gut!
46 
bleibe stäts in meinem Muht /
47 
lasse mich mit dir nur prangen.
48 
Hilff daß ich die Welt besieg' /
49 
und mich stäts mit dir vergnüg.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.5 KB)

Details zum Gedicht „Uber den Spruch Christi: Friede sey mit euch!“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
49
Anzahl Wörter
208
Entstehungsjahr
1633 - 1694
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Uber den Spruch Christi: Friede sey mit euch!“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Catharina Regina von Greiffenberg. Die Autorin Catharina Regina von Greiffenberg wurde 1633 geboren. Zwischen den Jahren 1649 und 1694 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Greiffenberg ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Das Leben der Menschen war geprägt von der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die Menschen lebten in schwierigen Verhältnissen. Adelige lebten jedoch einen luxuriösen Lebensstil, wohingegen das Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Lebensstil und Erziehung gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von Pessimismus und bitterer Armut, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Nutzung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In Deutschland führte der Barock zu einer Ablösung des Lateinischen in der Literatur - einschließlich der wissenschaftlichen und philosophischen Literatur - durch das Deutsche. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Beamte und Adelige. Berühmte Schriftsteller des Barocks sind etwa Andreas Gryphius, Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 208 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 49 Versen. Die Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg ist auch die Autorin für Gedichte wie „Ich wolt / ich könte so Beginnen“, „In Mittelpunct der Ruh / die ewig sich beweget“ und „In Gott / end ich mein Thun / daß es unendlich wird“. Zur Autorin des Gedichtes „Uber den Spruch Christi: Friede sey mit euch!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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