Auf Gottes Wunder-Beglückung von Catharina Regina von Greiffenberg
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Schöne Sonn / noch schöners Glück / |
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allerschönste Gottes Gnade / |
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ich spür' eure holden Blick / |
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und verhoffe das Gestade |
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und den Hafen meiner Gier / |
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nach verlangen zu erlangen. |
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Ach wie wird mein Herze prangen / |
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wann es schwebt in solcher Zier. |
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Bauen sich schon Wolken auf: |
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ey es pflegt doch nicht zu regnen. |
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wie verwirrt der Erden Lauff / |
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läst er doch nit ab zu segnen |
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seine Freund mit Schutz und Sieg: |
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müssen in dem Kirchen-Kasten |
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in der Flut-Entbärung rasten / |
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haben Fried' und Ruh' im Krieg. |
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Es ist ja / die Rohte Flut |
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seiner Wunder / Spiegel-Eise |
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ach er meynt es allzeit gut! |
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auch in höchster Prüfungs-Weise. |
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Wann er wegert / scherzt er nur / |
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pflegt die Hülffe zu bereiten. |
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In den Welt-Begebenheiten / |
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spürt man seiner Warheit Spur. |
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Ach du weiser Wunderbar? |
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wer wolt dir nicht alls befehlen? |
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wer wolt dich nicht ganz und gar |
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zum Schatz / Schutz / Schild / Held erwehlen? |
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deine Weißheit weiß die Zeit / |
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und dein Allmacht schickt die Sachen / |
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deine Gnad kan alles machen / |
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dir zu Lob und uns zur Freud. |
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Wie der Perlen- Fischer muß |
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an dem Grund die Muscheln fassen / |
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und versenkter in den Fluß |
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ihm die Augen binden lassen: |
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also will in Gottes Macht |
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ganz und gar ich mich versenken; |
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seine Weißheit wird mir schenken |
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einen Sieges-Perlen-Pracht. |
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Ich ich will / Vernunfft-geblendt / |
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mich in Gottes Güte wagen / |
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und verhoffend beede Händ |
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voller Wunder Frücht her tragen: |
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will auf meinen Stern / auf Gott / |
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Nadel / Herz / und Augen richten / |
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ihn zu Hülff und Trost verpflichten. |
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Noht / hat glaubend keine Noht. |
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Torheit wär es / solche Werk |
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Menschlich ohne Glauben glauben. |
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Dieser Gott-beherrschungs-Stärk' |
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ist erlaubt das Wunder-rauben: |
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kan erlangen / was sie will / |
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ja Gott selbst ins Herze greiffen. |
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Biß die Glaubens-Früchte reiffen / |
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bin ich frölich hoffend-still. |
Details zum Gedicht „Auf Gottes Wunder-Beglückung“
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1633 - 1694
Barock
Gedicht-Analyse
Die Autorin des Gedichtes „Auf Gottes Wunder-Beglückung“ ist Catharina Regina von Greiffenberg. Greiffenberg wurde im Jahr 1633 geboren. Im Zeitraum zwischen 1649 und 1694 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei Greiffenberg handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche.
Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Der Barock ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schwachen sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen rasend ausbreiten. Rund dreißig Prozent der Menschen kamen durch den Krieg und grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die starke Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Pessimismus und bitterer Armut, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung des Lateinischen in der Literatur - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch das Deutsche. Herausragende Vertreter des Barocks waren etwa: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Weise und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das Gedicht besteht aus 63 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 279 Worte. Die Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg ist auch die Autorin für Gedichte wie „Auf den Kornschnitt“, „Verlangen / nach der herrlichen Ewigkeit“ und „Auf eben dieselbe“. Zur Autorin des Gedichtes „Auf Gottes Wunder-Beglückung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Catharina Regina von Greiffenberg (Infos zum Autor)
- Auf den Kornschnitt
- Verlangen / nach der herrlichen Ewigkeit
- Auf eben dieselbe
- Auf die liebliche Sommer- und Ernde-Zeit
- Auf den Geistlichen-Wortes-Donner: im grösten Donnerwetter / im Garten
- GOtt-lobende Frülings-Lust
- Herzliche Lobens-Begierde
- Ich wolt / ich könte so Beginnen
- In Mittelpunct der Ruh / die ewig sich beweget
- In Gott / end ich mein Thun / daß es unendlich wird
Zum Autor Catharina Regina von Greiffenberg sind auf abi-pur.de 338 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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