Auf die blühenten Bäume von Catharina Regina von Greiffenberg

1.
Ach du schönes weisses Feld /
aller Jubel-Vögel Zelt /
Frülings-Flor und Chor der Sänger /
Himmel der spatzieren-Gänger!
ich kan unterlassen nicht
dir zu richten meine Pflicht.
 
2.
O du schöner Perlen-Baum /
10 
die halb aufgeschlossen kaum!
11 
Zephir-Zucker / Schnee vom Biesen!
12 
Gipffel-Lilgen / Stamm-Narcissen!
13 
alle Gleichnus gleicht dir nicht:
14 
deine Zier viel höher sticht.
 
15 
3.
16 
Schlossen-weisse Hoffnungs-Heerd /
17 
die berühret keine Erd!
18 
Schwanen-Schaar / die nicht in Seen /
19 
sondern auf den Aesten stehen /
20 
du lobst / ohne Zung' und Mund /
21 
unsern Gott aus innern Grund.
 
22 
4.
23 
Kreiden-weisses Blüh-Papier!
24 
auf dich wird / des Schöpffers Zier /
25 
sich / durch schwarze Kirschen / schreiben /
26 
und die Süssheit einverleiben.
27 
Jedes Blätlein / ob schon stumm /
28 
laut bekennet seinen Ruhm.
 
29 
5.
30 
Meine Feder schwinget sich /
31 
setzte dieses Lied in dich.
32 
Gottes Ruhm soll / durch mein schreiben /
33 
ewiglich in dir verbleiben /
34 
in dir in die Fruchtverkehrt:
35 
daß der Höchste werd geehrt.
 
36 
6.
37 
Lob sey hier der Blüte Stern;
38 
Ruhm und Preiß / der Kirschen Kern:
39 
daß daraus ein Stamm aufschiesset.
40 
aus der Dankbarkeit entspriesset
41 
alles Segens Safft und Krafft;
42 
sie erweicht den Gnaden-Safft.
 
43 
7.
44 
Weis' und weisse Kunst-gespunst /
45 
klares Stern-Geweb' und Kunst!
46 
Schleyer / dessen zarten Faden
47 
spunnen Göttliche Genaden!
48 
mich ergetz dein Blühgestalt /
49 
biß dich Gott mit Früchten mahlt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.1 KB)

Details zum Gedicht „Auf die blühenten Bäume“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
49
Anzahl Wörter
186
Entstehungsjahr
1633 - 1694
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Die Autorin des Gedichtes „Auf die blühenten Bäume“ ist Catharina Regina von Greiffenberg. Greiffenberg wurde im Jahr 1633 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1649 und 1694. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei der Schriftstellerin Greiffenberg handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit dem Jahr 1800 das schriftstellerische Schaffen in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen („barocco“) und bedeutet so viel wie seltsam geformte, schiefrunde Perle. Die Literaturepoche des Barocks ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die ungenügenden sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten rasend ausbreiten. Rund ein Drittel der Bevölkerung kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die immense Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Die Autoren im Barock behandelten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Das wird auch als Antithetik bezeichnet. Inhaltlich folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Mittelpunkt – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. In der Dichtung des Barocks trat die deutsche an die Stelle der lateinischen Sprache, welche die Sprache der einflussreichsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Dessen ungeachtet war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Im Barock war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für den wohlhabenden Bürger schrieben Lyriker zum Anlass von Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten. Die Dichtung im Barock wird deswegen auch Gesellschaftsdichtung genannt.

Das vorliegende Gedicht umfasst 186 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 49 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Catharina Regina von Greiffenberg sind „In Gott / end ich mein Thun / daß es unendlich wird“, „Gott gibt mir alles hier / aus freyem Liebes-Muht“ und „Mein Wunsch ist / Gott allein / der endlich wird zu allen“. Zur Autorin des Gedichtes „Auf die blühenten Bäume“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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