Auf die Geistes-Erleuchtung von Catharina Regina von Greiffenberg

1.
O Klareste Sonne! wer wolt dich nit kennen /
wer wolte nicht völlig erleuchtet sich nennen?
wann / Schöne / du scheinest mit feurigen Blick /
versicht sich das Herze auf hoffendes Glück.
die Warheit selbst schreyet:
bitt / was ihr verlanget /
auf daß ihr empfanget
was völlig euch freuet!
10 
ich habe gebetten:
11 
nun will ich hintretten /
12 
im Glauben / weil Christum sein Zusag nit reuet.
 
13 
2.
14 
O herrliche Herrlichkeit glaubiger Herzen /
15 
die glaubend verlieren all plagende Schmerzen!
16 
durch Glauben / würkt Glaube ein völliges Werk /
17 
im Glauben und Glaubigen Göttliche Stärk.
18 
Die Glaubigen ehren
19 
mit Allmacht-bekennen /
20 
und Liebes-Brunst-brennen
21 
den ewigen HERREN.
22 
Sein Gnade sie weisen /
23 
sein Wunder sie preißen /
24 
sein Glori / Lob' / Ehr und Preiß herrlich vermehren.
 
25 
3.
26 
Wann Gölden und Perlene Bächlein entsprüngen /
27 
und nahend von eurer Behausung hindrüngen /
28 
ihr würdet bald völlig sie leiten hinein /
29 
voll Freuden / voll Jauchzen / des Sieges halb / seyn!
30 
die Gnaden-Gold-Flüsse
31 
sich häuffig erzeigen:
32 
ihr könnet sie neigen
33 
zu eurem gentesse.
34 
Der Glaube kan machen /
35 
daß jedliche Sachen
36 
den Frommen zu Frieden und Ehren ersprießen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.4 KB)

Details zum Gedicht „Auf die Geistes-Erleuchtung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
163
Entstehungsjahr
1633 - 1694
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Die Autorin des Gedichtes „Auf die Geistes-Erleuchtung“ ist Catharina Regina von Greiffenberg. 1633 wurde Greiffenberg geboren. In der Zeit von 1649 bis 1694 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Barock zuordnen. Die Schriftstellerin Greiffenberg ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Die deutsche Epoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des aus dem Portugiesischen stammenden Begriffes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Das Leben war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige lebten jedoch einen luxuriösen Lebensstil, wohingegen das normale Volk von Armut geplagt war. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten jedoch zu einem Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Elend und Krieg lösten in der einfachen Bevölkerung ein starkes Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in verschwenderischem Luxus und ließen sich Prunkschlösser bauen. Diese Gegensätze von Todesangst und Lebenslust bzw. Armut und Luxus ließen sich ebenso in der Barockliteratur ausmachen. In der Dichtung wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung des Lateinischen in der Literatur - einschließlich der wissenschaftlichen und philosophischen Literatur - durch das Deutsche. Da während der Literaturepoche des Barocks die äußere Ästhetik und der Wohlklang eines literarischen Werkes eine große Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform jener Zeit das Gedicht. In den Gedichten wurden sehr gerne Metaphern, Symbole und Hyperbolik (Übertreibung) verwendet.

Das 163 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg sind „Ich wolt / ich könte so Beginnen“, „In Mittelpunct der Ruh / die ewig sich beweget“ und „In Gott / end ich mein Thun / daß es unendlich wird“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Auf die Geistes-Erleuchtung“ weitere 338 Gedichte vor.

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